Das ist eine gute Frage.

Die ehemalige "Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten" in Deutschland nennt sich seit einigenJahren immerhin "Freikirche  der Siebenten-Tags-Adventisten".

Damit ging auch eine gewisse inhaltliche Änderung einher, wenngleich die deutsche Adventgemeinde dies vehement abstreitet. Den Begriff "Freikirche" gibt es eh fast nur in Deutschland als Gegensatz zur Volkskirche. In der Schweiz und in Österreich gibt es diesen Begriff ebenfalls, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang.

Die "eigentlichen" Freikirchen in Deutschland sind in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (www.vef.de) zusammengeschlossen. In diesem Bund sind die Siebenten-Tags-Adventisten seit einigen Jahren GASTmitglied. Richtiges Mitglied werden wollen sie dann lieber doch nicht.

Die Tücke dabei ist: laut Satzung erkennen alle Mitglieder an, dass

"Evangelische Freikirchen unterscheiden sich von anderen Kirchen nicht durch Sonderlehren. Sie zeichnen sich vor allem durch ein bestimmtes Kirchen- und Gemeindeverständnis sowie durch ihren Frömmigkeitsstil aus."

und

"Die Mitglieder der Vereinigung Evangelischer Freikirchen erkennen sich gegenseitig als Teil der einen Kirche Jesu Christi an und wollen der wesenhaften Einheit dieser Kirche durch ihre Gemeinschaft sichtbar Ausdruck verleihen."

Dies würde bedeuten, dass der Sabbat für die Adventisten, wenn sie eine richtige Freikirche wären, nur einer von mehrere Frömmigkeitsstilen wäre und andere Kirchen, in denen der Sabbat nicht praktiziert wird, trotzdem voll und ganz Teil der einen Kirche Christi sind. Das möchten sie dann doch nicht so ganz offiziell bestätigen.

Kleine adventistische Trickserei am Rande: während sich die "richtigen" Freikirchen als EVANGELSICHE Freikirchen bezeichnen, nennen sich die Adventisten PROTESTANTISCHE Freikirche. Wahrscheinlich hoffen sie, dass niemandem der Unterschied so richtig auffällt.

So viel zur Theorie, und nun die Praxis: De facto ist die Adventgemeinde in zwei Flügel gespalten, die sich erbittert untereinander bekämpfen. Da sie ihre Flügelkämpfe u.a. über das Internet austragen, kann auch noch jeder dabei zusehen.

Der sog. "konservative" Flügel ist leicht fundamentalistisch angehaucht und hat überhaupt kein Interesse, Gemeinsamkeiten mit anderen Kirchen zu betonen. Die möchten lieber die Einzigartigkeit ihrer Glaubensgemeinschaft herausstellen.

Die sog "Liberalen", die in Deutschland wohl mittlerweile die Mehrheit haben (weltweit ist es genau anders herum), sind in ihrem Verhalten in der Tat klassisch freikirchlich. Und meist recht angenehme Zeitgenossen.

Welche Erfahrungen Du mit Adventisten machst hängt also im Wesentlichen davon ab, zu welchem Flügel dieser Kirche Dein jeweiliger Gegenüber gehört.

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