Bin ich der Einzige, der mit Depressionen nach der Beschneidung zu kämpfen hat?

3 Antworten

Du bist bestimmt nicht der Einzige in einer solchen Situation. Lass Dir das nicht einreden.

Ich glaube, dass Du Hilfe brauchst z.B. eine Therapie, um mit Deinen Gefühlen und der Situation in der Du Dich seit Jahren befindest, besser zurecht zu kommen. Ein Schritt dahin kann ein Gespräch mit Deinem Hausarzt sein, oder wenn Du das evtl nicht willst, weil zB der gleichzeitig auch der Arzt Deiner Eltern ist, dann könntest Du auch Kontakt mit einer sozialen Hotline, wie die Telefonseelsorge in Deiner Stadt/Region, aufnehmen. Die wissen meist, was für Stellen oder Gruppen Hilfe anbieten.

Ob Du Deine Eltern vorher oder hinterher über Dein Problem informieren/konfrontieren willst, da würde ich gut drüber nachdenken. Ich an Deiner Stelle würde erst mal die oben genannten Schritte probieren. Wenn Du da einen Gesprächspartner hast, kannst Du Dich mit dem auch über diese Frage austauschen. Jetzt schon mit Deinen Eltern zu sprechen, wo Du selbst noch nicht mit der ganzen Sache gut umgehen kannst, kann im Gespräch schnell zu Vorwürfen führen, und es geht evtl mehr kaputt, als Du willst.

Mein Tipp: schau Dich im Netz um, ob/wo es Leute gibt, die so wie Du ein Problem mit einer ungewollten Beschneidung haben. Würde mich wundern, wenn es das im Internet gar nicht geben würde.

Viel Glück und Viel Stärke dabei 💪😊!

Es geht ja nicht hauptsächlich um den Hautlappen, sondern um das Trauma drumherum, vor allem der Verrat der Eltern. Normalerweise ist es auch nicht so, dass es nur einen einzigen traumatischen Vorfall gibt und alles andere tutti ist, sondern es liegt schon eine gewisse Struktur vor. Möglicherweise war da generell in der Erziehung etwas im Argen. Sonst hätte man ja einfach mit dir darüber sprechen können. Ich denke, die meisten Eltern machen das auch so. Ob du mit deinen Eltern darüber sprechen magst oder nicht, musst du selbst entscheiden. Es wird nichts mehr ändern, aber manchal hilft es, sich Luft zu machen, statt im Kontakt immer so zu tun, als sei nichts und allen Groll in sich reinzufressen.

Du bist nicht der einzige. Das lässt sich schnell recherchieren und man findet zu recht (auch sehr seriös bei Wikipedia) die Diskussion, die Knabenbeschneidung zu verurteilen. Was haben erwachsene Menschen denn auch an den Genitalien der Kinder zu tun? Nichts! Ihre eigenen religiösen oder kulturellen Maßstäbe an ihnen zu vollziehen, ist nichts anderes als Egoismus und Machtmissbrauch. In deinem beschriebenen Fall ist es gar Folter.

Und nun? Drei Dinge:

  1. Hoffe ich für die kleinen Jungen dieser Welt, dass diese ganzen Beschneidungsfetischisten, die hier täglich die Beschneidung von Jungen verharmlosen , verherrlichen, gar propagieren, aus deiner Geschichte etwas lernen.
  2. Für dich: finde den Frieden mit etwas, das nicht reversibel ist. Vielleicht suchst du dir Hilfe: beim Psychologen, in Selbsthilfegruppen. Ob du diesen brutalen Akt deinen Eltern irgendwann verzeihen kannst, weiß ich nicht. Aber dazu gehört sicherlich erstmal das Gespräch, die Konfrontation. Wirf es innen vor, stelle sie, erzähle ihnen wie uns und lass sie sich erklären. Am Ende des Prozesses entscheide.
  3. Handle an deinen eigenen Söhnen anders und brich nicht bloß heimlich mit der grausamen Tradition. Werbe dafür, erzähle es in der ganzen Familie, bei Schwester, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen …