Hallo Vielfragerich!

Deine Beobachtung ist nicht falsch: in der Tat bekleideten viele Wehrmachtsangehörige in der Streitkraft einen mit der Stellung im Zivilleben ungefähr vergleichbaren Rang. Allerdings wurde keineswegs schlicht eine grobe und automatische Ummünzung dieser zivilen Position ins Militärische vorgenommen. Die Gründe liegen anderes:

  • zum einen wurde durch den Schulabschluss bereits eine Selektion getroffen, die sowohl für das Militär als auch für das Zivilleben gleich bedeutsam war. Wer einen mittelmäßigen Volksschulabschluss vorweisen konnte, hatte vergleichsweise schlechte Chancen, über die Mannschaftsdienstgrade hinauszukommen, Abitur eröffnete ferner grundsätzlich alle Offiziersdienstränge bis zum Generalfeldmarschall. In gleicher Weise eröffneten die Schulabschlüsse Möglichkeiten im Zivilleben, was Kongruenzen erklärt.

  • ein zweiter Aspekt erklärt zusätzlich vor allem die von dir bereits angesprochene Repräsentanz der Akademiker in entsprechenden Offiziersrängen: über die damals existierende Reserveoffizierslaufbahn ließen sich in Verbindung mit dem damals hohen gesellschaftlichen Prestige des Militärs viele qualifizierte (das bedeutete schonmal Abitur, und die meisten, die Abi hatten, studierten auch und wahren damit im Zivilleben bereits Führungspersonen) Zivilisten zu Reserveoffizieren ausbilden, die dann im Kriegsfall sofort im entsprechenden Rang zur Verfügung standen.

  • drittens waren jene Menschen, die sich im Zivilleben durchbissen und ehrgeiz an den Tag legten innerhalb der Wehrmacht keine grundlegend anderen Persönlichkeiten. Wer sich also im Frieden hochkämpfte, der konnte dies auch im Krieg tendenziell besser, als andere...

Allerdings ist zu bemerken, dass es durchaus auch viele Soldaten gab, die trotz höherer Stellung im Zivlleben im Krieg nur Mannschafter blieben, gerade weil sie sich im Frieden nicht fortbilden ließen. Das kommt daher, dass die höheren militärischen Stellungen ab einem gewissen Niveu eine besondere Professionalität vorraussetzen, die nicht erreicht werden kann, wenn man nicht öfters bzw. ausschließlich, d. h. auch im Frieden Soldat ist. Daher finden sich vor allem in Feldwebel-, Stabsoffiziers- und Generalsrängen i. d. R. fast ausschließlich Berufssoldaten (nicht jedoch in den subalternen (= bis Stabshauptmann) Offiziersdienstgraden, da hier die Einstiegsmöglichkeit über den Reserveoffiziersdienst gegeben war / ist).

Heute wäre das im Übrigen noch exakt genauso, da dieses Phänomen seit der Koexistenz von Wehrpflicht und stehendem Heer nahezu zwingend in Erscheinung tritt. Die Bundeswehr transferiert im Übrigen z. B. bei Auslandseinsätzen von Mitgliedern ihrer Zivilverwaltung ganz direkt deren Amtsbezeichnung (z. B. Regierungsinspektor) in einen mil. Dienstgrad (z. B. Leutnant).

Ich hoffe, weitergeholfen zu haben!!

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Quatsch! Selbstverständlich gibt es grobe Größenordnungen. Armeen werden im Mittelalter nach ihrer Anzahl an Rittern gemessen. Die größte innerdeutsche Auseinandersetzung beispielsweise, der Sachsenkrieg 1076, brachte auf beiden Seiten ca. 5.000 Ritter zum Einsatz. Die Zahl der leichten Kräfte (Infanterie, unterstützende Reiter, Bogenschützen...) variiert dabei stärker (Schlacht bei Homburg an der Unstrut: 1.000 auf königlicher, 8.500 auf sächsicher Seite), ist aber weitgehend irrellevant (an der Unstrut siegte trotzdem König Heinrich IV.). 5.000 Ritter können demnach als starkes Heer bezeichnet werden, allgmein wird die Zahl bei größeren Konflikten im Schnitt schätzungsweise zwischen 2.000 und 4.000 Rittern gelegen haben, bei kleineren Fehden natürlich deutlich weniger.

Wenn man nun die leichten Kräfte hinzuzählt um eine konkrete Zahl an "Soldaten" zu erhalten, so kann man in der Regel von 10.000 bis 20.000 Mann ausgehen. Angesichts der damaligen Wehrverfassungen war mehr ohnehin nicht nötig/möglich.

Allerdings bitte ich tatsächlich zu beachten, dass die Größe der Heere am Übergang zu Neuzeit durch das aufkommende Landsknechtswesen wieder deutlich größer wurden.

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