Ich denke das liegt daran, das introvertierte - also stille und zurückhaltende Menschen - erst dann reden, wenn sie auch wirklich etwas zu sagen haben. Sie reflektieren viel und denken sehr viel über ihre Umwelt und ihre Mitmenschen nach. Es ist nicht so, dass sich stille Menschen nicht gerne unterhalten. Das Gespräch muss aber Substanz und ein bisschen Niveau haben. Heutzutage gibt es eher wenige Gespräche mit Tiefgang, dafür aber umso mehr belanglose Gespräche (meine persönliche Meinung) - sogenannten "Small-Talk". Mit Small-Talk tun sich Introvertierte aber sehr schwer. Deshalb halten sie sich aus solchen Gesprächen lieber heraus. Sie gehen auch nicht gerne auf Partys oder sonstige gesellschaftliche Veranstaltungen, weil es dort auch wieder nur um Small-Talk geht. Und deshalb gelten sie als langweilig.

Außerdem haben stille Menschen fast panische Angst davor, aufzufallen oder sich lächerlich zu machen. Sie verhalten sich übertrieben höflich, geradezu unterwürfig und sind extrem gewissenhaft. Gerade dadurch wirken sie etwas linkisch und unbeholfen. Das Ergebnis? Sie fallen auf! Bekommen sie ihren Hang zur Abgeschiedenheit nicht in den Griff, tritt dieser immer deutlicher zu Tage. Schließlich geht der Kontakt zur Außenwelt fast vollständig verloren. Das Ende vom Lied: Sie bekommen wieder den Stempel "langweilig" aufgedrückt.

Introvertierte suchen sich auch meistens Hobbies und Tätigkeiten, bei denen sie allein sein können. Sie gehen gerne spazieren (allein), lesen gerne, sitzen am Computer etc. Das ist ein weiterer Grund, weshalb sie als langweilig gelten. Introvertierte Menschen brauchen viel Zeit, um nachzudenken und zu reagieren. Sie brauchen länger, um Dinge, die sie gehört, gesehen oder erlebt haben zu verarbeiten. Das ist psychische Schwerstarbeit, weshalb sie recht schnell erschöpft sind. Sie müssen sich öfter zurückziehen, um ihre inneren Akkus wieder aufzuladen.

Das beste Gegenmittel ist, sich Tätigkeiten zu suchen, bei denen man mit anderen Menschen interagieren muss. Man könnte zum Beispiel Flüchtlingen beim Deutschlernen helfen. Ich bin selbst introvertiert und arbeite einmal pro Woche in einer Kita, mache dort mit den Kleinen Bewegungsspiele. Ehrenamtlich, versteht sich. Als Betroffener habe ich zahlreiche Tipps und Strategien für leise Menschen zusammengestellt und zu einem E-Book verarbeitet. Es heißt "Sag doch auch mal was" - Strategien für Introvertierte und kann bei Amazon bestellt werden.

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