Auch wenn die Frage und die Antworten schon länger zurückliegen und ich erst jetzt darauf gestoßen bin... darf ich darauf antworten?

Ich bin selbst Kind der 70er Jahre, habe für mich Musik in den 80ern entdeckt. Teils durch einen großen Bruder, der mir Billy Idol und Limahl vorspielte. Dazu muss ich sagen, ich bin in der damaligen DDR aufgewachsen, da war es ziemlich schwierig, solche Musik zu ergattern. In den 90ern fand ich dann Gefallen an Bands wie Guns'N'Roses und Metallica, Manowar, Iron Maiden, Def Leppard - also eigentlich total eine andere Musikrichtung. Irgendwann Mitte der 90er kam Rammstein auf, ich mochte irgendwie auch Gothic Music und hörte sogar Front Line Assembly, die den Wenigsten etwas sagen. Ich schwamm musikalisch schon immer etwas gegen den Strom, fiel damit auf - meist negativ. Die Einzige, die meinen Musikgeschmack tollerierte, war meine Mutter. Sie akzeptierte, dass ich meinen eigenen Geschmack hatte, der sich irgendwann auch in der Kleidung (natürlich ganz in Schwarz) wiederspiegelte.

Manchen Mitmenschen bin ich mit meiner Musik auf den Keks gegangen. Dabei ging es mir, wie heute auch noch, hauptsächlich um die Melodie, die Bässe, den ganzen Sound. Manche Musik muss man mit allen Sinnen genießen.

Ich bin inzwischen selbst Mutter eines Teenagers, der diese Musik, die ihr beschreibt und als "schlecht" bezeichnet, selbstverständlich hört. Meist ziemlich laut und ausgiebig, das heißt: sehr oft in Wiederholung. Ich mache es wie meine Mutter damals - Toleranz, Akzeptanz - ich muss es nicht gut finden oder mögen. Wenn es zu heftig wird, weil mir, wie letztens, die englischen Texte zu frauenfeindlich wurden, wird schon mal ein Kommentar abgelassen. Aber warum sollte ich das etwa verbieten? Mein Vater hatte es damals und auch später immer wieder versucht, aber gerade die Verbote spornten mich an, die richtige Richtung in Sachen Musik für mich gegangen zu sein und dran zu bleiben.

Mein Sohn mag meine Musik von früher auch nicht. Zu viel Gitarre, zu viel dies und zu viel das. Es bringt auch nichts, wenn man die Jugend dahingehend beeinflussen will. Sie wollen ihren Weg gehen und dazu gehört nun einmal auch diese Musik, das entsprechende Outfit und die Freunde, die genau diesen Musikgeschmack mit ihnen, gern laut für möglichst viele Menschen hörbar, teilen.

Tja, ich bin inzwischen 47 Jahre alt. Und ich kann euren Ärger über Drill und dergleichen zwar irgendwie verstehen, aber immer nur meckern, bringt das wirklich etwas? Oder diese Musik zu verschreien?
Durch meinen Sohn habe ich vor etwa 4-5 Monaten Phonk für mich entdeckt. Ja, ich weiß, schrecklich. Aber ich liebe die Bässe, die Melodien und manche Texte blende ich gern aus, obwohl ich weiß, worum es mitunter so in den Songs geht.
Ich mag Musik von Kordhell, mit Vorliebe die langsameren, aber total basslastigeren Songs. Ich bin in Richtung Scarlxrd und Corpse (youtube-Musiker, will ich sie mal nennen) und sogar erst kürzlich auf Lxst Cxntury gestoßen und bei letzterem sollte man Texte total ausblenden. Aber die Musik ist ...wow, finde ich. "Odium" z.B. von Lxst Cxntury. Einfach mal über Kopfhörer genießen. Oder von Kordhell "Killers from the Northside", von Scarlxrd und Corpse " like yxu wxuld knxw (autumn trees)".

Man muss es nicht mögen, einfach den Dingen mal eine Chance geben. Wie eure Eltern und andere Erwachsene eure Musik damals als schrecklich empfanden, findet ihr euch heute in der "Erwachsenenrolle" wieder und meckert herum. Mir ist egal, als mich mein Bruder erst kürzlich darauf aufmerksam machte, dass ich "bald" 50 bin und "tatsächlich solchen Mist" höre. Ehrlich? Ich bin vielleicht fast 50, fühle mich aber meilenweit davon entfernt. Nirgendwo steht, dass man bestimmte Musik ab einem gewissen Alter nicht mehr hören darf. Und: ich schwimme noch immer gegen den Strom. Leidenschaftlich gern.

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