Wie gehst Du mit Witzen über Depression um?
Hast Du Dich so sehr an Sie gewöhnt, dass sie dich nicht mehr reizen oder kränken sie Dich jedesmal aufs Neue?
3 Antworten
Ich gehe Menschen, die sich darüber lustig machen, möglichst aus dem Weg.
Gegen Unwissenheit ist leider noch kein Kraut gewachsen.
Ich habe seit mehreren Jahren eine rezidivierende depressive Störung und muss zugeben, dass meine Witze einfach (m)eine Art damit fertig zu werden ist. Mein Therapeut sagte mal "wenn alles scheiße ist, kann man wenigstens drüber lachen".
Ich denke es kommt immer stark auf das Umfeld an. Von Betroffenen sehe ich Witze nicht als kritisch an (sondern finde die meisten lustig).
Bei nicht Betroffendn kommt es sehr auf mein Verhältnis an. Wenn ich weiß, dass derjenige versteht, dass es eine sau gefährliche Krankheit ist und die Witze nicht aus Unwissenheit macht, sondern damit ich trotz des ganzen Scheiß etwas zum Lachen habe, komme ich gut damit klar. Wenn es eine mir relativ unbekannte Person ist, kommt es dennoch sehr auf die Art an, wie ein Witz gemacht wird. Manchmal habe ich dadurch er mit demjenigen ins Gespräch kommen können, dass er/sie ebenfalls an Depressionen leidet. Wenn die Witze jedoch verharmlosend wegen Unwissenheit, Ignoranz und mangelndem Respekt gemacht werden... Da ist der Punkt erreicht wo ich mich angegriffen und dann auch verletzt fühle.
Also zusammengefasst kommt es sehr darauf an ob die Person erkrankt ist, von meiner Erkrankung weiß und auf die Art und Weise, wie etwas gesagt wird.
So wie ich die Frage verstanden habe geht es um Witze und nicht übers sich darüber lustig machen.
Für mich gibt es da einen kleinen, feinen Unterschied. Unberechtigtes Bagatellisieren und Absprechen von Leid finde ich auch definitiv nicht in Ordnung.
Wenn aber Betroffene von SVV als coping mechanism einen 'Barcode' - Witz machen, ist das in meinen Augen offenkundig eine Form damit umzugehen und sich nicht die ganze Zeit für seine Narben zu schämen.
Auch den Satz deiner Therapeutin empfinde ich als Witz/witzige Bemerkung. Und das hat sie vermutlich gesagt, weil sie weiß, dass du es nicht als Aufforderung zum Suizid verstehst, sondern als Lob deinen Humor behalten zu haben.
Eine Freundin von mir ist an Leukämie erkrankt und schließlich auch daran gestorben und sie hat ständig Witze darüber gemacht. Betonung liegt auf SIE! Ich hätte mir niemals angemaßt einen ihrer morbiden Witze zu wiederholen. Aber ich finde dass die Erkrankten individuell entscheiden dürfen ob sie Witze machen und inwieweit sie Witze tolerieren.
Und wie weiß deine Therapeutin denn von deinem Humor?! Ich wage zu vermuten, dass du innerhalb der Therapie einen Witz gemacht hast. Soll ich dich jetzt dafür verurteilen, dass du individuell entschieden hast wie du mit deiner Erkrankung umgehst?
Ich nenne dir mal ein Beispiel!
Neben dem Gebäude meines früheren Arbeitgebers befand sich eine Praxis für Psychotherapie. Leider hatten meine Kolleginnen mitbekommen, dass ich unter Depressionen leide.
Sobald ein Fahrzeug vor der Praxis parkte, kamen dann die Sprüche „ah, wieder ein Psycho, der seinen Müll loswerden will“. Während meiner Anwesenheit wurde nur in der dritten Person über diese Krankheit gespottet. „Depressionen, was ist das denn schon? Die laufen quietschfidel an dir vorbei, diese Sozialschmarotzer“.
Für meine Kolleginnen war es vielleicht witzig, für mich sehr verletzend.
Das sind auch einfach keine Witze, sondern Beleidigungen! Da stimme ich dir vollkommen zu, dass das absolut nicht tolerierbar ist.
Naja ich übertusche meine ehrlich meinung und reagier gar nicht drauf.
Ich finde es nicht lustig, wenn man sich über eine Krankheit lustig macht, egal welche!
Allerdings meinte auch meine Therapeutin, „wenn sie ihren Humor nicht hätten, würden sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit die Radieschen bereits von unten ansehen“.