Ich war bei der Einäscherung dabei, weil ich das „gebraucht“ habe. Als der Bestatter gefragt hat, ob man dabei sein möchte, war ich empört über diese Frage und habe sofort abgelehnt. Drei Tage hat es in mir gearbeitet und ich hatte immer mehr den Drang, doch hinzugehen. Ich habe immer auf den Anruf gewartet, dass mein Papa nicht tot ist, obwohl ich dabei war, als er starb. Das war bis zur Einäscherung ein Nicht-wahr-haben-wollen.
Mein Mann hat dann im Krematorium auf den Startknopf gedrückt. Das konnte und wollte ich nicht. Hinterher habe ich ihn gefragt, wieso er das gemacht hat (ohne Vorwurf!). Er sagte, dass er ihn nicht fremden Händen überlassen wollte.
Nach der Einäscherung ging es mir kurioserweise besser. Darüber war ich selbst verwundert. Ich konnte prompt aufhören zu heulen. Die Mitarbeiterin im Krematorium meinte, dass manche Menschen so empfinden und es einfach im Trauerprozess brauchen. Es war greifbar und ein Abschluss. Ich wollte nicht, dass mein Papa (Körper) diesen letzten Weg allein gehen muss. Es war ein ganz intimer Moment. Traurig, aber auch irgendwie sehr schön. Es waren nur wir drei. So konnte ich ihm nochmals die letzte Ehre in menschlicher Gestalt erweisen.
Auf den Sarg habe ich noch Ferrari Aufkleber geklebt - so konnte er wenigstens einmal Ferrari fahren.

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