Warum haben Staaten immer Staatsschulden und wie kann man all diese Schulden komplett tilgen?

Wenn alle Schulden getilgt werden, dann gibt es kein Geld mehr, denn unser Geld wird durch die Aufnahme von Schulden erzeugt. Staaten bringen zum Beispiel Staatsanleihen heraus wenn sie zusätzliches Geld brauchen. Kein Staat der Welt wird jemals alles zurückzahlen das brauchen sie auch nicht. Privatfirmen nehmen auch Kredite auf um Vorhaben zu finanzieren. Es darf nur nicht so viel sein, dass die Staatsfinanzen durch die Tilgung der Schuld zu stark belastet werden.

Weil es sinnvoll ist, Kredite (=Schulden) aufzunehmen. Gerade als Staat, denn als solcher hast du üblicherweise eine gute Kreditwürdigkeit, man vertraut dir auf lange sicht und man verlangt nur niedrige Zinsen von dir. Also bekommst du günstige Kredite, deren Abbezahlung keine allzu große Last im alltäglichen Haushalt ist. Dadurch, dass du ja jederzeit den einen Kredit dadurch zurückzahlen kannst, dass du einen neuen Kredit aufnimmst, sind im Grunde nur die Zinsen wirklich relevant.

Und du willst als Politiker ja gerne wiedergewählt werden, dementsprechend gibst du lieber mal etwas mehr Geld aus, um die Wünsche der Wähler zu erfüllen. Zum Beispiel neue Autobahnen, neue Schulen, höhere Renten und Arbeitslosengelder... Dann sind sie zufrieden mit dir.

Wer Wachstum und Fortschritt will, muss auch Schulden akzeptieren.

Denn ohne Schulden gibt es kein Wachstum. Hätte Europa keine Schulden gäbe es in Europa auch keine Zinsen. Würden Unternehmen für Investionen keine Schulden aufnehmen, würde es ewig lange dauern, bis sie das Geld zusammen hätten und der Mitbewerber, welcher Schulden aufnimmt um zu investieren würde den Umsatz machen.

Wenn du zur Miete wohnst, bezahlst du deinem Vermieter Geld. Dieses Geld könntest du auch nehmen um in deine eigene Wohnung oder Haus zu investieren. Damit du dieses aber bauen kannst, brauchst du einen Kredit. Oder du wartest bis du das benötigte Geld zusammengespart hast. In den zwanzig oder dreißig Jahren musst du aber nach wie vor Miete zahlen. Da ist es billiger einen Kredit abzubezahlen und die eigene Wohnung sofort nutzen zu können.

So ähnlich funktioniert das auch bei Staaten. Wenn man mit den Steuereinnahmen haushalten will, muss man nicht nur Leistungen des Staates kürzen, sondern muss einen deutlichen Steuerüberschuss erwirtschaften, wenn man größere Investitionen tätigen will. Der Staat kann aber nicht hergehen und sagen, dass die Brücken in 100 Jahren saniert oder gebaut werden, wenn wir das Geld beisammen haben.

Bei Schulden ist nicht die Höhe entscheidend, sondern vieviel nach dem Zinsdienst und Tilgung noch übrig bleibt.

1. Konjunkturzyklen: In Zeiten wirtschaftlicher Rezession sinken die Steuereinnahmen des Staates, während die Ausgaben für Sozialleistungen und Arbeitslosengeld steigen. Um die Wirtschaft anzukurbeln, investiert der Staat oft in Infrastrukturprojekte, was zusätzliche Schulden erfordert. In Aufschwungphasen hingegen steigen die Steuereinnahmen, sodass der Staat Schulden abbauen kann.

2. Investitionen: Staaten nehmen Kredite auf, um in die Zukunft zu investieren, beispielsweise in Bildung, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung. Diese Investitionen sollen langfristig das Wirtschaftswachstum fördern und den Lebensstandard der Bevölkerung verbessern.

3. Demografischer Wandel: In vielen Ländern steigt die Lebenserwartung, während die Geburtenrate sinkt. Dies führt zu einem Anstieg der Ausgaben für Renten und Gesundheitsleistungen, was den Staatshaushalt belastet. Um diese Ausgaben zu finanzieren, kann der Staat Schulden aufnehmen.

4. Kriege und Naturkatastrophen: Kriege und Naturkatastrophen können zu immensen Schäden an der Infrastruktur und der Wirtschaft führen. Um diese Schäden zu beheben und die Folgen zu bewältigen, muss der Staat oft Schulden aufnehmen.

Die vollständige Tilgung aller Staatsschulden ist theoretisch möglich, aber in der Praxis mit großen Herausforderungen verbunden:

1. Primärüberschüsse: Um Schulden abzubauen, muss der Staat einen Primärüberschuss erwirtschaften, d.h. seine Einnahmen müssen seine Ausgaben übersteigen. Dies kann durch Steuererhöhungen, Ausgabensenkungen oder beides erreicht werden.

2. Wirtschaftswachstum: Hohes Wirtschaftswachstum kann dazu beitragen, die Schuldenquote zu senken, da die Schulden im Verhältnis zum BIP kleiner werden.

3. Inflation: Moderate Inflation kann die reale Schuldenlast verringern, da die Schulden mit Geld zurückgezahlt werden, das weniger wert ist als zum Zeitpunkt der Aufnahme.

4. Einmalige Tilgungen: Staaten können auch Schulden tilgen, indem sie Vermögenswerte veräußern oder einmalige Sonderzahlungen aus Steuerüberschüssen oder anderen Quellen leisten.

Weil Staatsschulden nicht mit einem Konsumkredit zu vergleichen sind. Die Tilgung der Staatsschulden ist auch gar nicht angedacht, im deutschsprachigen Raum hat man nur permanent Angst davor (trotz vergleichsweise niedriger Schulden).

Theoretisch wäre die internationale „Tilgung“ nicht schwer, man kann das ganze „einfach“ neu starten, dann hätte in dem Augenblick niemand Schulden, aber auch niemand Geld. Staaten haben Schulden, weil man Geld in den Kreislauf bringen muss, sei das durch Aufträge (Straßenbau, Kanalbau…), Förderungen, Sozialleistungen…