Beste Weiterbildungsmöglichkeiten als Notfallsanitäter?

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Hi,

Beste Weiterbildungsmöglichkeiten als Notfallsanitäter?

Um es vorneweg zu nehmen: der Rettungsdienst ist keine klassische Karrierebranche, der Notfallsanitäter ist kein klassischer "Karriereberuf". Karriere im Rettungsdienst? Sehr eingeschränkt möglich.

Typische hierarchische Aufstiegsmöglichkeiten sind schlichtweg begrenzt, gerade, wenn man sich "nur" auf den Rettungsdienst bezieht - fachlich ist einiges möglich, wobei auch da kein "echter" Aufstieg erfolgt.

Oder anders: es gibt karrieretechnisch viele Wege "links und rechts", aber eher wenig "nach oben".

Eine Sache, die mich jedoch ein wenig stört, ist die Ungewissheit für den langzeitigen Blick auf den Beruf. Laut einer Studie sind nur rund 1,3% aller Rettungskräfte im Alter von 60 Jahren noch im Beruf tätig

Die Zahlen muss man meines Erachtens auch in einen Kontext setzen - die Studie (die übrigens nirgendo mehr auffindbar ist) ist ja auch schon drei Tage alt.

Die Kollegen, die "damals" Ü60 waren, haben meist unter maximal widrigen Bedingungen im Rettungsdienst angefangen und z.T. noch die Spiegelrettung mitgemacht. Ergonomie am Arbeitsplatz und Gesundheitsschutz waren da schlichtweg kein Thema.

Hier hat sich allein in den letzten zehn Jahren mit elektrohydraulischen Fahrtragen, Treppensteigern, Raupenstühlen und "leichterem", rettungsdiensttauglichen Equipment extrem viel getan.

Ferner: es gab früher schlichtweg deutlich weniger Hauptamtliche im Rettungsdienst - in der Anfangszeit wurde der Rettungsdienst in der Fläche ehrenamtlich organisiert. Wo kaum Leute im Hauptamt sind, können auch entsprechend wenige "im Beruf" das Rentenalter erreichen.

Zudem muss bei weitem nicht jeder aus gesundheitlichen Gründen die Jacke an den Nagel gehängt haben - Arbeitsbedingungen und Bezahlung waren früher im Verhältnis einfach deutlich schlechter und für einige war es auch deshalb der Grund für einen Wechsel.

Ganz so schlimm ist der "Verschleiß" des Personals dann doch nicht - wer heutzutage in den Rettungsdienst einsteigt, kann mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit damit rechnen, im Rettungsdienst alt werden zu können. Höher als in einem 08/15-9-to-5-Bürojob wird die Quote der Berufsunfähigen aber doch liegen.

Also, gibt's noch gute Alternative, die man auch noch später im Leben noch ergreifen könnte, ohne dabei 3 Jahre lang so gut wie keinen Gehalt zu haben?

Den Praxisanleiter hast Du ja bereits angesprochen - wenn wir noch etwas mehr in die Theorie gehen, wäre z.B. auch der Medizin- oder Rettungsdienstpädagoge mit entsprechenden Studium als Dozent eine Option.

Wenn wir mal nach links oder rechts schauen, sind auch in Krankenhäusern Notfallsanitäter gerne gesehen - insbesondere in notfallmedizinischen oder notfallmedizinnahen Funktionsbereichen wie Anästhesie oder Notaufnahme.

Denkbar wäre auch die Tätigkeit als Leitstellendisponent - hier allerdings meist mit feuerwehrtechnischer Zusatzqualifikation.

Wenn wir uns auf den rettungsdienstinternen Karriereaufstieg beschränken: Wachenleiter, Leiter Rettungsdienst/Fahrdienstleiter, Geschäftsführer. Das Ganze entsprechend mit einer eingeschlägigen Managmentausbildung/-studium.

Das kann sowohl berufspraktisch sein (z.B. Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen), als auch über ein (berufsbegleitendes) Bachelor- oder Master-Studium.

Wenn's technischer werden soll, kann man z.B. das Rettungsingenieurwesen oder Medizintechnik ins Auge fassen.

Fazit

Die Chancen auf einen "richtigen" Aufstieg sind einigermaßen gering, man kann allerdings in einem recht breiten Spektrum der Notfallmedizin unterschiedlichste Arbeiten finden, die auch von der körperlichen Belastung her variieren.

Fachlich kann man sich bisweilen sehr stark weiterbilden und spezialisieren - eine unmittelbare Konsequenz erwächst daraus allerdings nicht unbedingt.

Wer tatsächlich eine Karriere hinlegen will, wird sich - notgedrungen - eher schnell vom Dasein als "typischer Rettungsdienstler" verabschieden müssen und auch andere Bereiche in Betracht ziehen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
BloodMoonPyke 
Fragesteller
 06.06.2022, 10:15

Vielen, vielen Dank! Das sind echt mehr Optionen, als ich gedacht hätte - und auch die Punkte bezüglich der Weiterentwicklung der Arbeitsumstände nehmen mir auf jeden Fall die ein oder andere Sorge für die Zukunft! Ich werde mich Mal weiter über die angesprochenen Zweige informieren! Danke für die hilfreiche Antwort!

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Wirst du Rettungs- oder Notfallsanitäter? Drei Monate oder drei Jahre Ausbildung? Wenn es nur die "Schnellbesohlung" sein sollte, mach auf jeden Fall noch die richtige, dreijährige, anerkannte Ausbildung zum Notfallsanitäter!

So eine richtige, dreijährige Ausbildung ist für sogenannte Aufstiegsweiterbildungen in aller Regel die notwendige Grundlage, beispielsweise für den Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen, mit dem du dann in den Verwaltungsbereich wechseln könntest.

Welche Weiterbildungen und Wege es geben könnte, wirst du aber wahrscheinlich am besten herausfinden, wenn du in dem Job tätig bist! Dort wirst du ja auf Menschen treffen, die in dem Bereich in den verschiedensten Feldern tätig sind. Frag sie einfach, welcher Weg zu Jobs wie ihrem führt, wenn dir davon etwas interessant erscheint! Ein paar Jährchen hast du ja sicher noch, bevor du über Veränderungen aufgrund abnehmender körperlicher Leistungsfähigkeit nachdenken musst, oder ;)?