Auch ich bin dieses Jahr mit Praktikawelten ins Ausland
geflogen. Meine Reise ging für zwei Monate nach Südafrika, um dort zum Einen im
Krüger Nationalpark mitzuhelfen und zum Anderen nach Kapstadt zur Sozialarbeit.

Was das Reisen mit Praktikawelten anbetrifft, bin ich zwiegespalten.

Die Organisation ist nicht schlecht, wenn man das erste Mal allein und organisiert ins Ausland reisen möchte. Allerdings würde ich keinesfalls mit Ihnen noch einmal eine Reise antreten. Jetzt weiß ich, wie viel effektiver ich hätte mein Geld investieren können.

Den größten Vorteil einer solchen Reise im Zuge dieser Organisation ist klar, dass Transfer, Arbeit und Unterkunft schon geregelt sind und man sich vor allem darum und folglich um die Sicherheit vor Ort keine Sorgen machen muss. Außerdem hat man immer Anschluss. Man ist deshalb nie gezwungen Alleintouren in einem fremden Land zu starten. Wer also zuvor noch nie alleine im Ausland war, immer einen Ansprechpartner haben möchte oder sich nicht traut seinen Aufenthalt auf eigene Faust zu regeln, für denjenigen ist Praktikawelten eine gute Sache. Allerdings muss einem bewusst sein, dass selbst für diese Leistungen die Reise über die Organisation absolut überteuert ist. Außerdem fließt das Geld, wie ich feststellen musste, leider nicht in die Sozialprojekte. Jedem, der daher nur annähernd mutig genug ist, alles selbst in die Hand zu nehmen, ist zu empfehlen ohne diese Organisation zu reisen. So spart man sich viel Geld, welches wirklich vor Ort sinnvoll für einen guten Zweck verwendet werden könnte.

An Praktikawelten speziell hat mich vor allem folgendes gestört, weshalb ich definitiv nicht noch einmal über sie buchen würde:

Die Mitarbeiter waren vor allem in Deutschland vor Reiseantritt super nett und hilfsbereit. Allerdings waren sie nun im Nachhinein betrachtet entweder falsch informiert oder es wurden gewisse Informationen absichtlich verschwiegen. Mir wurde beispielsweise gesagt, dass der Krüger kein Malaria-gebiet ist. Eine schlichtweg falsche Information. Dass Ausflüge von unserer Unterkunft in Somerset West nach Kapstadt zeitlich unter der Woche möglich sind, damit hatten sie recht. Dass allerdings für diese Fahrt eine horrende Summe bezahlt werden muss, das wurde mir verschwiegen.

Des Weiteren bekam ich unzählige Mails und Unterlagen zugeschickt, deren Informationen teilweise nicht mehr up-to-date waren oder nicht mit den Bedingungen vor Ort übereinstimmten.

Für die Unterkunft und das Sozialprojekt in Kapstadt musste ich wirklich sehr viel Geld bezahlen. Allerdings war das Haus, in dem ich nächtigte
in sehr schlechtem Zustand. Die Fenster konnten nicht richtig geschlossen
werden, weshalb ich ständig in der Zugluft lag. Es gab weder eine Heizung noch einen Kamin bei Temperaturen um 0 Grad. Die letzte Grundreinigung der Matratzen und Betten konnte nicht nachverfolgt werden. Flohbisse oder sonstige Bisse durch Ungeziefer haben mich ständig begleitetet. Handwäsche wurde uns vor Ort verboten, obwohl es ausdrücklich in den Unterlagen vermerkt war, dass wir auf diese Weise unsere Wäsche waschen könnten. Ganz konkret: alle Hostels in denen ich während
meiner Zeit in Kapstadt nächtigte, waren günstiger, hatten bessere Standards und es gab Frühstück in der Regel inklusive. An dieser Stelle könnte man also deutlich Geld sparen.

Zur Sozialarbeit: So, wie ich von anderen Voluntären mitbekommen habe, ist es leicht und kostengünstig von zu Hause aus oder sogar vor Ort sich um einen Arbeitsplatz zu bemühen. Viele Tagesstätten nehmen einen
mit Handkuss, wenn man umsonst dort mithelfen möchte. Die Begründung von Praktikawelten, dass mit unserem Geld die Einrichtungen mitfinanziert werden, konnte ich leider nicht sehen. Der Zustand in meinem Kindergarten war sehr schlecht. Von den versprochenen „Schenktagen“ habe ich während meiner Zeit in unserem Kindergarten überhaupt nichts mitbekommen.

Besonders negativ hingegen ist mir aufgefallen, wie stark sich Praktikawelten  um Öffentlichkeit bemüht. Nur Präsenz zeigen, um Fotos zu besonderen Ereignissen zu schießen und um danach wieder abzuhauen, kann nicht Sinn und Zweck sein. Hier war ich wirklich sehr enttäuscht. Dass sich eine Organisation so sehr von Quoten, Kommentaren und schönen Selfies leiten lässt, anstatt aktiv vor Ort mit anzupacken, um die Situation in den Sozialeinrichtungen mit unseren Geldern zu verbessern, ist ein Armutszeugnis. Für mich erscheint es definitiv nur ein profitgesteuertes
Unternehmen zu sein. Ich würde mich aber gern von Gegenteiligem überzeugen lassen.

Vorerst deshalb mein Rat an alle Reisewilligen: prüft vor
eurer Reise besser als ich, wohin die Gelder fließen und in was  genau man investieren möchte...

Fazit für mich ist: meine Reise war super, aber dasselbe
hätte ich definitiv günstiger haben können und mit nachhaltigerem Ergebnis.

...zur Antwort