Ich denke die meisten werden mit Sätzen wie "Aussehen ist subjektiv" oder "Schönheit liegt im Auge des Betrachters" vertraut sein.

Ich, und viele andere Menschen, wissen aber dass sie hässlich sind und so von ihren Mitmenschen wahrgenommen werden. Sobald man andere Menschen darauf aufmerksam macht, dass man selbst nicht hübsch ist, bekommt man sehr oft die oben zitierten Phrasen zu hören.

Entsprechend habe ich längere Zeit über das Problem nachgedacht und bin mir mittlerweile (auch wenn ich es gerne nicht wahr habe) sicher, dass ich ein hässlicher Mensch bin - das sehe ich im Spiegel, das sehe ich auf Fotos und das sehe ich in der Reaktion anderer Menschen auf mich. Ich denke, Aussehen ist grundsätzlich durchaus subjektiv - aber eben in einem sehr kleinen Rahmen. Dazu folgendes:

  1. Individuelle Subjektivität: Natürlich haben Menschen Präferenzen und Idealtypen, aber dennoch erkennen sie die Schönheit anderer Menschen an, die nicht in diese Präferenzen reinpassen. So kennt bestimmt jeder bspw. eine/n Schauspieler/in den man selbst nicht attraktiv findet. Trotzdem erkennt man an, dass die Person schön ist. Und wenn nicht, dann handelt es sich eher um einen Einzelfall, der im Allgemeinen egal ist (man sollte sein Leben nicht basierend auf Einzelfälle ausrichten).
  2. Kulturelle Subjektivität: Natürlich spielt Kultur immer eine Rolle bei der Bewertung der Schönheit einer Person. In Ostasien gilt helle Haut als attraktiver, für viele Menschen in der westlichen Welt ist leichte Bräunung bevorzugter. Dennoch aber sind dies eher oberflächliche Aspekte: Eine gut aussehende Person ist in Ostasien wie auch im Westen erst einmal hübsch, was vor allem auf Gesichtsstruktur und Körperbau basiert - die Helle der Haut ist dabei letztlich nur eine Präferenz (s. 1.). Nur im kleinen Rahmen hat sie Einfluss. Der Aspekt der kulturellen Subjektivität ist sowieso zu vernachlässigen, da "es mir nichts bringt", wenn ich in z.B. Malaysia als hübsch gelten würde, denn da wohne ich nicht. Darüber hinaus ist die westlich-europäische Kultur durch ihre historische Expansion ohnehin weltweit quasi hegemonial - Standards andere Kulturen haben sich stark an sie angenähert.

Ich vermute, dass die Lüge der subjektiven Schönheit vor allem aus zwei Gründen aufrecht erhalten wird: Einerseits hat man es einfacher die unangenehmen Ängste hässlicher Menschen mit einer "feel-good"-Phrase zu umgehen. Andererseits kann man sich als hässliche Person einreden, man habe nur ein Problem mit dem Selbstvertrauen und eigentlich sei man ja auch hübsch. Es ist eben eine unangenehme Wahrheit.

Was genau ist also an Schönheit wirklich subjektiv? Wie gesagt: Es gibt kulturelle und individuelle Präferenzen, aber die sind bei Personen relevant, die ohnehin schon als hübsch gesehen werden. Letztendlich gibt es aber in allen großen Kulturen dieser Welt gleiche Schönheitsstandards: Körpergröße (bei Männern), volles Haar, Gesundheit, eine symmetrische Gesichtsstruktur und (meistens) ein sportlicher Körper.