Wie lieben Asperger Autisten?

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Hallo...

Ich bin ein Asperger Autist, und ich weiß das man über Google etc schnell den Eindruck gewinnt Autisten wären zu solchen Gefühlen überhauptnicht fähig. Das ist für sich genommen ersteinmal totaler Blödsinn. Es ist nur so dass den meisten von uns dieses Thema so viel Kummer und Kopfzerbrechen bereitet dass wir es irgendwann aufgeben. Das Problem für Asperger Autisten ist die pauschale unfähigkeit Gefühle auszudrücken oder sie anhand Körperlicher Signale zu deuten.

Wenn beispielsweise ein "normaler" Mensch Lächelt tut er das weil er glücklich ist, quasi aus dem Bauch heraus und ganz von alleine. Für mich ist es nicht normal. Ich empfinde dieselben Emotionen wie alle anderen Menschen, nur der Reflex diese auszudrücken fehlt. Ich habe mich desswegen sehr viel mit Schauspielerei befasst, um mich auf sozialer ebene möglichst normal geben zu können. Ich "kann" meine Persönlichkeit jetzt ausdrücken, tue das aber bewusst statt unterbewusst... einerseits ist dass auf dauer sehr anstrengend (Instinkte auf die ich dabei vertrauen kann habe ich nicht, das ist alles Kopfarbeit und erfordert Konzentration) und je komplexer ein Gefühl ist, desto schwerer fällt es mir es authentisch auszudrücken.

Wenn dir beispielsweise jemand sagt dass er dich liebt achtest du dabei sehr viel mehr auf seine Intonierung als auf die eigentlichen Worte. Der klang der Stimme verrät dir ob das gesagte glaubwürdig ist oder nicht, und zu genau dieser Feinarbeit sind Autisten oft kaum fähig. Es wird also nicht überzeugend klingen, ganz gleich wie ehrlich es gemeint ist - desswegen ist es das beste einem Autisten einfach zu glauben. Ihre Gestik, Mimik und Tonlage geben darüber keinen Aufschluss. Nur die Information selbst zählt, und auch wenn ich mittlerweile volkommen normal auftreten kann, Smalltalk führen kann und in Gruppen sogar Witze erzähle wird es für mich immer wahnsinnig schwierig sein ein so komplexes Gefühl wie Liebe auszudrücken. Wären meine Gefühle nicht echt dann wäre es ein Kinderspiel für mich so zu tun als ob... (das ist eine generelle Faustregel bei mir; je weniger mich etwas Interessiert, je weniger es mich daher anstrengt, desto leichter fällt es mir Interesse vorzutäuschen) da sie es aber sind, kann ich sie nicht wirklich nach außen transportieren.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen. Wenn du mit einem Autisten befreundet bist, vertrau ihm einfach. Unsere besonderen Umstände führen unter anderem dazu dass wir es verabscheuen zu lügen oder uns zu verstellen... du solltest dich also darauf verlassen können. Wenn du wiederum glaubst selbst einer zu sein; lass den Kopf nicht hängen. Es gibt immer wieder Menschen die besonders empathiefähig sind, und in ihrer eigenen Persönlichkeit gefestigt genug um auch ohne permanente Liebesbekundungen auszukommen. Menschen die einem einfach glauben... und je mehr sie das tun, desto leichter fällt es einem Autisten doch mal ein wenig aus sich heraus zu kommen.

Innerlich empfinden wir jedenfalls wie jeder andere.


Gingeroni  08.12.2016, 16:36

Wow.. mein Bruder hat auch das asperger Syndrom aber er kann sowas nicht beschreiben und ich habs nie vollendes verstanden. Danke

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Menschlich123  14.03.2020, 13:29

Du hast es genau richtig beschrieben. Bin selber Autist und weiß wie es ist aber ich konnte es irgentwie nie beschreiben.

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ImTheBarbara  08.09.2020, 00:30

ich bin auch autist(13) und ich empfinde so etwas wie liebe nicht sonderlich und kann es auch Gefühle sehr schwer ausdrücken zb habe ich einen pc bekommen unf habe mir zwar gedacht cool aber mich nicht richtig gefreut und habe jetzt eine freundin und habe keine ahnung wie so eine beziehung läuft

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Ich bin Asperger Autistin,

und ich würde sagen, wir lieben genau so wie andere Menschen auch (also ich weiß ja nicht hundertprozentig wie andere Menschen lieben, weil man ja immer nur eine Außenansicht von den anderen hat, aber ich vermute es),

aber Asperger haben teilweise Schwierigkeiten es auf die selbe Art und Weise zu zeigen:

 Viele Asperger brauchen Regelmäßigkeit und können nicht so spontan reagieren bzw. das löst dann totalen Stress aus.

Mir wird manchmal richtig schlecht und ich kann mich nicht mehr normal bewegen, sondern fühle mich, als ob ich die Bewegungen gegen etwas, was mich festhält, durchführen müsste, wenn ich einen Plan umschmeißen und spontan etwas anderes machen muss.

Das ist in zwischenmenschlichen Beziehungen natürlich schwierig, weil die meisten NTs einen Hang zur Spontanität haben.

Außerdem haben manche Autisten ein Problem mit (körperlicher) Nähe, bei mir ist das aber zum Glück nur bei Leuten die ich nicht mag so, aber ich empfinde schon Situationen als "nah", die für andere ganz alltäglich sind. Es ist für mich schon unangenehm, im Bus neben wildfremden Menschen zu sitzen, weil mir das zu nah ist. Aber Menschen, die ich mag, dürfen mir relativ nah kommen. Also auch mit Umarmen zum Hallo sagen und so.

Außerdem haben Asperger Schwierigkeiten mit Kommunikation, sie verstehen oft nur das, was verbalisiert wird. Körpersprache, ein bestimmter Unterton etc. wird von Aspergern entweder gar nicht erst wahrgenommen oder aber es fällt ihnen schwer das zu deuten. Das macht zwischenmenschliche Beziehungen zusätzlich schwierig.

Aber das heißt nicht, wie oft behauptet wird, dass wir weniger intensiv oder ichbezogener als andere lieben, es erscheint nur so, weil wir Schwierigkeiten in der Kommunikation haben und gegenüber NTs ständig quasi in einer Fremdsprache reden müssen.

Man kann aber (je nach dem, wie stark ausgeprägt der Autismus ist) viel lernen, genauso wie ich dank der Schule ziemlich sicher und flüssig englisch spreche, kann ich inzwischen auch ziemlich sicher mit NTs kommunizieren, aber bei beidem passieren mir dennoch hin und wieder mal "Aussprach- und Grammatikfehler" oder ich weiß nicht, wie ich etwas ausdrücken soll.

 

So unterschiedlich wie alle anderen Menschen auch. Das ist nicht verallgemeinerbar.
Manche können mit dem Gefühl der Liebe nichts anfangen, manche wollen gerne eine Beziehung, manche haben eine ... Manche Autisten können das schlecht zeigen, andere sind wiederum zu anhänglich. Nicht alle wirken distanziert, es gibt auch Autisten, die eher distanzlos sind. Die Ursache ist in der Regel die gleiche: Die Signale des Gegenübers werden schlecht oder nicht verstanden. Der eine Autist zieht sich dann eher zurück, der andere schlägt ins Gegenteil.

Liebe zu definieren und vor allem auch von Verliebtheit zu unterscheiden, ist schwer. Da gibt es viele Definitionen. Und das ist bei (Asperger-)Autisten nicht anders. Wir sind nicht alle identisch.

Versuch mal, diese Frage allgemeingültig beantworten:
Wie lieben Nicht-Autisten?

Wie bereits gesagt wurde, nicht jeder Asperger ist gleich (so wie es unter neurotypischen Menschen eben auch der Fall ist).

Ich bin Asperger-Autistin und ich bin nun schon 8 Jahre in einer festen Beziehung, so wie alle Paare hatten wir unsere Schwierigkeiten, viele hab wohl ich zu verschulden.

Liebe ist bei mir weniger intuitiv, sondern eher "geplant".

Meinen Partner traf ich zunächst unvoreingenommen ohne Absichten in Dingen Partnerschaft. Ich stellte im Kontakt dann fest, dass er ein potenziell guter Partner für mich wäre und so lernte ich ihn so lange besser kennen bis ich mir sicher war und dann entwickelten sich erst diese Gefühle, die man Liebe nennt.

Romantik ist definitiv nicht mein Ding und ich glaube das werde ich nie erlernen, dafür denke ich einfach zu viel nach.

Mein Partner musste oft über meine Unbeholfenheit schmunzeln, wenn es um Liebesbeweise ging, denn ich denke in der Hinsicht einfach praktisch.

Ich zeige meine Zuneigung hauptsächlich indem ich beim Einkaufen seine geliebten Bonbons oder sein Lieblingseis mitbringe. Oder wenn ich seinen Platz zu seiner Bequemlichkeit herrichte, bevor er von der Arbeit kommt. Oder wenn er erkältet ist, dass ich ihm Tee koche usw.

Meine Zuneigung durch küssen oder umarmen ist bei mir eine extreme Seltenheit und passiert nur wenn ich euphorisch gut gelaunt bin, was auch ein seltener Zustand ist.

Ich habe mir viel angelesen über Psychologie und sonstige Verhaltensmuster, denn diese ganzen "sozialen Spiele" habe ich trotz ständigen Studiums bei weiten noch nicht alle durchschaut. Aber ich mache manchmal Fortschritte

Zum Theme Asperger und Partnerschaft habe ich ein paar interessante Seiten im Sachbuch "Ein Leben mit dem Asperger-Syndrom" (von Tony Attwood) gelesen, da wurde kurz geschildert wie ein "neurotypischer Mensch" und ein Asperger Liebe definieren würde, das war sehr aufschlussreich.

Daraus war zu entnehmen, dass die meisten Asperger Probleme haben Liebe richtig einzuordnen bzw zu verstehen oder es eben praktisch sehen wie ich.

Kurz: Partnerschaft ist etwas nützliches und Liebe ist die richtige Würzung, damit es schmackhaft bleibt (bildlich ausgedrückt).


Spinni07  18.11.2019, 11:20

Hi. bin enenfalls nen asperger irgendwie kommt mir das alles so vor als hätte ich das geschrieben..

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Manche gar nicht, aber das ist verschieden.

Bei Asperger-Autisten kommt es häufiger vor das Sie ein Gefühl nicht empfinden.

Wenn ein Asperger-Autist in dieser Richtung empfindet ist es am ehesten körperlich (weil Alexithymie nicht selten dazugehört). Es ist weniger emotional, mehr rational.

Ein Bekannter von mir hat Asperger. Wenn er sich verknallt bemerkt Er sein Interesse, aber geht rational vor und ignoriert das Gefühl.

Das ist bei jedem Betroffenen anders.