Leben zurechtgelogen?

Kommen wir erstmal zu meiner Vorgeschichte, ich bin weiblich, neunzehn Jahre alt und ein leider relativ unglücklicher Mensch. Meine Kindheit war ein Trauerspiel, geplagt von Streit, Eifersucht, Hass und Problemen, welche sich bis heute sogar noch teilweise auf mein Leben auswirken. Ich gammelte mich durch die Realschule und erfreute mich an dem Berufskolleg der Gesundheit und Pflege, welches ich damals gerne besuchte. Dieses hätte zwei Jahre gehabt, hätte dann im Endeffekt sogar meine Fachhochschulreife gehabt, wäre wirklich intelligent gewesen, hätte ich auch ohne Probleme machen können.

Jedoch herrschte auf mich zu der Zeit ein enormer Stress, meine Mutter wollte dass ich „endlich“ mein eigenes Geld verdiene.

Da meine beste Freundin zu der Zeit eine Ausbildung etwas weiter weg absolvierte, in einer betrieblichen WG, suchte ich nach einer Ausbildung in ihrer Nähe, auch mit Wohnung. Tatsächlich wurde ich sogar fündig. Ich machte ein Praktikum dort und ich fand den Beruf wirklich schrecklich, aber ich hatte zu der Zeit nicht die Eier dazu meiner Mutter zu sagen das ich darauf keinen „Bock“ hätte. Den Beruf grausig fand. Ich wollte sie einfach nur gern stolz auf mich machen, sie zufrieden stellen.

Böser Fehler. Ich ging darauf ein und erhielt die Ausbildung, sowie die betriebliche Wohnung, anfangs noch recht glücklich mit der Tatsache dass ich nun wieder mit meine Freundin mehr machen könnte. Jedoch verging die Zeit, wir zerstritten uns, sie brach die Ausbildung ab, ließ mich allein. Mit einem Job den ich abgrundtief hasste und unendlicher Depression.

Ich schleifte mich irgendwie durch die Ausbildung, erfand immer wieder neue Lügen.

„Ich wäre ja schon mit meinem Führerschein fast fertig.“

“Ich wäre ja daheim geschlagen und misshandelt worden.“

“Ich hätte einen Freund und sei mit ihm wirklich unendlich glücklich.“

“…“

Ich hab für jedes Problem, für jede Meinungsverschiedenheit, jede noch so kleine depressive Episode mich irgendwie entschuldigen wollen.

Kollegen, Freunde, Verwandte, Chefs, ich habe alle belogen. Ich wollte es allen recht machen. Die Nummer eins unter den Azubi dort sein. Hab mich aber im Endeffekt nur zur Lachnummer gemacht.

Jetzt stellen sich meine Lügen mittlerweile gegen mich, mir wird vor allem wegen des Führerscheines Druck gemacht, wo er denn sei. Warum es so lange dauert. Ob ich einen Kredit für die letzten Stunden bräuchte.

Ich kann das alles einfach nicht mehr. Es macht mich fertig. Ich würde so gerne alles auflösen, aber ich würde alles verlieren.

Ich bin aufgewacht, nur ist es jetzt wahrscheinlich zu spät.

Ich hätte so gerne mit dem Berufskolleg weiter gemacht. Wie konnte ich nur so dämlich sein. Lebe in einer betrieblichen WG, ein Versager unter vielen.

Bin mittlerweile fast fertig mit dem zweiten Jahr, komme demnächst ins dritte. Komplett ohne Perspektiven. Nichts.

Stress