Hallo.
Ich bin 19, mache Abi und trage seit ich 12 bin das Kopftuch. Um ehrlich zu sein war es nie so richtig meine Entscheidung.
Alle meine Freunde trugen es plötzlich und mein Vater fragte mich, ob ich es nicht auch langsam tragen möchte, da es sogar meine beste Freundin trug. Ich sagte, dass ich zeit brauche und es in den Sommerferien tragen will, damit ich mich daran gewöhne und es nicht mehr ganz so schlimm in der Schule wird. Die Sommerferien vergingen und mein Vater fragte erneut. Er sagte mir, dass er all seinen Freunden erzählt hatte, dass seine Tochter bald Kopftuch tragen möchte und dass er stolz sei. Ich hatte Schuldgefühle und hab es irgendwann nicht mehr ausgehalten, wie er mich angeguckt hatte, als ich von der Schule nach Hause kam, ihn vor der Tür begrüßte und er einfach böse auf meinen Kopf starrte. Ich wollte das nicht mehr, also habe ich angefangen es zu tragen. All die Jahre habe ich mir selbst eingeredet, dass es meine freie Entscheidung war. Dass ich es selbst wollte und dass ich es liebte. Ich erzähle jedem, dass ich es selbst vom Herzen wollte, damit niemand meine Religion in den Dreck zieht. Ich wollte sie schützen. Ich merke langsam wie unwohl ich mich damit fühle. Ständig diese Sprüche und Blicke und Vorurteile. Ich habe keine Chance später im Berufsleben. Außerdem bin ich sehr eingeschränkt in vielen Bereichen. Ich liebe meinen Glauben und finde das Kopftuch auch gut, nur will und kann ich es nicht mehr. Ich Lüge mich nur selbst an. Ich bete nicht einmal.
Ich habe oft meiner Mutter erzählt, wie ich mich fühle, aber sie sagt mir denke nicht darüber nach, rede nicht darüber. Ich glaube all meine Freunde würden anfangen zu lästern. Niemand würde vermuten, dass ICH es ablegen würde. Aber ich habe so Angst... Was soll ich machen? Ich will nicht, dass Leute schlecht von meiner Religion denken. Das hat nichts mit der Religion zu tun, wenn jemand jemanden zu etwas zwingt...