Ich bin Erzieher in NRW. Der Beruf ist sicher alles andere als einfach, sonst brĂ€uchte man keine 3 Jahre Ausbildung dafĂŒr zu machen (in anderen EU-LĂ€ndern muss man Erzieher sogar studieren).
Das Gehalt ist im Allgemeinen tariflich festgelegt. Der Tarifvertrag heiĂt "TVĂD SuE" fĂŒr "Tarifvertrag fĂŒr den Ăffentlichen Dienst - Soziales und Erziehung". Im Kindergarten wirst du normalerweise in S6 eingruppiert, die Stufen richten sich nach Berufserfahrung bzw. eigentlich die BeschĂ€ftigungsdauer bei dem Arbeitgeber. Mit andauernder BeschĂ€ftigung steigt man auf und verdient also etwas mehr Geld, wenn man lĂ€nger bei einem Arbeitgeber bleibt. Die TarifvertrĂ€ge findesr du im Internet und kannst dort selbst nachsehen, wie hoch der Verdienst in etwa sein wird. Die Seite mit den umfangreichsten Infos dazu ist http://www.oeffentlicher-dienst.info Jedenfalls sagt jeder Erzieher, den ich kenne (mich eingschlossen), dass er fĂŒr die Arbeit, die er leistet und die sich auch hĂ€ufig in die Freizeit zieht, absolut unterbezahlt wird, selbst wenn das Einkommen nicht unbedingt schlecht ist.
Die Aufgaben sind, grob gefasst, die Betreuung der Kinder, die Beobachtung selbiger und Förderung aufgrund der Beobachtungen und Besprechungen mit den Kollegen, Vorbereitung auf die Schule durch spielerische Wissensvermittlung (seit dem Kibiz auch Englisch) und das Erkennen und "Behandeln" von Entwicklungsproblemen. DarĂŒber hinaus gibt es geschlechtsspezifische Fördermöglichkeiten, Elternarbeit und Beratung, jede Menge Organisation und Dokumentation, hĂ€ufig auch kreative Aufgaben und eben allerlei Angebote fĂŒr die Kinder, die sie in ihrer Entwicklung fördern sollen (z.B. MusikpĂ€dagogik oder Bewegungsangebote). Dazu kommen Aufgaben wie AufrĂ€umen, putzen und zu Weihnachten PlĂ€tzchen backen.
Wichtig ist auch die Vermittlung wichtiger Kompetenzen, die immer mehr in die HĂ€nde von Lehrern und Erziehern fallen, weil die Eltern immer weniger Zeit haben: Die Kinder lernen (unterstĂŒtzend zu dem, was sie zu Hause lernen) beispielsweise grundlegende Hygiene, gesunde ErnĂ€hrung, Medienkompetenzen, Farblehre, soziales Miteinander, etc., natĂŒrlich alles nur in einem gewissen MaĂe. Je nach Kindergarten gibt es noch andere Arbeitsschwerpunkte (in christlichen Einrichtungen z.B. die Erziehung nach christlichen Werten und das Feiern von chr. Festen samt Vorbereitung von Festen und Auftritten oder im Waldkiga der Bezug zur Natur, etc.).
Was einem selten erzĂ€hlt wird: Man braucht manchmal verdammt viel Geduld und Ruhe, muss mit inkonsequenten und unpĂŒnktlichen Eltern zurechtkommen, wegen denen man Ăberstunden schiebt und die einen oft nur als "Kinderbetreuer" sehen, der Kaffee trinkend auf die Kids aufpasst, muss oft wegen der personellen Situation die Angebote zu Hause vorbereiten und darf nicht davor zurĂŒckscheuen, sich vor den Kids und Kollegen und manchmal auch vor der ganzen Gemeinde zum Affen zu machen. ;) AuĂerdem muss man sehr LautstĂ€rkeresistent sein.
Zur Zeit ist ja die U3-Betreuung in aller Munde ist, wirst du dich auch mit FrĂŒhförderung auseinandersetzen und hin und wieder Windeln wechseln mĂŒssen. Da ich die letzten Jahre im Jugendhilfebereich gearbeitet hab, kann ich dir dazu allerdings wenig sagen.
Aber was ich dir sagen kann ist: Auch wenn die Bezahlung besser sein könnte, man richtig viel Stress hat und es nie jedem Recht machen kann, man als mĂ€nnlicher Erzieher immer mit einem Bein im Knast steht (kleiner Filmtipp dazu: "Die Jagd" (2012) von Thomas Vinterberg), manchmal an den Eltern oder auch einzelnen Kindern verzweifelt, dass man laut schreien möchte, wĂŒrde ich trotzdem nichts anderes machen wollen. Erzieher ist kein einfacher Job und man erlernt ihn auch nicht, um reich zu werden, zumal man wĂ€hrend der Ausbildung nichtmal bezahlt wird. Warum man es dann tut? Nun, ich fĂŒr meinen Teil bin Erzieher, weil ich dort meine eigenen, kreativen Ideen einbringen kann, weil ich gern mit Kindern arbeite oder Jugendlichen aus Problemen helfe, an denen sie nicht Schuld sind, weil ich die Abwechslung mag und weil ich mich (fast) jeden Morgen auf meine Arbeit freue.
Man muss den Job einfach mögen, sonst geht man daran kaputt. Mein Rat: Hospitiere doch einfach mal in einem Kindergarten in deiner NÀhe und mach dir ein eigenes Bild.
Eine kleine Warnung noch, auch wenn das einige hier nicht gern lesen werden: Erzieher im Kiga ist immer noch eine FrauendomĂ€ne, obwohl mĂ€nnliche Erzieher dort mehr als wichtig wĂ€ren. Das bedeutet auch, dass die Angebote oft eher die MĂ€dchen ansprechen. Erschreckend hĂ€ufig haben die Erzieherinnen "Probleme" damit, wenn die Jungs kebbeln, laut sind oder sich drauĂen schmutzig machen. Diese geschlechtsspezifischen Probleme haben wir sogar wĂ€hrend der Ausbildung behandelt und da wird sich sicher auch einiges tun, aber man kann durchaus noch damit konfrontiert werden (eigene Erfahrungen). AuĂerdem ist man als Mann eigentlich immer der "Handwerker im Haus"... ;)
Sorry fĂŒr den langen Text, aber vielleicht hilft's dir ja weiter.
LG