Ich bin eher unfreiwillig mit 19 ausgezogen da mein Vater weiter weg gezogen ist und ich bleiben und meine Ausbildung fertig machen wollte... Bereit war ich dazu damals absolut nicht, ich habe dann im ersten Jahr in ziemlich heruntergekommenen WG's gewohnt, meine komplette Wäsche blau gefärbt weil ich keine Ahnung vom Waschen hatte und hatte nie wirklich was zu essen im Haus - geschweige denn was gesundes. Ohne regelmäßige Care-Pakete meiner Verwandschaft hätte es übel ausgesehen - habe zu diesem Zeitpunkt nur knapp 600 DM in der Ausbildung verdient + Kindergeld 200 DM, - musste aber alles selbst zahlen. Trotzdem bin ich heute mit über 30 für diese Zeit dankbar, - es war der berühmte Wurf ins kalte Wasser mit allen Konsequenzen. Wer mal eine zeitlang in einer Bude gehaust hat, bei der es durch die Decke reinregnet, zusammen mit einem Typen frisch aus dem Knast, einer "ewig" Arbeitslosen und nem (sehr netten) Heavy Metal Fan die nur am Saufen sind - in der du jede Nacht dein Zimmer absperrst und mit nem Baseball Schläger im Bett liegst, weil sich draussen im Flur ein paar Sturzbesoffene Typen prügeln die du noch nie im Leben gesehen hast, zum wiederholten Mal die Polizei auf der Suche nach Drogen die Türe eintritt.... - ja dann lernst du zu schätzen was es heisst ein gewisses Maß an Wohlstand dein eigen zu nennen und es lehrt dich vor allem eine gewisse Demut die ich bei vielen jungen Menschen heute sehr vermisse.
Alles was ich oben geschrieben habe, habe ich wirklich genau so erlebt - und es hat mir nicht geschadet, im Gegenteil... (auch wenn es mich natürlich auf die "dunkle Seite" hätte ziehen können) - heute kann ich drüber lachen. Vor allem bin ich denke ich ein gutes Beispiel dafür, das junge Menschen viel mehr Verantwortung übernehmen und viel mehr leisten können - wenn Sie es denn müssen. Daher kann vielleicht auch ein "Rauswurf" bei manchen Leuten durchaus ein schwieriger, aber positiver Schritt in die richtige Richtung sein. Bei mir war es auf jeden Fall so.