Tantra lernen

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Durch einen Vortag erhielt ich mal folgende Info, welche ich im internen Intranet gelesen habe:

Muss man sich bei einem Tantraseminar mit fremden Menschen sexuell vereinigen? Jedenfalls scheint es sich um etwas Schummriges, Schlüpfriges zu handeln, denn schließlich geht es dabei um Sex und das ist ja schon von vorne herein verdächtig. Es ist unglaublich, welche Vorstellungen und Fantasien sich in den Köpfen der Menschen tummeln, gespeist aus Unwissenheit und unüberprüften Puzzleteilen vom Hörensagen.

Es ist nicht leicht, jemandem zu erklären, was eine Erdbeere ist, der noch nie eine gesehen und geschmeckt hat. So ist es auch mit dem Begriff Tantra. Die Ursprünge des Tantra reichen weit zurück. Je nach Quelle werden sie bis 3000 v. Chr. oder 300 v. Chr. datiert. Damals handelte es sich um eine geheime Lehre in Indien, die von Meister zu Schüler mündlich vermittelt wurde und nur für wenige Menschen zugänglich war. Erleuchtung war das Ziel. Im Unterschied zu vielen Religionen und spirituellen Richtungen wurden dabei die Sexualität und die weltlichen Genüsse nicht der Askese geopfert. Im Gegenteil: Der Weg zur angestrebten Einheit mit dem Göttlichen führte mitten durch die lustvolle Sinnenwelt. Deshalb war Tantra damals schon eine Art Revolution.

Was ist heutzutage aus dem ursprünglichen Tantra geworden?

In der heutigen Zeit geht es eher um Erleichterung statt um Erleuchtung. Insofern ist Tantra eine Art Lebenshilfe rund um die Bereiche Liebe, Sexualität und Partnerschaft geworden. Alte Verletzungen, ein verschlossenes Herz, sexuelle Ängste und Blockaden, mangelnde Liebesfähigkeit, Unlust, unterdrückte Gefühle, Eheprobleme, fehlende Berührung, Sehnsucht nach einem Partner oder einer Partnerin oder einfach Neugierde und Wissensdrang bewirken, dass sich Menschen zu einem Seminar anmelden. Der tantrische Weg der sexuellen Achtsamkeit, der Wertschätzung und der Hinwendung nach innen hilft den Teilnehmenden, mitten durch ihre mitgebrachten Themen zu gehen, anstatt sie zu unterdrücken oder zu versuchen, sich drumherum zu mogeln. In einem geschützten Erfahrungsraum können neue und heilsame Formen der Körperlichkeit ausprobiert und erlernt werden. Gesteigerte Lebensqualität, Freude und eben eine manchmal richtig große Erleichterung sind die Früchte dieser inneren Arbeit.

Natürlich gibt es ab und zu Menschen, die kommen, weil sie eine Art sexuelles Spektakel erwarten. Diese sind dann erst einmal enttäuscht. Sie spüren aber sehr schnell den Respekt im Umgang miteinander und können sich dann tiefer einlassen. Wenn sich alle trauen, aus ihrem Schneckenhäuschen der alten Muster und Einsamkeiten herauszukriechen, entsteht eine Atmosphäre von Nähe, Offenheit und Liebe, die man da draußen in der Welt selten findet. Deshalb wird dadurch auch der Alltag inspiriert und verwandelt.