Geschichtshausaufgaben: Französische Revolution

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Es handelt sich offensichtlich um die Deklaration vom 17. Juni 1789, durch die sich die Abgeordneten des dritten Standes zur Nationalversammlung (Assemblée nationale) erklärten, und zwar mit der Begründung, dass sie von mindestens 96 % der Nation entsandt worden seien. Damit begann die Revolution. Vorgeschichte: König Ludwig XVI hatte für Mai 1789 die Generalstände (États generaux) einberufen, um die Finanzkrise des Staates zu lösen. Die Generalstände, die zuletzt 1614 getagt hatten, sollten neue Steuern bewilligen. Sie bestanden aus drei Ständen: Geistlichkeit (clergé), Adel (noblesse) und dritter Stand (Tiers État). Der revolutionäre Akt bestand demnach in dem Ausschluss der ersten beiden Stände von der weiteren politischen Willensbildung. Quelle: Labrune/Toutain: L'histoire de France.

Die Abgeordneten haben den Gedanken der Volksouveränität verwendet, um den Willen der Vertretung einer Mehrheit der Nation als den Willen der Nation selbst zu legitimieren (rechtfertigen) und mit der Erklärung zur Nationalversammlung begonnen, dies in die Tat umzusetzen.

 Eine Nationalversammlung (Assemblée nationale) trat an die Stelle von Generalständen  („États généraux“). Dies war ein Schritt gegen die Ständegesellschaft. Der Dritte Stand (Tiers état) hatte eine Abstimmung nach Köpfen, nicht nach Ständen (wobei die beiden privilegierten Stände eine Mehrheit von 2 : 1 gehabt hätten) gefordert. Dieser Streitpunkt war damals noch nicht entschieden.

Am 17. Juni 1789 erklärten sich die Abgeordneten des Dritten Standes (nach einer Abstimmung mit großer Mehrheit) zur Nationalversammlung. Die Benennung  hatte  Emmanuel-Joseph Sieyès vorgeschlagen, ein Abbé, der im Januar 1789 die Schrift „Qu'est-ce le Tiers État?“ („Was ist der Dritte Stand?“) veröffentlicht hatte. Dieser hat den Schritt damit begründet, nach dem Ergebnis der Wahlprüfung sei die Versammlung des Dritten Standes bereits aus Vertretern zusammengesetzt, die von wenigstens 96/100 der Nation entsandt worden seien.

Es sollten nicht einfach zwei Stände, Klerus (clergé) und Adel (noblesse), völlig von der politischen Willensbildung ausgeschlossen werden, sondern eine Vertretung der Nation statt von einzelnen Ständen stattfinden. Die Vertreter der anderen Stände wurden aufgerufen, sich der Nationalversammlung anzuschließen. Am 19. Juni stimmte eine knappe Mehrheit beim Klerus (149 gegen 137) dafür, sich der Nationalversammlung anzuschließen. Beim Adel war es zunächst nur eine Minderheit (80). König Ludwig (Louis) XVI. forderte am 27. Juni Klerus und Adel zum Mitwirken auf.

Ernst Schulin, Die Französische Revolution. 4., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2004 (Beck's historische Bibliothek), S. 69 – 70:

„Revolutionär war erstens, daß die Ausübung der politischen Rechte der privilegierten Körperschaften des Adels und des Klerus infrage gestellt wurden – sowohl für die inneren Angelegenheiten als auch für das Staatswesen als ganzes. Die ständischen Finanz- und Wirtschaftsprivilegien standen schon damit ohne Fundament da, sie mußten eigentlich als ungesetzlich angesehen werden. Die Sache wurde taktisch geschickt gemacht, denn die anderen Stände wurden nicht isoliert - im Gegenteil! Aber in der neuen Versammlung der «nation une et indivisible», zu der sie eingeladen waren, war es nötig, daß sie sich beglaubigen ließen, d. h. sie mußten ihrerseits anerkennen, sie mußten sich der ganzen Nation unterwerfen. Sie mußte das Mehrheitsprinzip anerkennen. Und das angesichts einer Mehrheit des tiers état.

Der zweite revolutionäre Zug: Die Assemblée nationale nahm Rechte und Funktionen in Anspruch, die den Ständen noch nie zugekommen waren. Nach Tradition und politischer Praxis waren die Stände […] als Organe der politischen Entscheidungshilfe herangezogen worden. Der nationale Gesamtrepräsentant, der für alle Maßnahmen verantwortlich war, war hingegen die Krone. Genau diese usurpierten die Gemeinen am 17. Juni. Sie erhoben sich eigenmächtig von einem Hilfsorgan der Krone innerhalb der ständischen Verfassung zur «selbständigen Gestalterin der Geschicke Frankreichs». Das war ein revolutionärer Akt, den in dieser Spitze gegen die Krone der Dritte Stand allerdings vorerst verhüllte. Weder die Krone erkannte das klar, noch viele Mitglieder der Nationalversammlung selber. Klar war nur die Bereinigung der innerständischen Schwierigkeiten.“

weil's gegen den könig ging!

beachte die damaligen umstände...