Ausbildung Notfallsanitäter / Staatliche Förderung?

2 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

Macht es mit Ende 30 noch Sinn eine Ausbildung zum Notfallsantitäter zu machen

Die Sinnfrage muss man zwangsläufig aus mehreren Blickwinkeln beleuchten...

Persönlich

Wenn man seine berufliche Zukunft im Rettungsdienst sieht, kann es durchaus auch im vergleichsweise "höheren" Lebensalter lohnen, den Notfallsanitäter als weitere Ausbildung anzustreben.

Bedenken muss man allerdings schon das, was Rollerfreake gesagt hat: selbst altgediente Rettungsdienstler haben trotz tagtäglichen Umgang mit der Thematik und zum Teil großzügigen Erleichterungen mit einer Ergänzungsprüfung schon erhebliche Probleme mit Stofftiefe, -umfang und Lernaufwand.

Der komplette Quereinsteiger ohne entsprechende Vorkenntnisse ist - man muss es hart ausdrücken - der typische Abbruchkandidat (leider ein Erfahrungswert). Und auch wenn man es nicht hören möchte: man lernt mit 40 definitiv nicht mehr so leicht wie mit 20 - und sich in einem komplett neuen Arbeitsumfeld zurechtzufinden ist da auch keine Sache die man mal "nebenbei" macht.

Finanziell

Lohnt sich nicht. Ganz simpel. Bis man drei Jahre Ausbildungsgehalt kompensiert hat, gehen einige Jahre ins Land - bis man auf dem "vorherigen Gehaltsniveau" als Fachkraft angekommen ist, noch viel mehr.

Im Prinzip kann man hier von einem nahezu sicheren Verlustgeschäft sprechen.

Arbeitsbedingungen & Karriere

Man sollte sich im klaren sein, dass man sich aus Sicht der Arbeitsbedingungen in aller Regel konsequent verschlechtern wird. 48-Stunden-Wochen, 12-Stunden-Schichten ohne planbaren Feierabend, Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit, dazu physisch und psychisch fordernd.

Man steigt de facto in einen Beruf ein, von den recht viele wegkommen wollen. Man steigt de facto in einem Beruf ein, in dem es immer noch selten ist, den regulären Renteneintritt zu erleben.

Karrieretechnisch? Man wird als "Berufseinsteiger" mit Anfang 40 karrieretechnisch schlicht und ergreifend keine Karriere mehr machen - denn ausschlaggebend ist für Führungspositionen neben entsprechenden Zusatzqualifikationen eben vor allem die Berufserfahrung.

Chancen auf einen Ausbildungsplatz

Prinzipiell hat Rollerfreake es schon auf den Punkt gebracht: die NotSan-Ausbildung ist hochgradig begehrt und es gibt flächendeckend keinen Bewerbermangel.

Etwas Background zum Einstieg in den Rettungsdienst hier.

Und, Hand auf's Herz: wen würdest Du einstellen?

Den Quereinsteiger Ende 30, der keine Vorkenntnisse und keine Ahnung hat, auf was er sich einlässt, mit entsprechend hohen Abbruchrisiko - oder den 20jährigen, der bereits die Qualifikation zum Rettungssanitäter (520-h-Lehrgang) plus ein, zwei Jahre Einsatzerfahrung im Rettungsdienst plus den Führerschein Klasse C1 plus Ahnung hat, was auf ihn zukommt?

Welche Fördermöglichkeite (Deckung des Lebensunterhalt usw) gibt es gerade für Ältere Azubis

Unter gewissen Umständen kann eine Umschulung nach §§ 81 ff. SGB III gefördert werden - ob für dich davon etwas infrage kommt, sollte mit der Agentur für Arbeit geklärt werden.

Ein Wechsel "einfach weil ich mal was anderes machen will" gehört in der Regel nicht dazu.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

1.) Dass kommt natürlich ganz darauf an, wenn du es dir selber wünschst, dann macht es natürlich gewissermaßen Sinn. Die Frage ist dann, ob man es schafft, denn die Ausbildung ist sehr fordernd und es haben einige Ältere schon Probleme mit der staatlichen Ergänzungsprüfung vom Rettungsassistenten zum Notfallsanitäter nach §32 Notfallsanitätergesetz, obwohl sie zuvor bereits viele Dienstjahre als Rettungsassistenten auf dem Buckel haben. Die dreijährige Vollzeitausbildung und somit natürlich dann auch die komplette staatliche Prüfung am Ende, ist natürlich nochmal eine komplett andere Hausnummer als die staatliche Ergänzungsprüfung. Es gibt auch Regionen, wie da wo ich lebe, wo quasi niemand direkt einen Ausbildungsplatz zum Notfallsanitäter erhält sondern nur Rettungssanitäter (mind. 520 Stunden Qualifizierung) mit Fahrerlaubnis der Klasse C1 und ein- bis zweijähriger Berufserfahrung einen Ausbildungsplatz bekommen. Die Ausbildung ist bundesweit sehr begehrt, zehn Bewerber/innen pro freien Ausbildungsplatz, sind die Regel. Es bekommt also längst nicht jeder, der die Ausbildung gerne machen würde auch die Chance dazu und schon gar nicht zum "Wunschtermin" sondern vielleicht erst ein paar Jahre später.

2.) Dazu erkundigst du dich am Besten bei der Agentur für Arbeit. Es soll vereinzelt Angebote geben, wo die Hilfsirganisation während der Ausbildung einen vollen Gehalt als Rettungssanitäter bezahlt, Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man bereits als Rettungssanitäter qualifiziert ist und sich für die Zeit nach der Ausbildung verpflichtet, für diese Hilfsorganisation eine gewisse Zeit lang tätig zu sein.

Die andere Möglichkeit wäre natürlich, dich als Rettungssanitäter zu qualifizieren. Dann kannst du auch im Rettungsdienst arbeiten, bist Verantwortlicher im qualifizierten Krankentransport und unterstützt in der Notfallrettung den Notfallsanitäter in zweiter Position auf dem Rettungswagen. Für letzteres, bedarf es jedoch einer Fahrerlaubnis der Klasse C1. Qualifikation und Fahrerlaubnis, müssen auf eigene Kosten erworben werden, dass sind insgesamt auch runde 5.000.00€ aber eben keine dreijährige Berufsausbildung.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung