Katalonien sollte weiterhin zu Spanien gehören

Interessant wie wenig Ahnung hier die meisten Foristen haben. Viele haben eine sehr romantische Vorstellung separatistischer Ambitionen. Das ist sehr kurzsichtig und vor allem auch gefährlich, denn es rechtfertigt die perfide Propaganda, die seit Jahren vom Separatismus betrieben wird. Völlig unverständlich ist für mich die Tatsache, dass vor allem das linke politische Spektrum die Unabhängigkeitsbestrebungen einer wohlhabenden Region unterstützt. Ideologisch gesehen ist es ein Bruch mit den Werten linker Politik, die eigentlich für Solidarität, Gerechtigkeit und Gleichheit steht. Hier wird offenkundig die Entsolidarisierung einer reichen Region mit dem ärmeren Rest gutgeheißen, wie Daniel Cohn-Bendit von den Grünen argumentierte.

 Der katalanische Nationalismus/Separatismus gibt sich pazifistisch, demokratisch und zivilisiert, aber gleichzeitig ist er in Teilen rassistisch motiviert, grenzt politische Gegner aus, diffamiert und enthumanisiert sie. Diese vielfach stillschweigende aber auch ausgesprochene Ausgrenzung durchzieht die gesamte Gesellschaft, das gesamte wirtschaftliche und politische Leben. In Katalonien lassen sich viele Phänomene und Mechanismen beobachten, die für einen Außenstehenden totalitaristisch anmuten müssten. Der Nationalismus durchdringt alle Lebensbereiche und organisiert sie politisch: in der Verwaltung und in öffentlichen Unternehmen ist nationalistische Gesinnung wichtiger als Eignung, Stark subventionierte Kulturorganisationen die eigentlich zur Förderungen der katalanischen Sprache und Kultur gegründet wurden, haben sich nun ausnahmslos dem Kampf um die Unabhängigkeit verschrieben und organisieren die Massen. In den öffentlichen Schulen und Universitäten wird eine diskriminierende Sprachpolitik und eine offizialistische Geschichtsschreibung betrieben, durch die Autonomieregierung massiv subventionierte Fernseh- und Radiosender und Internet-Medien verbreiten die offizielle Doktrin, etc. etc. Man kann sich dem schwer entziehen, und wenn man sich gegen den Apparat stellt, hat man es schwer. Und das alles obwohl es in der Bevölkerung offenkundig keine Mehrheit für die Unabhängigkeit gibt. Zwar haben die Separatisten aufgrund der asymmetrischen Wahlarithmetik eine Mehrheit von wenigen Sitzen im katal. Parlament, diese stützt sich jedoch nur auf ca. 47% der Stimmen. Neusten Erhebungen zufolge, liegt der tatsächliche Anteil der Unterstützer einer Unabhängigkeit bei ca. 41% und der Part der Unabhängigkeitsgegner bei ca. 48%. Die katalanische Bevölkerung ist gespalten und Konfrontationen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Unabhängigkeit nehmen zu. Die von der katalanischen Regierung geförderte Radikalisierung von Teilen der separatistischen Bewegung (der katal. Ministerpräsident Torra bezeichnet die Restspanier als "Vipern und Bestien in menschlicher Gestalt") führt nun auch zu physischer Gewalt, sowie Beschädigung und Zerstörung von öffentlichem Inventar. Diese Zuspitzung alimentiert auch die Zunahme rechtsextremer Strömungen in der politischen Landschaft des Staates. So hat die rechtspopulistische Partei VOX bei den letzten Parlamentswahlen vor einigen Wochen über 50 Sitze gewonnen. Es ist eine logische Regel: Radikalisierung erzeugt Radikalisierung. Das sollten alle, die hier Sympathien mit der separatistischen Bewegung hegen, wissen. Noch ein Wort zur Geschichte: Katalonien war niemals ein unabhängiger Staat oder gar ein Königreich wie beispielsweise Bayern. Es war Teil des Königreichs Aragon. Durch die Zusammenführung der Königreiche Aragon und Kastilien vor über 500 Jahren entstand in groben Zügen das Spanien, das wir heute kennen. Seit dieser Zeit ist Katalonien im spanischen Staatsgebilde eingebettet. Es gibt definitiv keine historische Rechtfertigung einer katalanischen Unabhängigkeit.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.