Ukraine hat lange am verrottenden Koloss Russland festgehalten, siehe zum Beispiel die Entwicklung der "Gemeinschaft unabhängiger Staaten".
Die Verhältnisse waren also vergleichsweise gut.
Man hat in Ukraine lange Zeit versucht, zwischen den Stühlen West und Ost zu tanzen. Damit wurde leider ein schwerer strategischer Fehler begangen.
Nicht nur war und ist Russland unfähig, eine Zukunftsperspektive zu bieten, die mit dem Westen konkurrieren kann... man hat damit auch den günstigen Zeitpunkt verpasst, sich gefahrlos aus dem russischen Dunstkreis zu lösen.
Als dann in den 2000ern auch in Ukraine die Stimmen an Bedeutung gewannen, daß eine Angliederung an Westeuropa zwingend nötig ist, war Russland schon wieder zu stark.
Andere postsowjetische Staaten wie z.B. das Baltikum hatten sich schnellstmöglich nach dem Westen orientiert. Sie alle sahen voraus , daß Russland sich nicht gesellschaftlich/politisch weiterentwickeln würde, sich nicht von seiner imperialistischen Natur würde trennen können. Russland versteht nur Stärke - das Konzept des souveränen Drittstaats mit eigenen Rechten und eigener Motivation leuchtet ihnen nicht ein.
Diese vorausschauenden Länder waren "in Sicherheit" in der EU/NATO, bevor sich Russland vom Zerfall der 90er erholen konnte.
Fairerweise muss man natürlich auch sagen, daß Ukraine und Russland durch die Jahrhunderte der "Gemeinsamkeit" auch stärker miteinander verflochten waren, als das in anderen Ländern der Fall war. Das erschwerte diese Trennung für Ukraine.
Nichts davon nimmt die Schuld für den Krieg von Russland, aber es bietet Kontext, warum es dazu kam.