Metaphorischer Briefwechsel

Lieber Beat

ist es dir recht, wenn ich gleich an beiden von dir vorgeschlagenen Daten, am 18. und am 30. März in den Cellounterricht komme?

Lieber Gruss, Iris

Liebe Iris

Klar ist es mir recht, wenn du beide Mal kommst! Ist ja oft schwierig genug, einen Termin zu finden. Da muss man jede Gelegenheit beim Schopf packen!

Lg, Beat

Lieber Beat

du hast recht, passende Termine sind dünn gesät, deshalb machen wir doch gleich Nägel mit Köpfen: ich komme also am 18. und 30. März. Danke für die Metapher (die Gelegenheit beim Schopf packen); ich sammle solche gerade, da ich sie in der Schule behandle. Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, jetzt müssen meine Schülerinnen und Schüler in den sauren Apfel beissen und eine mehr lernen. Ich werde es ihnen aber nicht auf die Nase binden, dass du schuld bist.

Ich hoffe, man darf dich ab und zu etwas auf den Arm nehmen, ohne dass das dich gleich auf die Palme bringt und du aus der Haut fährst. Sonst werde ich auf der Hut sein, wenn ich das nächste Mal bei dir aufkreuze und Lunte rieche, dass heute mit dir nicht gut Kirschen essen ist. Dann werde ich dich fragen, ob dir eine Laus über die Leber gekrochen sei, oder ob ich dir auf den Fuss getreten sei. Da würde ich den Kopf nicht in den Sand stecken, obwohl ich ihn gerne wieder aus der Schlinge ziehen würde. Allerdings möchte ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, und ins Fettnäpfchen treten will ich auch nicht. Sonst kann ich mir denn meine Cellostunden ans Bein streichen, wenn du etwa meinst, ich könne dir in die Schuhe blasen und den Buckel hinunter rutschen. Ob du wohl noch einmal ein Auge zudrücken würdest? Lass dir das Ganze doch nochmals durch den Kopf gehen, sonst machst du doch - bei Lichte besehen - wirklich aus einer Mücke einen Elefanten. Aber vielleicht renne ich hier offene Türen ein und bin auf dem Holzweg, weil du gar nicht im Schilde führst, mir einen Denkzettel zu verpassen. Habe ich das alles nur an den Haaren herbei gezogen? Dann hätte ich wirklich Schwein gehabt. Also Schwamm drüber? Da würde mir ein Stein vom Herzen fallen, denn solche Dinge nehme ich nicht auf die leichte Schulter, sondern nehme sie mir sehr zu Herzen.

Also ich hab keine Schraube locker und noch alle Tassen im Schrank, es hat mir einfach den Ärmel herein genommen mit diesen Metaphern; und ich bin halt nicht auf den Mund gefallen... :-) Ausbaden möchte ich das aber nicht, auch wenn man sagt, man müsse die Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat.

Meine Tochter hat dir ja kürzlich auch geschrieben. Sie muss zusammen mit anderen Schülerinnen einen Vortrag über Telemann schreiben. Ich kann ihr da nicht helfen; von diesem Komponisten weiss ich nicht viel. Es lag mir auf der Zunge, ihr zu sagen, dass sie sich dies aus dem Kopf schlagen und einen anderen Komponisten wählen solle, aber du kennst ja meine Tochter: sie will immer mit dem Kopf durch die Wand. Da sie mit allen Wassern gewaschen ist, hat sie auch das Ruder gleich an sich gerissen, und nun sollte sie das nötige Wissen zusammentragen. Jetzt sitzt sie schön in der Tinte und muss halt die bittere Pille schlucken und die Zähne zusammenbeissen. Sie möchte diese Last nun auf jemandes anderen Schulter abwälzen. Du könntest ihr da doch aus der Patsche helfen! Nicht dass sie noch die Flinte ins Korn wirft. Es ist gar nicht so, dass sie noch keinen Finger gerührt und nur auf der faulen Haut gelegen hätte, im Gegenteil; sie hat die Aufgabe sofort in Angriff genommen, doch ist sie aus allen Wolken gefallen, als sie sah, wie viele Werke der geschrieben hat. Sie hat sich den Kopf zerbrochen, wie sie aus diesen tausenden Werken die zwei bis drei wichtigsten herausfinden kann. Dies hat ihr ein wenig den Wind aus den Segeln genommen und sie hat etwas Trübsal geblasen, denn eine solche Aufgabe ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Doch da ist sie über ihren eigenen Schatten gesprungen und hat den Stier bei den Hörnern gepackt und dich um Hilfe gebeten (also, nicht dass du ein Stier wärst!). Bei dir als Musiker ist es ja sicher nicht so, dass du von Tuten und Blasen keine Ahnung hast, und ich denke, du kannst ihr unter die Arme greifen, ohne dass du dir ein Bein ausreissen musst. Du kannst das ja einfach aus dem Ärmel schütteln. Wenn du ihr mit Rat und Tat beistehst, muss meine Tochter nicht mehr von Pontius zu Pilatus gehen, um das nötige Wissen zusammenzu-suchen. So kommt sie einfach nicht vom Fleck. Mit deiner Hilfe würde ihr Vortrag sicher gut werden, dann kann sie sich mit fremden Federn schmücken und so den Lehrer ein wenig übers Ohr hauen. Das würden wir aber natürlich nicht an die grosse Glocke hängen. Selber schuld, wenn er ihr auf den Leim geht, das kann er niemand anderem in die Schuhe schieben. Er wird aber so oder so noch seinen Senf dazu geben wollen, denn er findet immer ein Haar in der Suppe. Hoffentlich wird ihr der Erfolg nicht zu Kopf steigen. Sie könnte sich dann schön auf ihren Lorbeeren ausruhen. Ihr Erfolg würde sie sicherlich beflügeln. Doch bitte ich dich, deine Hilfe nicht auf die lange Bank zu schieben, sonst verpasst sie den Abgabetermin, und somit wäre dann der Zug für sie abgefahren und sie könnte die Katze nicht mehr aus dem Sack lassen. Dann könnte sie sich die gute Note wohl abschminken. Ich denke nicht, dass sie den Lehrer um den kleinen Finger wickeln könnte, damit er ihr eine Gnadenfrist gewährt. Da würde sie sicher ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter machen! Wenn sie dann noch die Schule an den Nagel hängt, hätte ich wirklich ein Huhn mit dir zu rupfen! Für eine Berufslehre wäre es nämlich zu spät, so sässe sie dann zwischen Stuhl und Bank. Diesen Schwarzen Peter könntest du nicht weiter schieben; meine Argumente sind hieb- und stichfest. Aber nun habe ich dich genug weichgeklopft und dir die Leviten gelesen; jetzt wirst du sicher alle Hebel in Bewegung setzen, um ihr zu helfen, und das ist ja der springende Punkt.

Jetzt habe ich geredet wie ein Wasserfall und es genug auf die Spitze getrieben; das geht bald auf keine Kuhhaut mehr. Wenn du meinst, ich hätte hier über die Stränge geschlagen, gebe ich dir ganz recht; aber gegen solche sprachlichen Ergüsse ist kein Kraut gewachsen. Da siehst du, welchen Stein du ins Rollen gebracht hast mit deiner Metapher. Obwohl es sicher noch mehr gäbe, die man hier verwenden könnte, lasse ich die Fünf nun mal gerade sein, und obwohl man mich sonst beim Wort nehmen kann, ist dies hier nicht ganz wörtlich zu nehmen, auch wenn hier, wie überall, sicherlich ein Körnchen Wahrheit zu finden ist. Das meiste ist aber völlig aus der Luft gegriffen. Damit grüsse ich dich herzlich, Iris

...zur Antwort