Diese Warum-Frage wird von dem meisten hier nicht konkret beantwortet, weil sie selbst den völkerleugnerischen Schwindel, es gäbe keine Deutschen, kolportieren und damit die derzeit laufende Gehirnwäsche mittragen.
Die Antwort auf diese Frage muß zweierlei berücksichtigen:
1. Das Subjekt, also die heutigen Deutschen, die ja in einer ganz bestimmten Weise politisch (v)erzogen worden sind. Warum denken diese so und wer ist dafür verantwortlich?
2. Das Objekt der Frage, also die deutsche Frage, die Frage nach der deutschen Identität.
Da die Hirnwäsche seit der reeducation nach 1945 in der jetzigen linksgrün-„woken“ Lügenzeit sehr, sehr weit geht, ist es leider tatsächlich notwendig, zunächst die zweite Frage zu beantworten. Erst wenn hier Klarheit herrscht, können wir uns der Psychologie der jetzigen Deutschen widmen.
Wir Deutschen sind ein Volk in Europa, das aus verschiedenen westgermanischen Stämmen hervor ging. Wir bilden in verschiedenen europäischen Ländern (BRD, Republik Österreich, Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein) das Staatsvolk bzw. die dominierende Bevölkerungsgruppe.
Der Begriff deutsch (ahd. diutisc) bedeutet „zum Volke gehörend“. Damit wurde zunächst die Volkssprache der frühmittelalterlichen germanischen Stämme nördlich der Alpen gemeint, die in einem gewissen Gegensatz zum Lateinischen stand, das auch nach dem Untergang des antiken Römertums als Sprache des machtausübenden kirchlichen Klerus weiter lebte. Im Laufe des frühen Mittelalters wurde dieser zunächst sprachliche Begriff auf eine spezifische Gruppe germanischer Stämme, die vorwiegend in und nördlich den Alpen lebten, verengt. Diese Zeit, das frühe Mittelalter, kann also als die Geburtszeit des heutigen deutschen Volkes angesehen werden.
Genetisch sind die Deutschen zwar keine „reinen“ Germanen, wohl aber (annähernd) „reine“ Indogermanen. Manche genetischen Studien sehen als „keltisch“ definiertes Erbgut mit 45% als das dominierende vor etwa 25% eindeutig germanischem und ca. 30% „osteuropäischem“, wobei letzteres vorwiegend einfach ostgermanisches („slawisches“) sein dürfte.
Das entscheidende Merkmal für eine zusammenhängende ethnische Gruppe – darin sind sich die Genetiker einig – stellt die Verwandtschaft dar, die man am Phänomen des Ahnen-Implex nachweisen kann: Jeder Mensch hat 2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern und so weiter. In der zehnten Ahnengeneration (das wäre von für uns die Barockzeit) sind es bereits 210, also 1024 Ahnen, in der zwanzigsten (Hochmittelalter) schon mehr als eine Million, und im frühen Mittelalter kämen wir auf über 1000 Milliarden Vorfahren! Über eine Billion verschiedene Ahnen sind aber offenkundig unmöglich. Tatsächlich haben wir alle zahlreiche Vorfahren. Das ist in allen Völkern so. Die meisten unserer Vorfahren sind dies mehrfach über verschiedene genealogische Linien. So kommt im Jahr 1500 jeder Vorfahr im Schnitt ca. viermal unter den Ahnen eines heutigen Deutschen vor, im Jahr 1300 bereits etwa fünfzigmal und im Jahr 1000 schon mehrere tausendmal. Alle Deutschen haben somit sämtliche vor dem Jahr 1200 lebenden Ahnen gemeinsam. In anderen Völkern ist dies auch so, nur daß hier die wenigen gemeinsamen Vorfahren eben andere sind.
Diese erbgeschichtliche Betrachtung widerlegt den heute aus ideologischen Gründen verbreiteten Sophismus, es würde gar keine Völker (oder, antideutsch gewendet, speziell kein deutsches Volk) geben vollständig. Innerhalb des deutschen Volkes gibt es fünf große Hauptstämme, die Franken, Sachsen, Alemannen, Baiern und Thüringer. Diese entstanden bereits in der Spätantike durch Vermischung früherer germanischer, ostgermanischer und keltischer Stämme. Andere Stämme wie z. B. die Hessen entstanden später und wieder andere sind heute teilweise Angehörige anderer Völker. So sind etwa die Niederländer bis zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges auch Deutsche (Niederdeutsche) gewesen, doch nach dem Westfälischen Frieden hat sich aus den dort lebenden Deutschen flämischer (eigentlich fränkischer) und friesischer Abstammung ein neues Volk mit eigener Sprache entwickelt, das dennoch seine Abkunft vom Deutschtum bis heute schon allein durch die Tatsache nicht verleugnen kann, dass die Bezeichnung dieses Volkes in verschiedenen Fremdsprachen auf das Deutschtum hinweist (etwa „dutch“ im Englischen).
Im frühen Mittelalter wurden Sachsen, Alemannen, Baiern und Thüringer von den Franken unterworfen, zum Christentum bekehrt und in ein einheitliches Reich eingegliedert. Dieses zerfiel im 9. Jahrhundert in ein ost- und ein westfränkisches Reich. Aus diesem entstand Frankreich, aus jenem ein Heiliges Christenreich, das man, basierend auf der Vier-Reiche-Lehre, als Heiliges Römisches Reich bezeichnete („römisch“ im Sinne von „romkirchlich“). Das Reich war kein Nationalstaat im modernen Sinne, jedoch bildete darin im Mittelalter das deutsche Volk seine Eigenart aus. Somit ist das Ostfrankenreich die ursprüngliche Form Deutschlands als Staat gewesen und dessen Grenzen ähnelten bereits zu den Zeiten Ludwigs des Deutschen in groben Zügen durchaus dem späteren Westdeutschland der Bonner Zeit.
Die Gebiet östlich der Elbe, die von ostgermanischen („slawischen“) Stämmen besiedelt waren, besiedelten die christianisierten Deutschen seit etwa dem 10. Jahrhundert. Sie brachten diesen rückständigeren und stark in ursprünglichen altgermanischen Siedlungsformen lebenden Stämmen einerseits eine fortschrittlichere Lebensform, verbreiteten aber andererseits auch die Kirchenlehre in ähnlicher Weise mit dem Schwert wie sie selbst von den Franken Jahrhunderte zuvor christianisiert worden sind. Die ostdeutschen Provinzen sind ethnisch stark gemischt, da erstens die westgermanischen Siedler, also vor allem Sachsen, Franken und Thüringer, aber durchaus auch Alemannen und Baiern, sich bei der Kolonisierung Ostelbiens (wie man die östlich der Elbe liegenden Siedlungsgebiete nannte) untereinander selbst vermischten, anderseits aber auch die zuvor dort lebenden ostgermanisch-„slawischen“ Menschen in die Vermischung mit eingingen. Im Falle der Pruzzen (Preußen) wurde in jahrhundertelangem Ringen sogar ein etwas fernerer baltischer Stamm in den deutschen Volkskörper eingeschmolzen.
Obzwar die deutsche Geschichte bereits im Mittelalter von großer Uneinigkeit der einzelnen Stämme innerhalb des Heiligen Reiches geprägt und die Kaiserliche Zentralgewalt meist relativ schwach gegenüber den lokalen Fürsten war und obzwar das Reich nach dem Westfälischen Frieden 1648 vollends in elendigste Kleinstaaterei verfiel (aufgrund des Willens Frankreichs, einen möglichen starken nationalstaatlichen Nebenbuhler im Osten politisch nicht zuzulassen), ist damals niemand auf die absurde Idee gekommen, am Bestehen des deutschen Volkes zu zweifeln. In vielen Köpfen lebte bereits im Mittelalter die Sehnsucht nach einem einheitlichen Reich, doch viele Köpfe verzweifelten an der Einsicht, daß den Deutschen die nationale Würde als Volk abzugehen schien (und auch heute noch scheint). So hat z. B. Sebastian Franck 1538 feststellen müssen:
[Die Teutschen haben] aller ding ehe acht […] dann jres eygen dings […] Aus dissem ist geflossen / das die Teutschen ehe von Indianern wissen zu sagen / dann von Teutschen […] dann Teutsche seind von art ein volck / das nicht von seim ding helt / nur fremd ding gut ding […] künst / spraach / weißheit / weise red vnd that / lassen sie gern demütig anderen […] Welsch hare lassen [sie] machen / mit seltzamen beschoren köpffen / verkerter spraach / welche so sie es gleich reden / ongern vnd verkert / als künden sie es nimmer reden […] Es ist kein volck / es bleibt bei seiner spraach vnnd kleydung / dunckt sich der gemeyd sein / vnd rhümpt sich deren / will auch das mans darbey erkenn. Allein die Teutschen verleugnen jhr spraach vnd kleydung / vnd geen in frembder seltzamer mummerey herein […] ein volck das isch alles allen lendern will nachthon vnd reden […] Auß disser vnachtsamkeit ist kommen / das wir nicht von vns selbs haben noch wissen […] das vns die Römer nit vergebens Barbaros haben genent / vnd in dem fall nit vnrecht thon.
Diese nationale Selbstverleugnung zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Geschichte. Friedrich Karl Moser erkannte 1765 in seiner Schrift über den deutschen Nationalgeist:
[…] doch so wie wir sind, sind wir schon Jahrhunderte hindurch ein Rätsel politischer Verfassung, ein Raub der Nachbarn, ein Gegenstand ihrer Spöttereien, uneinig unter uns selbst, unempfindlich gegen die Ehre unseres Namens, ein großes und gleichwohl verachtetes, ein in der Möglichkeit glückliches, in der Tat selbst aber seiner bedauernswürdiges Volk.
Eine Selbstverleugnung, die auch positive Seiten hatte, nämlich Freiheit vom nationalem Chauvinismus, dem Laster so vieler anderer Völker. Dies betonte z. B. Schopenhauer als er 1851 schrieb:
Die Deutschen sind frei von Nationalstolz und legen hierdurch einen Beweis der ihnen nachgerühmten Ehrlichkeit ab; vom Gegenteil aber Die unter ihnen, welche einen solchen vorgeben und lächerlicher Weise affektieren, wie die Demokraten.
Damit können wir zur ersten Frage übergehen, also zum Subjekt derselben, den Deutschen selbst und ihrer nationalen Psyche. Warum denken die Deutschen so abschätzig über sich selbst und wer ist dafür verantwortlich?
Es steckt offenbar etwas im Deutschen, das der Fragesteller ebenso wie Arthur Schopenhauer richtig als Ehrlichkeit (bzw. Redlichkeit oder Wahrhaftigkeit) gedeutet haben. Das ist teilweise genetisch, teilweise historisch bedingt. Ich habe an anderer Stelle vier grundlegende Punkte zu Beantwortung dieser Frage geliefert:
https://www.gutefrage.net/frage/wieso-sind-die-deutschen-die-einzig-ehrlichen#answer-570555018
Für den Kern der Frage, warum die Deutschen also ihr eigenes Volk gewöhnlich verachten und sich damit völlig von anderen Völkern unterscheiden, ist vor allem der Punkt 2 aus meiner verlinkten Antwort entscheidend, also antideutsche Umerziehung und Propaganda seit dem frühesten Mittelalter. Heute spielt ferner die völkerleugnende Ideologie der Dekonstruktivisten eine Rolle, eine pseudointellektuelle Irrlehre, nach der Völker nur durch Ideologien quasi „am Reißbrett“ konstruiert worden wären, während zumindest das deutsche Volk in Wahrheit organisch aus bestehenden Stämmen organisch zusammenwuchs. Die Deutschen mit ihrem Mangel an nationalem Selbstbewußtsein sind leider anfällig dafür, solche Unsinnslehren kritiklos zu schlucken und sich klug dabei zu dünken, wenn sie diese wiederkäuen können.
Tatsächlich konstruiert sind allerdings Völker wie die Tschechen (in Böhmen siedelnde Abkömmlinge germanischer Markomannen, die sich erst infolge der Hussitenrevolte im 15. Jh. vom Heiligen Reich abspalteten und zu einen neuen, durch eine konstruierte „slawische“ Kunstsprache zusammengehaltenen „tschechischen“ Volk zusammenwuchsen. (Wobei selbst im Wort „tschechisch“ noch das Wort „deutsch“ zu finden ist, vgl. z. B. das ital. Wort „tedeschi“ für die Deutschen). Oder die Belgier, die gar kein Volk sind, sondern einfach Angehörige eines aus französischsprachigen Wallonen und germanischen Flamen (ursprünglich Franken) von britischen und französischen Politikern künstlich geschaffenen Staates. In vielen Fällen zerfallen solche Mehrvölkerstaaten aber auch wieder (etwa die Tschecho-Slowakei, die 1919 vom US-Präsidenten Wilson konstruiert wurde und die des 20. Jh. nicht überleben sollte oder auch Jugo-Slawien (Südslawien).