Mehr Fairness für Frauen?
Debatte um mehr Gleichberechtigung für Frauen zum Weltfrauentag und Equal Pay Day

Diese Woche wurden die Rechte und die Bezahlung von Frauen im Zuge des Weltfrauentags und des Equal Pay Day in Deutschland einmal mehr heiß diskutiert – auch auf gutefrage. Denn Frauen müssen – auch im Jahr 2023 – immer noch für gleiche Rechte und Bezahlung wie Männer kämpfen…
Der 8. März ist zu einem wichtigen Tag weltweit geworden. Jedes Jahr aufs neue wird an jenem Datum auf die Frauenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter in vielerlei Hinsicht sowie auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Seinen Ursprung hat der Frauentag 1909. Erstmals wurde er in den USA eingeführt. Von dort verbreitete er sich nach Europa. Erst im Jahr 1975 wurde er dann von den Vereinten Nationen am 8. März als Internationaler Frauentag institutionalisiert.
Umsetzung ausbaufähig
Doch die Umsetzung lässt in vielen Ländern leider auch heute noch zu wünschen übrig. In 18 Ländern können Ehepartner laut einer Externer Studie der Weltbank aus dem Jahr 2022 ihren Frauen verbieten, einer Arbeit nachzugehen. Frauen und Mädchen sind häufiger von Hunger, weniger guter Gesundheitsversorgung sowie Armut betroffen. Frauen verdienen grundsätzlich – auch in Deutschland. Darauf aufmerksam macht der Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf die gleiche Woche wie der Weltfrauentag, nämlich den 7. März, fiel. Ab diesem Datum gibt’s nun auch für Frauen Gehalt. Denn statistisch gesehen haben sie seit Jahresbeginn bis zum 7. März 2023 umsonst gearbeitet. Der Grund dafür ist der „Gender Pay Gap“, zu Deutsch die 'Geschlechter-Lohnlücke', die den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Frauen und Männern aufzeigt. Laut statistischem Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland 2023 immer noch ca. 18% weniger als Männer. Die Gründe hierfür sind vielseitig: Häufige Teilzeitbeschäftigung oder Arbeit in Branchen wie Gesundheit oder Erziehung, die tendenziell schlechter bezahlt werden.

Heiße Diskussion zum Equal Pay Day auf gutefrage
Auch auf gutefrage wurde im Rahmen dieses Tages eifrig diskutiert. „Gleiche Arbeit sollte auch gleich bezahlt werden, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft“, findet etwa Nofear20. Allerdings werden auch viele Stimmen in der Community laut, die keine Ungleichheit erkennen können beziehungsweise in ihrem eigenen Umfeld so nicht erlebt haben.
„Für mich grenzen diese Behauptungen an vorsätzlicher Täuschung und sind politisch bedingt“, findet Mertis. „Wenn man Frauen und Männer mit vergleichbarer Berufserfahrung, vergleichbarer Branche, vergleichbarer Qualifikation etc. vergleicht, dann gibt es keinen ‚Gender Pay Gap‘, die Unterschiede sind statistisch nicht signifikant. Männer und Frauen verdienen gleich viel.
Ähnlich sind die Erfahrungen, die OnkelOzzy gemacht hat:
Bei uns im ÖD werden alle bei gleicher Arbeit auch gleich bezahlt. Ohne wenn und aber. Bei meiner Frau im EH sieht es genauso aus. Ist halt so, wenn man in Branchen arbeitet, die Tarifverträge haben.
Wenn man eine Arbeit annimmt, in der nicht tariflich bezahlt wird, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man für sein Gehalt kämpfen muss. Da kann ich nichts daran ändern und es ist mir, ehrlich gesagt, auch egal.
Dass in vielen wichtige Berufsgruppen so wenig bezahlt wird, steht auf einem andern Blatt. Das ärgert mich auch. Meiner Ansicht nach sollte eine Reinigungsfachkraft mindestens genausoviel verdienen, wie ein ITler. Eher mehr.
auchmama macht ferner auf generelle Probleme auf dem Arbeitsmarkt aufmerksam: „Für mich ist es auch absolut unverständlich, warum u.a. Friseure (überwiegend ein s.g. Frauenberuf), trotz Vollzeitjob, noch als ‚Aufstocker‘ im Jobcenter vorstellig werden MÜSSEN. Der Beruf beinhaltet eine dreijährige Ausbildung. Ist also ein ganz normaler Handwerksberuf und wer in dem Beruf arbeitet - nicht grad Walz o.ä. heißt - der lebt an der Armutsgrenze. Und Gutverdiener beschweren sich oft auch noch, dass die Preise für einen Haarschnitt mal wieder gestiegen sind. Suhlen sich im Gegenzug aber am Wochenende im 5-Sterne-Hotel im Wellnessbereich.“ Das ist ihrer Meinung nach unfair.
Auch Mertis findet, dass die ungleiche Bezahlung eher ein grundsätzlich gesellschaftliches Problem ist, als eine Genderproblematik. „Diese 18% entstehen weil man Äpfel mit Birnen vergleich. Teilzeit mit Vollzeit, Friseur mit Ingenieur usw., das hat aber nichts mit Männer und Frauen zu tun sondern mit dem gewählten Beruf und dem eigenen Lebensentwurf.“

Für diese These sprechen auch so manche Zahlen. Laut Statistik sind mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in den fünf am schlechtesten bezahlten Berufen Frauen. In den am besten bezahlten Jobs dagegen seien weibliche Beschäftigte in der Minderheit. Dafür sei der Frauenanteil in weniger gut bezahlten Berufsfeldern, wie etwa Floristik, sozialen Berufen wie Erzieher oder in der Pflege deutlich höher als der der Männer. In den fünf am höchsten entlohnten Berufen seien Frauen dagegen - mit Ausnahme der Ärztinnen - unterrepräsentiert. So gebe es in Flugzeugcockpits nur 6,5 Prozent Pilotinnen, bei den technischen Forschenden seien 14,8 Prozent weiblich und in Geschäftsführungen und Vorständen 22 Prozent, so das Bundesarbeitsministerium. Hinzu komme, dass gerade in Berufen, in denen Frauen besonders häufig tätig sind, die Teilzeitquote besonders hoch sei.
Man sieht also, das Problem ist facettenreich und nicht einfach zu lösen. Dennoch sollte es natürlich langfristig das Ziel sein, Ungleichheiten aus der Welt zu schaffen – seien sie Gender-bedingt, von der Hautfarbe und Herkunft rührend oder Ursprung sexueller Orientierung. Alle Menschen sind im Kern gleich und so sollten sie behandelt werden und leben dürfen.