Ich (m/42) bin demi-heteroromanntisch sowie demi-heterosexuell.

Demiromantisch zu sein bedeutet, dass man erst eine emotionale Bindung zu einer Person aufbauen muss, bevor man sich romantisch zu einer Person hingezogen fühlt. Demisexuell bedeutet, dass erst eine emotionale oder romantische Bindung zu einer Person vorhanden sein muss, bevor man sich sexuell zu ihr hingezogen fühlt.

In meinem Fall ist es so, dass ich zunächst erst eine tiefe und vor allem langjährige Freundschaft zu der potentiellen Partnerin haben muss (mind. 3 Jahre), in welcher sich dann auch noch Gefühle von Urvertrauen und Geborgenheit ihr gegenüber einstellen müssen, bevor ich romantische Gefühle für diese Frau entwickeln kann. Sind die romantischen Gefühle beidseitig verbindlich, kann ich dann auch sexuelle Anziehung aufbauen und zulassen.

Der geneigte Leser ahnt nun vielleicht schon, was da kommt - i.d.R. ein Entsetzensschrei der (Herzens)Dame, wie ich mich denn erdreisten könne, so eine schöne und tiefe Freundschaft durch romantische Gefühle zu zerstören 😢

Dabei gehe ich ganz offen mit dem Demi-Thema um und weise die Dame bereits ganz zu Beginn der Freundschaf darauf hin, dass nur dieser Weg (auf dem Pfad zur Partnerschaft) für mich infrage kommt, da es meiner Orientierung und somit meiner Natur entspricht. Dies wird grundsätzlich anfangs immer akzeptiert, endet aber dann (meist schon an dem Punkt, wo ich mich verliebe) damit, dass die Dame mir Verrat und Vertrauensbruch vorwirft und ich nicht nur die Frau als potentielle Partnerin verliere sondern eine wunderbare Freundschaft obendrein.

Ghosting ist das, was mir dabei wohl am meisten bisher begegnet ist und vom anfänglichen commitment und einer offenen und ehrlichen Kommunikation keine Spur mehr. 🤦‍♂️

Ich weiss, dass in unserer aktuellen Gesellschaft absolut eine andere Regel herrscht, wie man - angeblich - in eine Partnerschaft zu kommen hat (was ganz ehrlich, meiner Meinung nach viel mehr mit Manipulation zu tun hat, als mit gesundem Kennenlernen, aber das nur am Rande).

Und damit hier ja erst gar keine Missverständnisse aufkommen - ich bin weder verbittert noch unzufrieden mit mir selbst. Mein Selbstwertgefühl ist völlig normal und ich brauche auch keine Partnerschaft, um selbst glücklich zu sein.

Vielmehr möchte ich gern wissen, ob es wirklich so entsetzlich abwegig ist, aus einer tiefen Freundschaft heraus mehr entwickeln zu wollen, oder ob es einfach an der aktuellen Gesellschaft liegt, hier meist unverbindlich und oberflächlich bleiben zu wollen oder ganz stark zwischen Freundschaft (das gehasste Wort "Friendzone") und potentieller Partnerschaft zu unterscheiden?

Natürlich heisst es immer: eine Freundschaft hält länger als eine Partnerschaft, aber die Freundschaft soll ja hier die Basis für die Partnerschaft sein und allzu oft heisst es auch, der Partner soll zugleich der beste Freund sein.

Was bitte würde also aus Damensicht Schlimmes passieren, wenn man sich doch darauf einliesse?