Ein ganz grundsätzlicher Konfliktherd hat sich durch Verträge ergeben, welche die großen europäischen Länder geschlossen haben: Da war einmal der sogenannte „Dreibund“ zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien von 1879, dem auch noch Rumänien beigetreten ist. Auf der anderen Seite stand das „Entente“-Bündnis von 1907, zu dem das Vereinigte Königreich, Frankreich und Russland zählten. Beide Bündnisse waren so vereinbart, dass bei einem militärischen Angriff auf einen der Bündnispartner alle anderen zu Hilfe kommen müssen. Anstatt gemeinsam über die politischen Probleme und Schwierigkeiten zu sprechen und am Verhandlungstisch eine Lösung zu suchen, haben sich die Monarchen und Politiker vor allem einzeln getroffen. Dabei wurden die Konflikte zwischen den Ländern immer mehr verschärft.

Österreich-Ungarn hat im Jahr 1908 Bosnien und Herzegowina annektiert (eingegliedert), ohne dass die dortige Bevölkerung das wollte oder sie dazu befragt wurde. Dadurch entstand ein andauernder Streit mit Serbien. Auch Russland und das Osmanische Reich (die Türkei), die selbst Ansprüche anmeldeten und ihre dortigen wirtschaftlichen und politischen Interessen verletzt sahen, waren an dem Streit beteiligt. Hätten hier die Politiker und Generäle aus Österreich-Ungarn anders gehandelt, wäre womöglich in dieser Region kein so „heißer“ Konfliktherd entstanden, an dem sich dann auch der Erste Weltkrieg entzündete.

Nach der Ermordung von Erzherzog Franz-Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo am 28. Juni 1914 haben sich österreichische Politiker und Generäle sowie der Kaiser recht rasch zu einem militärischen Rache- oder Bestrafungsfeldzug gegen Serbien entschlossen, das sie für diese Morde verantwortlich machten. Der deutsche Kaiser und maßgebliche Politiker und Militärs des Deutschen Reiches haben sie bei dieser Entscheidung unterstützt. Auch an diesem Punkt hätten die Verantwortlichen den diplomatischen Weg fortsetzen können und so womöglich einen Krieg verhindert.

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