Dass man im Leben zumindest eine Bezugsperson braucht ist klar. Im Idealfall ist es Mutter oder Vater. In anderen Fällen sind das andere Familienmitglieder (Schwester, Bruder, Oma, Tante...) oder auch Freund/Freunde. Was ist aber, wenn man keine Bezugsperson hat – wenn man, so sehr man es auch versucht, einfach nicht im Einklang mit der eigenen Familie ist und kein Verständnis, Respekt oder Liebe erfährt. Bei meiner Familie handelt es sich um toxische Verhältnisse, hier wird man akzeptiert und wahrgenommen, wenn man den Idealvorstellungen von Eltern und Großeltern entspricht.

Dadurch, dass ich jahrelang versucht habe zu meiner Familie zu passen bzw. meine Zugehörigkeit nicht zu verlieren, habe ich ein Leben erschaffen, das nicht meins ist. Ich bin unglücklich und wütend, dass ich meine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt habe, meinen Träumen nicht einmal versucht habe zu verwirklichen und meiner Intuition nicht gefolgt bin. Es sind viele Jahre vergangen und für vieles ist es nun zu spät. Reisen, studieren, sich selbst und die eigenen Talente entfalten – also ein Leben aufbauen, sich selbst erschaffen. Stattdessen sind viele Jahre geprägt mit negativen Ereignissen, große Lücken im Lebenslauf, verpasste Chancen, verlorene Zeit.

Ich habe mich während der Pandemie sehr stark von meiner Familie distanziert. Es ist ein Teufelskreis – Feiertage verbringe ich alleine, ohne Freunde. Man fühlt sich einsam. Man ist alleine auf dieser Welt. Dann versuche ich es mit der Familie wieder und versuche ganz normale Dinge zu erklären, die woanders selbstverständlich sind. Das alles macht mir zu schaffen, vor allem, dass ich keine Familie habe, der ich wichtig bin. Eine, die sich für meine Ideen und Vorstellungen interessiert und den Rücken stärkt. Das fehlt mir sehr. Status Quo ist, dass ich nun seit Jahren immer wieder Depressionen habe, ich mich für mein Leben schämend es hasse. Ich sehe keine Möglichkeit mehr irgendwie noch die Kurve zu kriegen. Ich verliere die Hoffnung. Mein Selbstwertgefühl ist im Keller, die Unzufriedenheit ist groß und dadurch distanzieren sich natürlich auch Menschen. Man wird noch einsamer. Einen Partner zu finden ist logischerweise extrem schwierig – weil – wieso sollte jemand mit mir zusammen sein wollen, wenn ich es ja nicht mal selbst will! Es ist so als ob mir eine gute Basis gefehlt hat – die Familie, die Unterstützung und Bestätigung. Und heute eine Basis fehlt – das aufgebaute Leben, was ich wollte, wofür ich mich nicht zu schämen brauche.
Ich verliere die Hoffnung und die Motivation morgens aufzustehen. Gibt es jemanden der ähnliches durchgemacht hat und es dennoch geschafft hat mit sich selbst glücklich zu sein?