Schopenhauer: Willensfreiheit

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Schopenhauer sah sich als Nachfolger von Kant, als jemand, der dessen Lehre großteils übernahm, sie jedoch noch verbesserte; und genau hierin findest du auch den Schlüssel zu den abschließenden Worten Schopenhauers bzgl. der Willensfreiheit: "Hier ist nun der Ort, an die schon im vorigen Abschnitt erwähnte Darstellung zu erinenrn, welche Kant von dem Verhältniß zwischen empirischen und intelligiblem Charakter und dadurch von der Vereinbarkeit der Freiheit mit der Nothwendigkeit gegeben hat, und welche zum Schönsten und Tiefgedachtesten gehört, was dieser große Geist, ja, was Menschen jemals hervorgebracht haben." (Schopenhauer, Kapitel V gegen Ende in "Über d. Fr. d. menschl. Willens")

Kant als auch Schopenhauer gehen von einer 2-Welten-Lehre aus, der sinnlich erfahrenen Welt der Erscheinungen und der intelligibelen Welt der Dinge an sich. In der Welt der Erscheinungen (Pseudowelt!) herrscht strenger Determinismus, also gibt es keine Willensfreiheit; in der intelligibelen Welt (die eigentliche, wahre Welt!) gibt es jedoch weder Raum noch Zeit, und damit auch keine deterministische Kausalität. Da die intelligibele Welt die wahre Welt ist, ist auch nur in ihr das wahre Sein zu finden, weswegen im Sein die freiheit liegt. Diese wahre Welt ist uns jedoch nicht wirklich zugänglich, da wir nur ihre Erscheinungen kennen, weswegen wir es nicht verstehen, wie Freiheit möglich ist.


chrimbie 
Fragesteller
 13.10.2012, 13:01

Oh ja, danke, deine Antwort hilft mir :)

0
Haldor  13.10.2012, 13:55

Ausgezeichnete Antwort! Kann heute leider keinen Punkt dafür geben, das entsprechende Symbol fehlt bei mir. Vielleicht demnächst. In der Tat geht Schopenhauer von der strengen Determiniertheit aller Ereignisse und Handlungen aus. Somit fehlt die Willensfreiheit, allerdings nur – wie du mit Recht sagst – in der ´Welt der Erscheinungen, die durch Raum, Zeit und Kausalität gekennzeichnet ist. Er exemplifizierte das anhand eines Traumes, der manchmal haargenau so, wie wir ihn geträumt haben, eintrifft, bzw. anhand des Zweiten Gesichtes. Daraus schloss er, dass wir künftig so und so handeln, weil wir so und so handeln müssen, und zwar aufgrund zweier Faktoren: der eine ist unser „unabänderlich feststehender Charakter“, der zweite sind „die Motive; diese liegen außerhalb und werden durch den Weltlauf herbeigeführt, bestimmen jedoch den gegebenen Charakter... mit einer Notwendigkeit, welche der mechanischen gleichkommt.“ (s. Schopenhauer „Transzendente Spekulation über die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksale des Einzelnen“)

0
chrimbie 
Fragesteller
 13.10.2012, 16:54

Ich habe doch noch eine Frage. Der Mensch hat das Selbstbewusstsein, dass ihn sein eigenes Selbst unmittelbar bewusst macht, und das Erkenntnisvermögen, welches das Bewusstsein anderer Dinge ist - diese anderen Dinge sind Zeit, Raum und Kausalität. Der größte Teil des menschlichen Bewusstseins ist nicht das Selbstbewusstsein, sondern das Bewusstsein anderer Dinge. Die von dir beschriebene intelligible Welt müsste ja dann die Welt sein, die das Selbstbewusstsein erfasst, oder? Und die Welt der Erscheinungen die, die das Erkenntnisvermögen erfasst.

Nun habe ich für mich verstanden, dass wir nur die Welt, die das Selbstbewusstsein erfasst, wirklich wahrnehmen. Wir nehmen uns selbst, unser Sein ja wahr. Im Gegensatz dazu nehmen wir die Welt der Erscheinungen nur unterbewusst wahr, durch das Erkenntnisvermögen. Aber du schreibst, dass uns die wahre Welt also die intelligble Welt, erfasst mit dem Selbstbewusstsein, nicht wirklich zugänglich ist. Die Erscheinungen aber schon. Hmmm... nun habe ich es immer ganz anders verstanden als du...

0
Anfest  14.10.2012, 01:14
@chrimbie

Wir nehmen ausschließlich Erscheinungen wahr, auch von uns selbst, somit ist auch das von dir selbst Wahrgenommene nur Erscheinung. Du irrst, wenn du meinst, dass dein Selbstbewusstsein einen privilegierten Zugang zur Welt der Dinge an sich hätte; dem ist nicht so, denn es gibt nur ein Erkenntnisvermögen, welches nur zur Wahrnehmung von Erscheinungen taugt. Dank der Vernunft können wir erkennen, was unser Wahrnehmungsapparat ist und zu was er taugt, wir können ihn jedoch nicht transzendieren, das wäre im wörtlichen Sinne "übermenschlich".

Alles, was ist, hat gemäß Kant & Schopenhauer seinen "Ursprung" in der intelligibelen Welt. Warum " "Ursprung" " in Anführungszeichen? Weil Ursprung ein kausaler Begriff ist, der eigentlich nicht mit der intelligibelen Welt in Verbindung gebracht werden sollte, da in ihr keine Kausalgestze gelten. Die Frage, die jetzt kommen müsste, lautet: Wieso soll es überhaupt eine Welt geben, die nicht raum-zeitlich strukturiert ist? Wieso sagen wir nicht einfach, es gibt Dinge an sich in Raum und Zeit, und was ich wahrnehme, ist eben deren Abbild in meinem Gehirn? Die Antwort darauf ist kurz, aber sie wird dich nicht befriedigen: Weil das Konzept der Zeit defizitär ist. Weder die Unendlichkeit, noch ein gesetzter Anfang á la Urknall sind befriedigende Lösungen auf die Frage, warum überhaupt etwas ist und nicht viel mehr nichts, d.h., dass das Konzept der Zeit nicht absolut gelten kann. Witzigerweise ist das Banalste (gemeint ist deine Existenz bzw. Existenz überhaupt) zugleich das Mysteriöseste. (siehe Wittgenstein)

Neben diesem theoretischen Problem, auf welches Kant mit der 2-Welten-Lehre antwortete, hatte er auch noch ein praktisches, und zwar wie man den kategorischen Imperativ wahrhaft befolgen könnte, wenn man ausschließlich ein Wesen in Raum udn Zeit ist. Seine Antwort: Sollen impliziert können; da ich den kat,. Imp. befolgen soll, muss ich es auch können. Ich kann es aber nur, wenn ich auch einer Existenz jenseits des Kausalnexus bzw. Zeit angehöre, also muss ich auch teil der intelligibelen Welt sein. Da Kant sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Philosophie auf die 2-Welten-Lehre als einzige Lösung stieß, war er umso überzeugter von ihr.

0

Vlt. möchte der sich auch einfach nur wichtig machen und ihm gefällt es, wenn Leute ihn nicht verstehen, deswegen kann der nicht einfach präzise sagen, was er uns mitzuteilen hat.


Enzozozo  13.10.2012, 05:53

der casus macht mich lachen, ich sehe mich gewillt, partey zu ergreifen!

nach meinem urtheile wars vor 150 jahren ein üblich thun, so manieriert zu sprechen!

0
Tigrillo  13.10.2012, 08:28

Majestätsbeleidigung. Ich Wichte wisst gar nicht, wie klein ihr seid.

0

Also ich verstehe das so, dass die Freiheit im Inneren des Menschen zu finden ist. Vielleicht ist mit dem Sein die Persönlichkeit gemeint, weil sie sich ja der Welt der Objekte entzieht und das Handeln beeinflusst.

Er meint, wir leben in der VORSTELLUNG und dem WILLEN zur Freiheit.

Das mit dem freien Willen... darüber solltest du nochmal mindestens 7 sek nachdenken.Vorher im Gehirn. Wie neueste Studien ergeben haben,vllt stimmt die sogn.Weltformel.


Tigrillo  13.10.2012, 08:27

"Das mit dem freien Willen... darüber solltest du nochmal mindestens 7 sek nachdenken."

Wertlos.

"Vorher im Gehirn"

Dümmlich, nicht mal dämlich.

" Wie neueste Studien ergeben haben,vllt stimmt die sogn.Weltformel."

Quatsch höchsten Grades.

Dilettier weiter sei so. Für Punkte.

0
Zelphir  13.10.2012, 11:19
@Tigrillo

Schade dass es da keinen Filter fuer sowas gibt ^^ Aber ganz ehrlich wer schreibt denn hier was fuer Punkte o0 Was fuer einen Vorteil hat man denn von diesen Punkten?

Und: Danke fuer die direkte Art deines Kommentars auf diese Antwort, sehr erfrischend. Habe leider auch schon viele sinnlose oder falsche Antworten hier lesen muessen, wo ich nur mit Muehe an mich halten konnte.

0
miss12  13.10.2012, 16:44
@Zelphir

Warum diese Aufregung?Wenn Einer Punkte sammeln moechte,dann lasst ihn doch!Er hat doch keinen freien Willen....

0