Wird es einen Politikwechsel geben in Deutschland?
Unser Geschichtslehrer hat behauptet, dass keine Regierungsform auf ewig andauern würde, also dass auch die Demokratie in DE mal wechseln würde in den nächsten 50 Jahren. Stimmt das überhaupt ?
Bitte sachlich darauf eingehen ohne Beleidigungen
Lg Tom,
Wohin wechseln?
zum fc bayern natürlich
7 Antworten
Nein, das ist nicht zu erwarten.
Nach der Monarchie hatten wir eine sehr freiheitliche Demokratie, gefolgt von der schlimmstmöglichen Diktatur.
Im zweiten Anlauf haben wir aus unseren Fehlern gelernt, und unsere Demokratie gezielt sicherer gemacht. Unter anderem durch:
- Eine geradezu atemberaubend durchdachte Verfassung. Sehr fortschrittlich, sehr robust, geradezu unglaublich vorausschauend.
- Festgelegte Regeln, die zwingend zu befolgen sind, anstatt "ungeschriebener Gesetze", die alle aus Tradition befolgen (bis es einer wie Trump mal einfach nicht macht).
- Machtverteilung auf Bund und viele Länder (Zwang zur Zusammenarbeit, zum Kompromiss).
- Parlamentarische Demokratie mit wenig direkter Demokratie (kein direkter Volkswille, sondern stets Politiker als "Filter").
- Flexibilität aber auch Stabilität im Parteiengefüge (kein Zweiparteiensystem, neue Parteien können entstehen, alte verschwinden, Koalitionsregierungen sind die Regel - auch hier Zwang zur Zusammenarbeit und zum Kompromiss).
- Weitgehend unabhängige Justiz. Zum Zweck des Systemerhalts ausreichend, aus Sicht der bürgerlichen Freiheit könnte es allerdings besser sein. Aber egal, denn es wird kompensiert durch:
- Bewusster Machtverzicht. Wiederauferstanden nach dem allerschlimmsten einer langen Reihe teils schlimmster Kriege, haben jahrhundertelange Feinde beschlossen: "Genug ist genug", und sich unter Aufgabe eigener Souveränität zusammengeschlossen zur EU (und erneut Zwang zur Zusammenarbeit und zum Kompromiss) - und damit sich auch internationaler Gerichtsbarkeit unterworfen. Sogar unser Verfassungsgericht muss sich ggf. dem europäischen Gerichtshof beugen (und damit Schutz vor nationalem Klüngel und sontigen merkwürdigen Anwandlungen).
Und das sind nur die allerwichtigsten Dinge, die mir spontan einfallen.
Nicht nur Deutschland hat eine schlimme Vergangenheit. Aber uns eint der Wille, gemeinsam eine friedliche und erfolgreiche Zukunft Europas zu gestalten.
Auch wenn nicht alles "perfekt" ist, so ist es doch absolut einzigartig in der Menschheitsgeschichte. Und wie man sieht robust genug, auch die mal hier mal dort aufflackernde hässliche Fratze des Rechts-Nationalismus zu überstehen.
Es hat schon einen Grund, warum Putin so viel Angst vor einer EU-Ukraine hat. Und es hat einen Grund, warum er im bald dritten Jahr des Krieges nicht einmal das ursprüngliche Kriegsziel des ersten Tages erreichen konnte.
Sorgen mache ich mir nicht um die Demokratie in Deutschland/Europa. Sorgen müssen sich die Diktatoren/Autokraten anderswo machen ...
Das hatte ich gehofft, es freut mich sehr, und danke für den Stern! 🙃
Grüß Dich TomMeinert789
Regierungen wechseln dann, wenn in einer Bundestagswahl die entsprechenden Stimmen zu einer absoluten Mehrheit einer Partei zusammenkommen oder wenn nicht, sie durch Koalitionen entstehen (Zusammenrechnung von Stimmen). Dabei ruft die Partei die die meisten Stimmen bekommen hat zur Koalitionsbildung auf. Gelingt das nicht, muss es eine Neuwahl geben. Das ist aber so noch nicht vorgekommen.
Eine Bundestagswahl findet alle 4 Jahre statt. Und es ist klar, das nicht immer dieselbe Regierung regiert. Kommt eben auf die Stimmenverhältnisse an. Manchmal koalieren dieselben Parteien immer wieder wobei jedoch die Minister wechseln können, außer dem Bundeskanzler oder der Bundeskanzlerin, wenn die Funktion der Partei mit den meisten Stimmen zugeordnet wird und das ist eigentlich immer der Fall. In letzter Zeit (die letzten 16 Jahre vor 2021) war das die CDU mit Kanzlerin Merkel. Erst 2021 wechselte die Regierung. Die Wahl war am 26. September 2021 zum 20. Deutschen Bundestag.
Herzlichen Gruß
Rüdiger
Parteimitglied bei Bündnis90/Die Grünen
Es hat schon in neuerer Zeit einen Politikwechsel gegeben. Die sogenannte "Zeitenwende" und das war eine Wende rückwärts. Von Pluralismus und Geschichtsbewusstsein zurück zu Einseitigkeit, Geschichtslosigkeit und Militarismus.
Formal zwar immer noch eine Demokratie, praktisch ein großer Schritt zum Totalitarismus, diesmal weder von rechts noch von links, sondern aus der Mitte. Ausgrenzung von allen mit abweichender Meinung.
Ja, er hat Recht, die Demokratie muss deshalb nicht darunter leiden.
Dein Geschichtslehrer spricht aus der Erfahrung heraus, das Änderungen immer möglich sind. In der politischen Richtung, Wirtschaft und wo auch immer. Wenn eine Regierung, in ihrer Legislaturperiode ein vollkommendes Versagen hingelegt hat, dann ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, das es zur nächsten Wahl, zu einer anderen Form des Regierens kommen wird und zwar durch andere Parteien und auch Politikern.
Die USA sind seit dem Jahr 1776 eine Demokratie.
und damit auch recht gut gefahren würde ich sagen.
Deutschland besitzt noch keine 100 Jahre eine Demokratie. Insofern nein, eine Abkehr von der Demokratie ist nicht in sich. Zumindest nicht aufgrund zeitlicher Aspekte.
ich muss dazu mal sagen ich bin froh, dass man dadurch in so einem Land einigermaßen friedlich leben kann, dass man zum Arzt gehen kann usw , das hat nicht jedes Land
Hinzu kommt, dass das Parteiensystem in Deutschland viel mehr aus Ausgleich bedacht ist als das der USA.
Das ist die beste Antwort, danke , sogar sehr verständlich für mich- Alle offenen Fragen beantwortet = )