Hallo Max,

es freut mich, dass Du mit viel Zuversicht in die Zukunft gehst. Das ist eine gute Voraussetzung.

Vorab zu RP:
RP ist eine degenerative Netzhauterkrankung des Auges die zur Blindheit führt. Jedoch ist der Verlauf nicht genau vorhersagbar. Das kann sehr schnell gehen oder aber auch Jahrzehnte dauern bis die Sehfähigkeit komplett verloren geht. Im Laufe der Erkrankung verringert sich das Gesichtsfeld. Man sieht also in der Mitte und an den Seiten wird es fortschreiten weniger. Irgendwann ist es so, dass man nur noch einen kleinen Ausschnitt sieht, wenn man direkt auf etwas schaut und drum herum ist alles weg, ähnlich wie durch schauen einer Klorolle, wobei das Gehirn dies als komplettes Bild wahrnimmt.

Nun zu deinen Bedenken:
Du kannst auch mit schwindender Sehfähigkeit und vollkommenden Sehverlust weitgehend selbstständig leben. Es ist gut, dass Du rechtzeitig Informationen einholst um für den Fall vorbereitet zu sein. Hier ein kleiner Auszug an Möglichkeiten und Hilfen, die Du im Laufe des Krankheitsverlaufs nutzen kannst.

1) Beratung bei deinem örtlichen Blinden- und Sehbehindertenverein oder PRORETINA https://www.pro-retina.de
2) LPF-Training (Lebenspraktische Fertigkeiten) - Kostenträger Krankenkasse.
3) Mobilitäts- und Langstocktraining - Kostenträger Krankenkasse
4) Blindentechnische Grundausbildung (Brailleschrift, Computer mit Hilfstechnologien usw.)

Es gibt darüber hinaus heutzutage zahlreiche Hilfsmittel, die dir ein weitgehend normales Leben auch mit Seheinschränkung ermöglichen. Du wirst weiterhin einen Computer verwenden können und natürlich auch ein SmartPhone, Tablet. Die Welt wird zunehmend immer barrierefreier. Natürlich werden trotzdem die ein oder andren Hürden und Barrieren auftreten.

Im beruflichen Umfeld wird sich deine Berufswahl etwas einschränken. Allerdings gibt es hier dennoch viele Möglichkeiten mit Arbeitsplatzassistenz viele Berufe auszuüben. Man sollte jedoch nicht verschweigen, dass die Arbeitslosigkeit unter Blinden und Sehbehinderten um ein vielfaches höher ist, als unter den Sehlingen. Genaue Zahlen kenne ich nicht. Trotz der vielen Hilfen gibt es mal abgesehen vom öffentlichen Dienst nur verhältnismäßige wenige Arbeitgeber, die behinderte Arbeitnehmer einstellen. Sollte sich ein Arbeitgeber dennoch dazu entscheiden, wird dieser schnell das Engagement verlieren, wenn langsame Behörden die notwendigen Hilfen nicht schnell genug bewilligen. Hier muss man mit viel Eigenengargement herangehen und das ist häufig nicht von Erfolg gekrönt und kann auf Dauer sehr frustrierend sein. Es wird zwar immer gesagt, dass es von behördlicher Seite viele Förderungen gibt. Dennoch sind die Hürden bürokratischen Prozesse derart kompliziert, dass neben den ohne schon großen Vorbehalten gegenüber behinderten Menschen, kaum ein Arbeitgeber sich die Mühe macht die Förderungen in Anspruch zu nehmen. Dir werden auf deinem Weg vielleicht die abenteuerlichsten Dinge begegnen.

Letztlich kannst Du recht unabhängig leben. Dennoch werden Dir auch Steine in den Weg gelegt und manche legt man sich sogar selbst in den Weg. Auch wenn Du keine Angst davor hast blind zu werden, ist RP eine jener Augenerkrankungen die Aufgrund ihres schleichenden Prozesses dann und wann sehr belastend sein können und es ist keine Schande, sich auf diesem Weg begleiten zu lassen. Blinden- und Sehbehindertenvereine wie speziell bei RP die PRORETINA beraten zu allen Lebensbereichen und informieren über entsprechende Hilfen.

Beste Grüße

Stephan

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