Wenn wir uns verlieben und diese Liebe erwidert wird, erschaffen wir eine großartige Illusion: Wir glauben, dass nahezu alles an dem anderen wunderbar ist.
Diese Illusion wird im Laufe der Zeit mehr und mehr an unseren Bedürfnissen überprüft; manchmal bleibt von der Faszination viel übrig, manchmal hingegen s nur sehr wenig oder gar nichts. Bezeichnenderweise lebt die Illusion des Anfangs also gerade davon, dass sich die Verliebten nicht kennen. Mit Michael Mary gesagt: „Gerade dieses Fremdsein schafft die Voraussetzung für ihre scheinbar vollständige Übereinstimmung. Gerade weil sie sich in vielen Aspekten ihrer Persönlichkeit nicht kennen, können sie den Eindruck gewinnen, sich ganz und 1 gar zu verstehen. Um den Eindruck des völligen Verstehens nicht zu beschädigen, konzentrieren sich die Liebespartner darauf, nur Verbindendes zu kommunizieren.
Sie tauschen zärtliche Blicke und Berührungen aus, Küsse und Sexualität, erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben, hören sich gegenseitig geduldig zu, träumen von einer gemeinsamen Zukunft, schwören sich ewige Liebe. Sie kommu-15 nizieren, was Erwiderung findet, und vermeiden, was Ablehnung hervorruft.