Um Deinem Aporem über das Zwielicht hinwegzuhelfen, werter Braha, stelle man zumindest fest, dass des Menschen Kindsgesichte von Erwartung jedweder Erfüllung schon insofern entbehrt, als dass Erwartung stets Enttäuschung ist; je mehr einer also zu hoffen wagt, umso mehr eigentlich vergrößert er dadurch die Wahrscheinlichkeit, verengt und verkleinert den Wunsch, nunmehr alles Unzutreffende beschworen zu haben. Und es ließe sich lachen über alle Hoffnung und Zweifelsucht, hieße einer sie Wahrsagerei. Dass Enttäuschung nicht Verschlechterung der Erwartung, sondern reinwegs ihre Unzutrefflichkeit beinhaltet, nämlich diese, dass ein Ereignis nicht der Erwartung gemäß verlief, gibt uns den sträflichen Anlass, sie mit ihrem emotionalen Charakter, dem Wunsche, zu vergleichen.

So wohl vergessen wir die Wohltaten, die wir anderen erweisen ebenso langsam, als die uns erwiesenen schnell. Wir verpfänden die Tat in Beziehung des ihr gebührenden Danks in Erwartung der Anerkennung unseres Opfers: liegen die Wohltaten nicht im Schoße der eigenen Güte, sich jemandem nützlich zu erweisen, so bekümmert uns letztlich nur die reine Begierde daran, keinerlei Lohn für den Verlust erhalten zu haben, seine Kraft einem anderen als sich selbst gewidmet haben zu sollen. Sich jedoch durch die fehlende Höflichkeit gekränkt zu fühlen, keinen Dank zu erhalten, sollte nicht mit der Überzeugung verschmelzen, überhaupt ein Leben ohne Gnade zu führen.

Wenn uns auch jedwede Wiederkehr der Enttäuschungen zum Eindruck verholfen haben mag, bloß nur noch in einer Welt der Verkenntnis zu leben, so ist nicht in Abrede zu stellen, wie der Mensch zu sehr geneigt ist, eine Wiederholung mit der Erkenntnis gleichzusetzen und sich geradezu selbst zu dieser Wiederholung in Pflicht nimmt, dass das bisher Eingetroffene immer mehr Zeugnis über alles Zukünftige geben werde. Sind nicht die Zusammenhänge allen Zu-Grunde-Gehens an dieser Welt so gänzlich unverwandt voneinander und von vielem Verschiedenen abhängig, trägt zumindest dieses Bekenntnis ihre Sorge zu ihnen, dass einer sich bloß selbst gemerkt hat, dass er häufig enttäuscht wurde (oder aber er es sei, der alles verfehlt.) Tatsächlich liegt bloß hier die Lehre, dass einer, der lange genug lebt, auch lange verbraucht hätte oder einer, der viel erfahren hat, auch die richtigen Erfahrungen gemacht hätte. Je mehr, desto gültiger, verweigert man sich schließlich, sich nicht am Leben, sondern an seinen eigenen Erinnerungen auf- und abzurichten.

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Die Tragödie, die mit dem Ende jeder Jugend wiederholt wird, ist dieselbe, welche sich einst mit dem Kinde, das man war, in den zuckenden Schoße der Hebe (d.h. Jugend) hinabließ, auf sich herabsieht und spricht: Ich bin gewesen!

In der eigentlichen Treue, dieser Glocke der Jugend, der Würde des Wachstums über den Tode der Kindheit verholfen zu haben, wird es zur Pflicht gegen sich selbst, dem ständigen Andauern seiner eigenen Entfaltung zu gehören. Was die Jugend von dem Erwachsenenalter unterscheidet, ist so sehr der Vergleich, welche erst im Werden und Vergehen ihrer Sammlungen geboren wird. Denn so, wie die Jugend nichts erkannte, was je vorher dagewesen wäre, endet das Wesen ihrer Natur im Vergleich ihrer Erfahrungen - schon schmachtet sie zum Urprung ihrer eigenen Nachahmung und wird zum zweiten Male die Enttäuschung, die Mutter, das gemerkte Leben zu begraben haben.

Muss doch das Gute immer wiederholt werden, bleibt der Vergleich Ende allen Glücks.

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Wenn der Wunsch erfüllt ist, fehlt einem das Wünschen.

Wohl führt die Erwartung, den Mitteln eines froheren Daseins habhaft zu werden zu nichts eherem, als daran die eigentliche Freude des Daseins zu versäumen. Und nichts als Enttäuschung ruht eigentlich in dieser Erwartung, nannte einer es Wahrsagerei - je mehr sie von der Zukunft sehen und hoffen möchte, wird sie die Mängel zu vergrößern wissen. So wenig eben die Erwartung zur Wahrheit eines künftigen Ereignisses führt, so wenig Licht lässt sie in der Wahrheit übrig. Sie ist die Enttäuschte!

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Wie mögen wir benennen, wofür es keinen Namen gibt und woran nichts ist, was schon vorher dagewesen wäre? Tatsächlich wähnt man sich doch im bloßen Versuche, die einfache Unfassbarkeit jenes Massenvebrechens und Massenmordes zu substantivieren, deren zahlenmäßig größtes Opfer ihm einen deutungsvollen Namen gab.

Als eine Art Pendant zu dem Begriff Shoa wird im Romani das Wort Porajmos (zu deutsch: das Verschlingen) mit der systematischen Vernichtung und Verfolgung der Volksgruppen Roma und Sinti konnotiert.

Fernerhin glaubt der durch die Rassenhygiene und NS-Diktatur euphemisierte Begriff Euthanasie auf die Rechtfertigung einer Vernichtung lebensunwerten Lebens, insbesondere die Ermordung von Kranken schließen zu dürfen, welche aus noch dunklerem Grunde den verirrten Begriff der Barmherzigkeit in die Täterschaft einpflanzte; man hätte aus M i t l e i d gegenüber der Menschheit gehandelt.

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Es scheint, wir seien wohl noch die erste Menschheit, so doch der Mensch immer von vorn erzogen werden muss. Trotz aller Seelengunst und Weisheit, die das geschichtliche Bewusstsein, den Blick ins Hintere und Vormalige mit lichtreichen Strichen zu verlängern imstande war, fragt es mich: ist es der Menschen Zweifelsucht, dass die erste Wahrheit niemals mehr im Glanze ihrer einstmaligen Gültigkeit verbleibt?

»Virtute enim ipsa non tam multi praediti esse quam videri volunt.«

[Laelius de amicitia, Marcus Tullius Cicero]

Denn weniger als die, die tugendhaft scheinen wollen sind die, die tugendhaft sind.

oder in der Sentenz:

Denn die Vortrefflichkeit selbst besitzen wollen nicht so viele wie sich den Anschein davon geben.

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Den Effekt, den Du hier zu beschreiben suchst, vermag ich nicht hinlänglich zuzuordnen.

Deskriptive Technik oder auch Underscoring beschreibt die in der Kompositionstechnik im Film gebräuchliche akustisch-musikalische Untermalung situativer oder emotionaler Ereignisse. Eine Technik, welche sich im gemeinen Kreise wohl geradezu vorbildlich zum süßreichen Klischee des althergebrachten Hollywood-Films entwickelte; wie beispielsweise der Eintritt der Gefahr durch schreckhaftes Geigenglissando- oder die sich stauende Nervosität durch ansteigenden Orchesterauftakt verhärtert werden möchte.

Desweiteren fasst der der Narratologie entstammende Begriff der Diegese zwei Formen des musikalischen Auftretens im Film zusammen: dass eine Musik, deren Erzeugung im Film ursächlich ist, wie das Gitarrenspiel eines Straßenmusikanten oder das Leiern eines Grammophons, wie auch eine Musik, die lediglich hintergründig und ohne endogene Ursache, sondern begleitend, tragend, das heißt Filmmusik ist, erstere diegetische Musik, letztere nicht- oder extradiegetische Musik genannt wird.

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Dieser Frage lässt sich kaum ohne ausreichender Explikation zwischen den Begriffen Gott und Personifikation beikommen; ersterer, der vom Mythos umlagert, als Beweger der Dinge und Naturgewalten, jenseits des Menschen gedacht worden ist und Erzähler der Weltzeugung und kosmischer Gegenkräfte wurde, letzterer durch eine Allegorisierung (Verbildlichung) und/oder Deifikation (Vergottung) menschlicher Empfindungen oder Tugenden vertreten wird und welchen es auch weiterhin in Numen, Heroen, Halbgötter, Naturgeister, Ahnen oder ähnliches abzutrennen gilt. Fernerhin ist zu berücksichtigen, dass das gemeine Epos ebenso viel Herkunft wie Nachkunft enthält und dass die Gestalt des Mythos ein wanderndes Zeugnis kultureller Verschmelzungen wie auch dichterischer Kalküle ist.

Spes - Personifikation der Hoffnung in der römischen Mythologie.

Honor/Honorinus - Personifikation der Ehre in der römischen Mythologie.

Vesta - Göttin des Herdes und des Herdfeuers in der römischen Religion, welche in die römische Mythologie eingeflossen ist.

Sol - Gott der Sonne in der römischen Mythologie, welcher ebenfalls altrömischen Ursprungs ist und demgemäß nicht vollständig dem Helios der griechischen Mythologie entspricht.

Luna - Göttin des Mondes in der römischen Mythologie.

Minerva - gilt mitunter als Göttin der Kunst in der römischen Mythologie.

[Da die Fruchtbarkeit einer gewissen Disambiguierung bedarf, inwieweit sie als Zeugungsfähigkeit von Männern, Gebärfähigkeit von Frauen oder Fruchtbarkeit des Bodens verstanden wird, gibt es eine Vielzahl mythologischer Verkörperungen derselben;]

Bacchus - römischer Fruchtbarkeitsgott, welcher dem Verständnis des Liber Pater entspricht, der wiederum als Sohne der Ceres, Göttin der Fruchtbarkeit, des Ackerbaus, der Ehe, und zudem als Bruder der Libera gilt, dem weiblichen Gegenstück dieses männlichen Gottes der Fruchtbarkeit.

Göttliche Etymologie der Monate:

Januar - benannt nach dem altrömischen Gott Janus, welcher Gott des Anfangs und des Endes ist.

März - benannt nach dem Kriegsgott Mars in der römischen Mythologie.

Mai - mutmaßliche Namensgeberin des Monats ist die altitalische Göttin Maia.

Juni - entstammt der römischen Göttin der Geburt, der Fürsorge und des Ehebündnisses Juno.

Hephaistos - Gott der Schmiedekunst in der griechischen Mythologie.

Eris - Göttin der Zwietracht in der griechischen Mythologie.

Eros - Gott der Liebe und der Liebeskunst in der griechischen Mythologie, welcher sich auf Grund des großen Abstraktums Liebe auch in Gestalt der Philotes, der Hedone und ähnlich interpretiebaren Personifikationen betrachten lässt.

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Einer gewissen Herzhaftigkeit abstämmig, komme ich nicht umhin, Dich mit dem stimmlichen Säulenjoche des großartigen Bass-Sängers und Multikulturalisten Paul Robeson beraten zu wissen.

Womöglich . . . ein gutmeinender Irrtum.

https://youtube.com/watch?v=w3OjHIhLCDs

Paul Robeson - Go down Moses

https://youtube.com/watch?v=4EJSkJlh_fg

Paul Robeson - Nobody knows the trouble I've seen

https://youtube.com/watch?v=M9smSP1dq-A

Paul Robeson - Going home

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Die Antwort auf diese - wie auch auf jedwede vergleichbare - Misere lautet: Omne nimium nocet (Alles Zuviel schadet)


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Obzwar ich das, was Du kraftlos, träg oder gefühllos, gleichsam acediös nennst, in der Musik nicht zu finden vermag, da denn der Hingang zur Musik immerwie Bewegung ist - d.h. eine Schwermut zwar, die ohne ihre irdische Süße nicht mehr zu leiden imstande wäre und deren Bestreben es nicht ist, tot zu sein, sondern Ruinen atmen zu können - verstehe ich jedoch, wie andere wohl, wonach Du auf der Suche bist.

Es sei dennoch gesagt, dass, was dem Betrübtsein dadurch keinen Ablass zu bereiten wagt, indem es genossen wird, weder zu leben aufhören möchte noch zu sterben - liegt in ihr (der Melancholie) doch schließlich ihre Verborgenheiten zu behüten, ist sie in der Erde die, welche nach den Göttern gräbt. Wie von Unschuld wir nicht jene heißen, die sie beteuern, sondern die es nicht verstehen zu trösten, ist, der sich suhlt und weidet schließlich noch Lebensgeist genug, sich eines gewissen Erhaltes halber bedauern zu müssen - wäre das Melacholische also kraftlos, wäre fernerhin alles, was uns demütige Werke ausstrahlen, in ein spur- und regloses Nichts, ja in ein Ungeborenes übergegangen.

Ähnlich einem Vorredner nun, empfehle ich zuvörderst das Adagio aus Khachaturians Ballett Gayaneh

https://youtube.com/watch?v=K6ZBSdjzKfk

wie auch Bartóks 85 Stücke umfassendes Kinderalbum (Gyermekeknek), welches die Pianistin Etelka Freund hier so herrlich kompilierte

https://youtube.com/watch?v=7FJK0_9LhUM

weiters nenne ich Anatolij Liadovs Opus 11 No. 1

https://youtube.com/watch?v=nIhRKUiwWw0

Aram Khachaturians Bilder der Kindheit/Kinderalben No. I & II

https://youtube.com/watch?v=g0VIn7HeD1A

Rachmaninovs Opus 23 No. 1

https://youtube.com/watch?v=8xCR3HjYwyw

den Master Song des kürzlich verschiedenen Liedermacher-Lyrikers Leonard Cohen

https://youtube.com/watch?v=EQZEVJ1cHSA



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Die Kompostion, derer Du seit Langem fündig zu werden versuchst, trägt den Titel Donauwalzer/An der schönen blauen Donau (Walzer, Op. 314, 1866/1867). Sie entstammt dem Ingenium Johann Baptist Strauss, Sohn des gleichnamigen Altvorderen, weshalb bisweilen der Zusatz Sohn oder der Zweite zur Unterscheidung herdient.

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Ich wage mich lediglich gerne, Dich mit der mir heiteren Erinnerung an Thomas Manns Zauberberg betrauen zu wollen, kraft dessen höchst hypotaktischer Wortgewalt nicht nur das Vestimentum oder Äußere von Dingen und Menschen, sondern auch geradezu jedwede, der Missachtung leicht anheimfallenden Zartgliedrigkeit in derart ausnehmenden Sätzen entfächert und aufbewahrt wurde, dass den Leser die Wahrhaftigkeit hätte beschleichen können, es gäbe keine Gegenwart, die jemals sorgfältiger gewesen wäre. 

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Um der einhelligen Weglosigkeit Deiner Fragestellung gerecht zu werden, nenne ich nur wenige Beispiele, die der Viabilität Deines Gesuchs wohl ausreichend beizukommen vermögen.

Khachaturians Säbeltanz:

https://youtube.com/watch?v=gqg3l3r_DRI

Rimsky-Korsakovs Hummelflug:

https://youtube.com/watch?v=cFdY-XQG4uk

wie auch George Enescus Ciocarlia:

https://youtube.com/watch?v=b5Pn1X1_a64

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Ich würde Dich ad hoc gerne mit Erik Saties Gnossienne-Kompositionen beraten. Hier in einer vollständigen Interpretation des japanischen Pianisten Aki Takahashi. 

https://youtube.com/watch?v=Y9p3nmpUqZY

Fürderhin stellt sich mir die Frage, ob Du tatsächlich nach Klavierliedern, i.e. Gesang mit Klavierbegleitung oder reiner Instrumentalmusik Ausschau hälst.

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