Zu allererst würde ich mich gar nicht outen. Wozu? Es ist dein Privatleben, deine Sexualität. Die lebst du aus und kein anderer.

Ich bin jetzt 25 Jahre alt und habe mich „erst“ vor einem Jahr als lesbisch geoutet. Mit ca. 22 Jahren habe ich mich als bi geoutet, dabei habe ich mich aber selber belogen, um es meiner Familie etwas schmackhafter zu machen und mich vor meinen damaligen Freunden nicht anders zu fühlen (ich war nur in Heterokreisen unterwegs). Nun habe ich eine feste Freundin und durch sie habe ich gemerkt, dass ich Männer eigentlich nie attraktiv fand, sondern durch die Gesellschaft und Familie dazu gedrängt wurde, eine Familie auf natürlichem Wege zu gründen. Ich wusste eigentlich schon lange, dass ich das nicht wollte, habe mir aber Zeit gelassen, es meiner Familie zu sagen, weil ich wusste sie werden damit ein Problem haben (meine Eltern wollen unbedingt Enkelkinder haben und wenn sie nicht natürlich gezeugt werden, sondern durch z. B. künstliche Befruchtung oder Adoption, ist es nicht so wie Gott es vorgeschrieben hat - was nicht heißt, dass sie die Kinder weniger lieben würden. Es ist einfach nicht so wie sie es kennen). Deshalb habe ich mich gezwungen gefühlt mich zu outen, damit meine Eltern sich an den Gedanken gewöhnen und es kein großer Schock ist, wenn ich plötzlich mit einer Frau vor deren Haustür stehe. Wenn ich wüsste, dass sie mit diesem Thema gut und toleranter umgehen, hätte ich mich niemals geoutet und mir, sowie meinen Eltern diesen Stress erspart. Schön war dieser Moment nämlich nicht. Aber ehrlich gesagt hätte es auch schlimmer ausgehen können. Im Endeffekt haben wir kaum diskutiert aber sie haben mir versucht einzureden, dass es eine Phase ist, weil ich nicht zufrieden mit meinem Leben bin und noch nicht den passenden Mann gefunden habe (in der Zeit habe ich sehr viele Männer gedatet, da ich auf der Suche nach Zuneigung und Bindung war und es schlichtweg einfacher war, es durch Männer zu bekommen, auch wenn es nur für eine Nacht oder einen kurzen Zeitraum war. Daher haben es meine Eltern auf meine damalige Datingsituation geschoben und hätten niemals damit gerechnet, dass ich lesbisch bin.)Es war eine schwierige Zeit für mich aber ich habe mich dadurch besser kennengelernt und gemerkt was ich eigentlich möchte. Und das was ich wollte waren nicht Männer. Es war eine Bindung einzugehen aber mit einer Frau. Leider hatte ich nie so richtig den Zugang zu der lesbischen Szene, weder durch Freunde, Familie und von Datingapps hatte ich gar keine Ahnung.) Erst im Nachhinein haben sie es nach und nach akzeptiert. Naja, was heißt akzeptiert, sie haben gelernt damit zu leben aber wirklich glücklich werden sie niemals damit sein. Meine Eltern haben an sich nichts gegen Homosexuelle, aber sie wünschen sich für ihre eigenen Kinder etwas anderes. Meine kleine Schwester ist jetzt 13 und hat sich vor meinen Eltern als bi geoutet und meine Eltern haben versucht es ihr auszureden. Ich sei doch schuld und habe ihr angeblich durch mein Outing einen Floh ins Ohr gesetzt. Aber ich wusste es von ihr lange bevor sie es von mir wusste, dass ich nicht heterosexuell bin. Da hat sie sich vor mir geöffnet. Ich lasse ihr Zeit, da sie noch sehr jung ist und sich noch Vieles verändern kann aber sie scheint sich trotzdem sicher zu sein und sie hat sich geoutet, weil sie sich anscheinend irgendwie sicher gefühlt hat und von mir hat sie die volle Unterstützung, weshalb ihr wahrscheinlich das Outing etwas leichter gefallen ist. Sie wusste, sie ist nicht allein und es gibt wenigstens eine Person, die sie versteht und unterstützt. Vielleicht hat sie sich getraut sich zu outen, weil sie gesehen hat, dass meine Eltern es zwar schweren Herzens akzeptiert haben aber damit leben können. Aber da du wahrscheinlich „allein“ in der Situation bist, lass dir bitte Zeit und oute dich nur, wenn du es wirklich für nötig hälst. Ansonsten behalt es für dich und vertraue dich anderen Leuten an, denen du vertrauen kannst und mit denen du offen sprechen kannst, ohne diskriminiert zu werden oder abwertend behandelt zu werden und sein kannst wer du bist.

Um es kurz zu fassen ( :P) warum schreibe ich das alles? - ich habe mich geoutet, als ich mich sicher mit mir selbst und mit meiner Lebenssituation gefühlt habe. Als ich wusste, falls sie mich „verstoßen“ oder gar nicht akzeptieren, werde ich auch alleine damit zurecht kommen. Also tu dir selber den Gefallen und lass dir Zeit. Du wirst irgendwann selber spüren, ob es nötig ist bzw. wann es soweit ist.
Stress dich nicht, es ist dein Leben, deine Vorliebe, deine Entscheidungen

Lieben Gruß an dich und alles Gute für deinen weiteren Weg!

(Ich hoffe, ich konnte damit vielleicht auch anderen Leser*innen helfen und entschuldigt für die lange Nachricht aber man weiß nie, wem man mit seinen eigenen Erfahrungen helfen kann.)

Wünsche allen, die das lesen, alles Gute auf ihrem Weg.

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Zu allererst würde ich mich gar nicht outen. Wozu? Es ist dein Privatleben, deine Sexualität. Die lebst du aus und kein anderer.

Ich bin jetzt 25 Jahre alt und habe mich „erst“ vor einem Jahr als lesbisch geoutet. Mit ca. 22 Jahren habe ich mich als bi geoutet, dabei habe ich mich aber selber belogen, um es meiner Familie etwas schmackhafter zu machen und mich vor meinen damaligen Freunden nicht anders zu fühlen (ich war nur in Heterokreisen unterwegs). Nun habe ich eine feste Freundin und durch sie habe ich gemerkt, dass ich Männer eigentlich nie attraktiv fand, sondern durch die Gesellschaft und Familie dazu gedrängt wurde, eine Familie auf natürlichem Wege zu gründen. Ich wusste eigentlich schon lange, dass ich das nicht möchte, habe mir aber Zeit gelassen, es meiner Familie zu sagen, weil ich wusste sie werden damit ein Problem haben (meine Eltern wollen unbedingt Enkelkinder haben und wenn sie nicht natürlich gezeugt werden, sondern durch z. B. künstliche Befruchtung oder Adoption, ist es nicht so wie Gott es vorgeschrieben hat - was nicht heißt, dass sie die Kinder weniger lieben würden. Es ist einfach nicht so wie sie es kennen). Deshalb habe ich mich gezwungen gefühlt mich zu outen, damit meine Eltern sich an den Gedanken gewöhnen und es kein großer Schock ist, wenn ich plötzlich mit einer Frau vor deren Haustür stehe. Wenn ich wüsste, dass sie mit diesem Thema gut und toleranter umgehen, hätte ich mich niemals geoutet und mir, sowie meinen Eltern diesen Stress erspart. Schön war dieser Moment nämlich nicht. Aber ehrlich gesagt hätte es auch schlimmer ausgehen können. Im Endeffekt haben wir kaum diskutiert aber sie haben mir versucht einzureden, dass es eine Phase ist, weil ich nicht zufrieden mit meinem Leben bin und noch nicht den passenden Mann gefunden habe (in der Zeit habe ich sehr viele Männer gedatet, da ich auf der Suche nach Zuneigung und Bindung war und es schlichtweg einfacher war, es durch Männer zu bekommen, auch wenn es nur für eine Nacht oder einen kurzen Zeitraum war. Daher haben es meine Eltern auf meine damalige Datingsituation geschoben und hätten niemals damit gerechnet, dass ich lesbisch bin.)Es war eine schwierige Zeit für mich aber ich habe mich dadurch besser kennengelernt und gemerkt was ich eigentlich möchte. Und das was ich wollte waren nicht Männer. Es war eine Bindung einzugehen aber mit einer Frau. Leider hatte ich nie so richtig den Zugang zu der lesbischen Szene, weder durch Freunde, Familie und von Datingapps hatte ich gar keine Ahnung.) Erst im Nachhinein haben sie es nach und nach akzeptiert. Naja, was heißt akzeptiert, sie haben gelernt damit zu leben aber wirklich glücklich werden sie niemals damit sein. Meine Eltern haben an sich nichts gegen Homosexuelle, aber sie wünschen sich für ihre eigenen Kinder etwas anderes. Meine kleine Schwester ist jetzt 13 und hat sich vor meinen Eltern als bi geoutet und meine Eltern haben versucht es ihr auszureden. Ich sei doch schuld und habe ihr angeblich durch mein Outing einen Floh ins Ohr gesetzt. Aber ich wusste es von ihr lange bevor sie es von mir wusste, dass ich nicht heterosexuell bin. Da hat sie sich vor mir geöffnet. Ich lasse ihr Zeit, da sie noch sehr jung ist und sich noch Vieles verändern kann aber sie scheint sich trotzdem sicher zu sein und sie hat sich geoutet, weil sie sich anscheinend irgendwie sicher gefühlt hat und von mir hat sie die volle Unterstützung, weshalb ihr wahrscheinlich das Outing etwas leichter gefallen ist. Sie wusste, sie ist nicht allein und es gibt wenigstens eine Person, die sie versteht und unterstützt. Vielleicht hat sie sich getraut sich zu outen, weil sie gesehen hat, dass meine Eltern es zwar schweren Herzens akzeptiert haben aber damit leben können. Aber da du wahrscheinlich „allein“ in der Situation bist, lass dir bitte Zeit und oute dich nur, wenn du es wirklich für nötig hälst. Ansonsten behalt es für dich und vertraue dich anderen Leuten an, denen du vertrauen kannst und mit denen du offen sprechen kannst, ohne diskriminiert zu werden oder abwertend behandelt zu werden und sein kannst wer du bist.

Um es kurz zu fassen ( :P) warum schreibe ich das alles? - ich habe mich geoutet, als ich mich sicher mit mir selbst und mit meiner Lebenssituation gefühlt habe. Als ich wusste, falls sie mich „verstoßen“ oder gar nicht akzeptieren, werde ich auch alleine damit zurecht kommen. Also tu dir selber den Gefallen und lass dir Zeit. Du wirst irgendwann selber spüren, ob und wann es soweit ist.
Stress dich nicht, es ist dein Leben, deine Vorliebe, deine Entscheidungen

Lieben Gruß an dich und alles Gute für deinen weiteren Weg!

(Ich hoffe, ich konnte damit vielleicht auch anderen Leser*innen helfen und entschuldigt für die lange Nachricht aber man weiß nie, wem man mit seinen eigenen Erfahrungen helfen kann.)

Wünsche allen, die das lesen, alles Gute auf ihrem Weg.

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