Wieso finden es viele so unrealistisch, dass Kinder/Jugendliche mit Migrationshintergrund Arzt/Ärztin werden könnten?


26.03.2024, 16:12

Bitte versteift euch nicht auf das Wort "viele". Es geht eher darum, wie solche Meinungen überhaupt zustande kommen. Danke!

Das Ergebnis basiert auf 70 Abstimmungen

Realistisch und keine Seltenheit, weil... 50%
Andere Meinung: ... 31%
Eher unrealistisch und selten, weil... 19%

34 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Andere Meinung: ...

Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, wird es schwierig, zu studieren und einen erfolgreichen Abschluss zu erreichen.

Und diese Bedingungen sind bei Migranten oft schwieriger als bei Deutschen.

Das fängt bei beengten Wohnverhältnissen an, die ein Lernen für die Schule zu Hause erschweren, geht bei Sprachbarrieren und mangelnder Bildung der Eltern weiter, die den Kindern entsprechend keine Unterstützung geben können, und hört bei kaum vorhandenen finanziellen Möglichkeiten noch nicht auf, denn ein Studium kostet (auch für die Eltern) auch heute noch viel Geld, wie ich aus eigener Erfahrung von meinen beiden Kindern weiß, für die ich immer noch Unterhalt für ihr Studium bezahle.

Unter gleichen Bedingungen sind Deutsche aber sicher nicht erfolgreicher als Migranten, was einen guten Studienabschluss betrifft.

Gerade was Ärzte betrifft, so arbeiten aber auch schon viele mit Migrationshintergrund in Deutschland, so meine Erfahrung.

Andere Meinung: ...

Realistisch ist es immer, dass Kinder mit Migrationshintergrund Ärzte werden. Sie bringen genauso viel oder wenig Intelligenz, Empathie und Durchhaltevermögen mit ins Leben wie alle anderen Kinder auch,

Das Problem ist eher, dass die Gesellschaft ihnen bis in das Alter, wo sich solche Berufswege öffnen, nicht selten mit Vorurteilen entgegentritt und ihnen ganz objektiv betrachtet bei gleicher Eignung und gleicher Motivation nicht die gleichen Möglichkeiten gibt, sich selbst zu entfalten und zu entwickeln.

Diese Ungleichberechtigung beginnt jedoch nicht erst an der Schwelle zum Migrationshintergrund sondern findet auch zwischen Kindern aus Akademikerhaushalten und Arbeiterhaushalten statt. Akademikerkinder mit Migrationshintergrund haben eigentlich noch höhere Chancen auf ein Studium als Arbeiterkinder ohne Migrationshintergrund.

Realistisch und keine Seltenheit, weil...

Es kommt darauf an, würde ich sagen.

Kinder / Jugendliche mit Migrationshintergrund haben ebenso eine gute Chance Karriere im medizinischen Bereich hinzulegen. Es ist aber abhängig davon, aus welchem familiären Background diese stammen. Es ist leider oft hin und wieder so, dass nicht wenige unter einem enormen Druck stehen. Manche Familien spielen da verschiedene Karten:

Die eine Familie möchte, dass ihre Tochter eher den traditionellen Weg als Hausfrau / Mutter / Ehefrau einschlägt - daher empfindet man die mögliche Karriere und das mögliche Potenzial nicht so wichtig. Bei der anderen Familie möchte jemand z.B den Weg bestreiten, steht aber unter dem Druck, dass er auf seine jüngeren Geschwister aufpassen muss - gleichermaßen aber auch für die Eltern da sein muss / soll und dann geht irgendwann der Fokus auch verloren. Andere wiederum haben das Potenzial, aber es fehlt die Förderung.

Grob gesagt ist bei einigen auf jeden Fall das Potenzial vorhanden - aber die kriegen die PS / Power nicht auf die Straße, um es mal so auszudrücken.

Mit der Zeit merkt man aber trotzdessen, dass es viele junge Menschen mit Migrationshintergrund trotzdessen geschafft haben. Also es ist nicht mehr so drastisch, wie früher. Wenn man z.B in manchen Unikliniken reinschaut, erlebt man oft sehr junge Assistenzärzte, die noch in Facharztausbildung sind, die es geschafft haben (unabhängig von der Nationalität, da ist alles dabei).

lg

Eher unrealistisch und selten, weil...

Oftmals kommen viele Migranten mit völlig falschen Vorstellungen hier an.

In Nordafrika, Arabien und dem Nahen Osten wird dann propagiert, dass man in Deutschland alles werden kann. Dass da aber gewaltiger Leistungsdruck, enorme Anstrengungsbereitschaft und pausenloser Wille mit verbunden ist, das wird zu selten erwähnt. Auch unsere "sehr guten" Abiturienten haben in Jura und Medizin recht hohe Abbruchquoten. Das kommt nicht von ungefähr. Wenn dann aber Menschen mit ganz anderen Wertvorstellungen und einer ganz anderen Bildung hier etwas erreichen wollen, dann wird es meistens schwierig. Patriarchalische Erziehung ( die Jungen müssen studieren ("kleine Paschas", für die Mutti alles macht), die Mädchen sind als Hausfrau gut genug..... Eine Frau als Dozentin und hohe schulische Anforderungen werden als Grund gesehen, dass man benachteiligt wird.

Wenn die Kinder wirklich Mediziner werden wollen, müssen die Eltern sich zunächst vollumfänglich integrieren und fließend Deutsch sprechen. Dann erst sind sie in der Lage, ihre Kinder auch fördern zu können und bei den Hausaufgaben zu helfen und ggf. Nachhilfe zu leisten. Hinzu kommt, dass die Erziehung und die Rolle der Frau grundlegend überdacht werden muss. Erst, wenn die Familie und die Kinder auch Lehrerinnen und Dozentinnen vollumfänglich anerkennen, dann kann von einer guten Basis ausgegangen werden. Grundsätzlich halte ich es für realistisch, wenn die Familie sich integriert und das Kind/die Jugendlichen Vollgas geben in der Schule, dass sie das Ziel auch erreichen. Aber die Liste derer ist lang, die an falschen Vorstellungen und hohem Druck sowie an Mangelnder Integrationsbereitschaft zerbrochen sind. Spätestens, wenn die Jungen als "Kronprinzen" zu Hause verwöhnt wurden und keine Regeln aufgezeigt bekamen, gibt es schnell Konflikte in der Schule. Das zieht sich dann wie ein roter Faden.

5432112345  28.03.2024, 09:15

Gerade bei frisch Eingewanderten ist die Chance den Schulweg bis zum guten Abitur und dann ins Studium zu schaffen relativ gering. Die Kinder müssen ihre Lernkapazität für die neue Sprache, Kultur und Umgangsformen aufwenden, während deutsche Kinder ihre Fähigkeiten bereits verfeinern und ausbauen.

Des Weiteren sind die Bildungssysteme nicht ansatzweise vergleichbar. Das Matheniveau einer 6. Klasse in Syrien entspricht dem was ein ein deutscher Grundschüler am Ende der 4. Klasse kann. Diese Bildungslücke zieht sich dann bis in die höheren syrischen Abschlüsse, die dann in Deutschland eben nicht viel Wert sind. Da kamen 2015/2016 viele die erwartet haben, dass sie hier studieren können, aber gerade mal auf dem Bildungsstand eines deutschen Hauptschülers waren - nicht weil sie dumm sind, sondern weil ihnen ihr Bildungssystem eben nicht mehr beigebracht hat.

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5432112345  28.03.2024, 09:33

Dazu kommt, dass durch den niedrigeren Anspruch ihre kognitiven Fähigkeiten ebenfalls unterentwickelt sind und hier das Prinzip greift: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."

Fischers Angaben zufolge ist eine Berufsschule für die allermeisten ausgeschlossen. Das Sprachkursniveau B2 (etwa das Verständnis für Hauptinhalte von Texten auch zu abstrakten Themen) sei für viele der jungen Leute „intellektuell nicht erreichbar“. Fischer fügt hinzu: „Denen fehlt das Koordinatensystem.“ Manche der jungen Flüchtlinge sind ein paar Jahre irgendwo zur Schule gegangen, nun wollten sie studieren. „Nicht mal am Horizont“, sagt Fischer dazu. „Die komplexe deutsche Welt können wir denen nicht beibringen“, sagt auch Mitterer.
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Andere Meinung: ...

Meiner Erfahrung nach gibt es zwei Typen von Schülern mit Migrationshintergrund. Die einen sagen: "Ich bin als Ausländer sowieso diskriminiert. Da mache ich lieber gar nichts. Die anderen sind ja schuld, dass ich nichts erreiche."

Die anderen sagen: "In Deutschland habe ich eine Chance, die meine Eltern nie hatten. Diese Chance will ich packen." - Diese Jugendlichen arbeiten mehr als die Deutschen.

Die Antwort auf deine Frage ist deshalb: Die Statistik sagt klar, dass Schüler mit Migrationshintergrund weniger Schulerfolg haben und dass diese unter den Problemschülern überproportional vertreten sind. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass einige Jugendliche mit Migrationshintergrund mehr erreichen als Deutsche.