In Diskussionen mit Atheisten fällt mir häufig auf, dass sie gar nicht merken, dass sie selbst plötzlich die Bereiche der Empirie verlassen und plötzlich unfalsifizierbare Aussagen treffen.
Dies beginnt schon mit der Frage nach der Ursache des Beginns der physikalischen - und somit empirischen - Welt an sich.
Will ein Atheist das ausschließlich auf Grundlage der Natur begründen, argumentiert er zwangsläufig zirkulär, denn: Sie erklären den Anfang der Natur damit, dass sie eine bestimmte Komponente der Natur als ewig voraussetzen, ohne aber im Ansatz plausible zu begründen warum diese Voraussetzung für diese natürliche Komponente gelten solle.
Dass das kein Strohmann ist, ist offensichtlich: Nicht wenige Atheisten verweisen auf Lawrence Krauss, wenn sie "ein Universum spontan aus dem Nichts" postulieren.
Die Argumentation Krauss' basiert aber auf etlichen logischen Fehlschlüssen (jetzt schnell paraphrasiert, kann fehlerhaft sein):
Das "Vakuum" - so Krauss - sei gar nicht wirklich leer (erster Fehler: Er deutet den Begriff Vakuum einfach um), sondern fluktuierend, weil aus der Quantenfeldtheorie (die nicht wirklich bewiesen wurde) folge, dass ein quantenmechanisches Feld (dessen Existenz nicht bewiesen wurde) keine exakten Werte für einen beliebigen Punkt annehmen könne, sondern nur Wahrscheinlichkeiten für einen Zustand angebe.
Wenn man nun für das quantenmechanische Vakuum annimmt, das Feld habe überall nun dieselbe Wahrscheinlichkeit, und versucht nun den Zustand zu berechnen erhält man eine extrem hohe Energie( was ja seltsam ist, denn der Begriff Vakuum legt was anderes dar.)
Deswegen spricht man in der Quantenmechanik nicht mehr von Vakuum im klassisches Sinne, sondern definiert das Vakuum als ein Zustand mit der am niedrigst möglichen Energie.
Aber hier kommt schon der gravierende Fehler: Krauss setzt jetzt einfach ohne jeden empirischen Beweis die Existenz solcher Felder im Grunde ewig voraus: Das folgt aber niemals empirisch und erst recht nicht logisch zwingend.
Irgendwie manifestiert sich der Atheismus in diesem Lichte doch auch als eine Art Religion, weil ihre Prinzipien irgendwann ebenfalls nicht mehr empirisch verifizierbar sind. (Wie denn auch: Will man etwa "hinter dem Urknall" gucken?)
Um die Fragestellung adäquat auf den Punkt zu bringen:
Will ein Biologe den Anfang des Lebens ergründen, muss er zwangsläufig auf die Chemie verweisen.
Will ein Chemiker den Anfang der Elemente ergründen, muss er zwangsläufig auf die Physik verweisen (Kernfusion, Phasen des Sterns, Supernovae).
Will aber ein Physiker den Anfang der physikalischen/empirischen Welt an sich ergründen, kann er nicht mehr auf die Empirie verweisen, weil die Empirie selbst begonnen hat und somit nicht als Referenz adäquat ist.
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