Ich persönlich kenne dieses Problem und führe es neben persönlichen Defiziten wie Schüchternheit, Bindungsangst und Co. auf die immer weiter vorgetriebene Digitalisierung der Gesellschaft. Früher ging man aus, lernte jedes mal neue Leute kennen und manchmal entstanden daraus Partnerschaften oder Freundschaften, welche wiederum den Kontaktkreis erweiterten. Damals besaß der Mensch noch nicht das Smartphone oder die sogenannten sozialen Netzwerke, welche dem Menschen, als sozialem Wesen, den Weg nach draußen abgenommen haben. Man saß Zuhause, war gelangweilt und vermisste die Gesellschaft von Freunden und manchmal sogar Fremden. Man hatte einen Antrieb. Doch heute hat man alles was man braucht innerhalb eines kleines Computers in wenigen Sekunden abrufbar. Das mag zwar jetzt rein soziologisch betrachtet sein, aber es lässt sich genau so auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau zurückführen. Die Arbeit ist stressig, Überstunden oder ein Zweit-Job sind mittlerweile Normalität geworden, die Existenzsicherung ist das primäre Ziel des Menschen geworden. Daher bleiben die sozialen Kontakte auf der Strecke. Das bedeutet also: Man hat kaum noch Freizeit. Seine vorhandene Freizeit möchte man mit seinen Freunden nutzen. Da diese in zu großer Fülle aber nicht alle zu bewältigen sind, beschließt man sich auf einen kleinen Kreis zu konzentrieren und hält mit den anderen nur noch Kontakt per sozialen Netzwerken oder Messengern wie WhatsApp. Was will ich damit sagen? Jeder Single ist auf der Suche nach einem geeigneten Partner. Jeder berufstätige Mensch steht unter enormen Leistungsdruck und hat wenig Freizeit, was ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist. Daher gestaltet sich die Suche als schwierig. Das wissen die Geldgeier auch, deswegen führte man Online-Singlebörsen ein, was den Kontakt zwischen solche Menschen noch erleichtern sollte. Was damit wirklich erreicht wurde ist die Versachlichung des anderen Geschlechts. Wie der Fragensteller es sagt: Man blättert in einem Katalog und sucht sich das raus, dass einem gefällt. Dadurch wird man aber selten fündig, denn so wenig der oder die Ausgesuchte eine Sache ist, so wird man selbst nicht als Sache behandelt werden wollen. Das bei so einer enormen Digitalsierung die Sensibilisitätsgrenze in die Schüchternheit treibt ist doch kein Wunder. Heutzutage fühlt sich jeder dem Smartphone verfallene Mensch komisch, wenn er eine fremde Person einfach so ansprechen soll. Tausend Gedanken schießen durch den Kopf. Bei der Kommunikation über das Smartphone kann man länger überlegen, seinen Satz korrigieren und offener sein. In der Realität ist es jedoch so, dass man etwas gesagtes oder getanes nicht mehr Rückgängig machen kann, was wieder die Schüchternheit verstärkt und lieber nichts sagt. Es ist so geworden, wie mit der Wahrheit. Jeder will sie hören, aber keiner kann sie verkraften...

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