Ich glaube nicht, dass ein Kind in dem Alter überhaupt "Respekt" vor etwas hat. Es sei denn, es ist eine heiße Herdplatte, an der es sich schon einmal verbrannte. Du siehst selber, dass Schreien nichts hilft. Im Gegenteil.
Drehe doch einfach den Spiess um: Lache auch. Wenn sie sich versteckt, will sie ganz einfach nur spielen. Sag Deiner Tochter nicht: "Hauen tut man nicht". Frage sie, ob sie es schön findet, wenn jemand sie haut. Sie wird verneinen. Dann kannst Du ihr erklären, dass ihr Cousin es auch nicht mag. Mache eine Gute-Nacht-Geschichte daraus: Ich hab einmal ein Kind gekannt, das seinen Cousin gehauen hat. Der war dann so traurig, weil er glaubte, seine Cousine könnte ihn nicht leiden. Das machte ihn traurig, denn er mochte seine Cousine. So in dem Stil kannst Du dann immer Situationen erfinden, die in Eure aktuelle Situation passen. Erfinde zwei Namen, die immer wieder in den Geschichten vorkommen. Kinder lieben Geschichten. Damit kannst Du sie für Dich gewinnen. Versuche, dass sie sich mit Dir solidarisch erklärt, nach dem Motto: Wir hauen nicht. Andere, böse Kinder, hauen. Aber wir tun das nicht. Dann lach mit ihr. Stell Dir doch mal die einzelnen Situationen vor, die Du schilderst: Schau mich an, wenn ich mit dir rede! Erinnert das Dich nicht an die Zeiten, als Du in der Schule vor dem Lehrer standest, er Dich auf diese Weise klein machte? Wie hast Du Dich gefühlt? Hast Du nicht versucht, durch verlegenes Lachen die Situation zu entschärfen? Nimm sie doch so, wie sie ist: ein kleines Kind, das versucht, die eigenen Grenzen zu finden und auszuloten. Mit drei gibt's einen Entwicklungsschub. Das Trotzalter ist notwendig, dass Deine Tochter (und alle anderen Kinder) begreifen, dass sie eine eigenständige Person sind, dass sie auch nein sagen können. Das ist sehr wichtig, um sich abzugrenzen. Jetzt werden die Weichen gestellt, dass sie eine starke Persönlichkeit entwickelt. Starke Kinder dürfen und müssen "NEIN" sagen. Wir, als Eltern, müssen ihnen bei dieser Entwicklung helfen, damit sie sich später selbst behaupten können. Nimm es nicht als Respektlosigkeit. Nimm es so, dass Du für Deine Tochter der Sparringspartner bist, an dem sie ihre Kraft messen will. Nimm es spielerisch. Ihr werdet alle davon profitieren. Und sieh Dich nicht in Konkurrenz zu Deinem Mann, weil sie ihm eher gehorcht. Offensichtich bist Du ihre Haupt-Bezugsperson. Bei wem, wenn nicht bei Dir, ihrer Mama, soll sie lernen, wie leben funktioniert? Bleibe ruhig und gelassen. Auch diese Phase verwächst sich, wie mein Großvater immer sagte. Du möchtest doch keinen Duckmäuser, sondern eine selbstbewußte Tochter, die ihren Standpunkt vertritt und mit Worten argumentieren kann. Dazu kannst Du jetzt den Grundstein legen. Ich bin sicher, Du schaffst das. Wenn es mal ganz hart kommt, schließe die Augen, zähle innerlich bis zehn ----und lache :-).
Ich wüsche Dir viel Kraft, Humor und einen ruhigen Kopf.