Hallo, dein Eintrag ist zwar schon etwas älter aber ich kam nicht darüber hinweg, noch etwas zu deinem Anliegen zu schreiben.
Kurz vorweg, finde ich es erschreckend wie diskriminierend und sogar beleidigend sich meine Vorredner zu diesem Thema geäußert haben. Tattoos sind heutzutage gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert. Meine Freundin ist Grundschullehrerin in einem sehr kleinen, konservativen Dorf in Österreich und ist trotz ihrer großflächigen Tattoos (inkl der Hände) ein beliebter und erfolgreicher Lehrkörper. Dass Tätowierungen auf eine „geistige Primitivität“ hindeuten sollen, ist schlichtweg falsch. Es erschreckt mich, dass es heutzutage wirklich noch Menschen gibt, die so beschränkt über das Thema denken. Die Gute hat ihr Matura mit 1,0 abgeschlossen und hatte bereits mit 24 ihre erste eigene Schulklasse. Ich bin zwar keine Lehrerin und habe es auch nicht vor aber auch ich habe es, trotz meiner großflächigen, sichtbaren Tattoos, einen guten 1er-Schnitt geschafft, studiere aktuell Biologie an der besten Uni Berlins und leite an meiner Uni ein Tutorium. Zusätzlich gebe ich professionelle Lernbegleitung. Diskriminiert wurde ich aufgrund meiner Tattoos noch nie. Genauso wenig hat je einer meine Kompetenzen angezweifelt. Zum Glück geht es an wirklich wichtigen Instituten um Leistungen und nicht um Äußerlichkeiten. Falls du wegen eines Tattoos einen Job verweigert bekommen solltest, kannst du dich freuen, dass sich bereits am Anfang gezeigt hat, dass du evtl. schlechte Erfahrungen mit diskriminierenden Kollegen und Chefs nicht machen musst, da sich die Deppen direkt geoutet haben. Möchte man wirklich mit Leuten zusammenarbeiten, die einem vorschreiben wollen, wie man auszusehen hat? Dabei stelle ich voraus, dass wir über ein allgemein gepflegtes Erscheinungsbild und neutralen Tätowierungen reden, ohne z.B. politischem Hintergrund.
Erschreckend finde ich zu behaupten, man würde Werbung machen, nur weil man sichtbare Tattoos trägt. Traut ihr euren Kindern wirklich so wenig zu, dass sie sich keine eigene Meinung zu dem Thema bilden können, sodass ihr wirklich glaubt, dass nur weil eine Lehrkraft tätowiert ist, sich das Kind sofort unter die Nadel legen will? So etwas lächerliches habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Bei dem steigenden Lehrermangel, würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Wenn ich mir überlege, dass mein Chemielehrer 1x die Woche aus Bonn angereist ist, damit wir überhaupt Chemieinterricht haben, kannst du davon ausgehen, dass es sich auch in weiterer Zukunft keiner erlauben darf, Menschen aufgrund ihrer Tattoos nicht einzustellen, wenn sie nicht alle Fächer und Klassenstufen alleine unterrichten wollen.

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