Wie kann man selbstständiger werden wenn die Eltern nicht möchten?

6 Antworten

"Meine Eltern suchen ständig nach Betreungshilfe und Unterstützung, statt mir zu helfen selbstständiger zu werden."

Du hast es immer noch nicht verstanden: sie suchen Unterstützung, weil sie selber nicht mehr können und am Rande ihrer Kräfte sind. Eltern helfen ihren Kindern durch die normale Erziehungsarbeit, selbständig zu werden. Bei Dir ist aber durch deine Beeinträchtigung der Aufwand offensichtlich um soviel höher, dass sie das alleine nicht schaffen - zumal du nicht das einzige Kind bist.

Desweiteren ist ja genau diese Hilfe von außen Deine Chance: jetzt kann gezielt daraufhin gearbeitet werden zu schauen, wie Du die unter Deinen Umständen maximal mögliche Selbständigkeit erreichen kannst. Warum verstehst Du das nicht, dass Deine Eltern das in Deinem Fall einfach nicht leisten können? Sie haben noch zwei andere Kinder und sie sind keine Sonderpädagogen oder andere Fachkräfte. Durch die Aufteilung deiner Betreuung auf mehrere Schultern haben sie einerseits die Möglichkeit, entlastet zu werden, weniger Druck zu empfinden und dadurch den Kopf auch freier zu kriegen - dadurch können sie Dir gegenüber auch wieder etwas unbelasteter denken und handeln, ohne den Filter der totalen Erschöpfung und der Angst, Deine Schwestern zu vernachlässigen.

Zum anderen kannst Du die anderen Betreuer als Chance sehen: sie sehen dich unbefangener, ohne den Blick der familiären Vorbelastung und sehen objektiver die Möglichkeiten, die es für Dich gibt.

Sprich mit den Betreuern genau darüber: dass du selbständiger werden willst und sie bestimmte Sachen mit Dir trainieren sollen.

Das mit dem Orientierungssinn z.B. kann eine externe Betreuung auch mit Dir üben, dafür braucht es Deine Eltern nicht.

Nosetn 
Fragesteller
 12.11.2022, 15:00
Das mit dem Orientierungssinn z.B. kann eine externe Betreuung auch mit Dir üben, dafür braucht es Deine Eltern nicht.

Ich möchte das ja alleine üben und nicht mit meinen Eltern.

Das FuD Kraft soll mit mir auch nur spielen oder so und nicht meine Selbstständigkeit fördern.

Ich bin einfach nur noch verwirrt durch meine Eltern und alles. Entweder bin ich wirklich richtig behindert und sehe das nicht so oder meine Eltern übertreiben sehr

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Stellwerk  12.11.2022, 15:09
@Nosetn

"Ich bin einfach nur noch verwirrt durch meine Eltern und alles"

Das kann ich nachvollziehen, es war auch, was Du geschrieben hast, sehr viel los in den letzten Wochen bei Euch.

"Entweder bin ich wirklich richtig behindert und sehe das nicht so"

Das hatten wir ja schon in anderen Fragen. Dass Du einen Pflegegrad bewilligt bekommen hast, ist schon ein Zeichen, dass eine nennenswerte Beeinträchtigung vorliegt - Krankenkassen bewilligen sowas nicht ohne Grund und locker aus dem Ärmel heraus.Auch die zusätzliche Betreuung wird nicht einfach so gestellt.

Was ich nicht beurteilen kann - weil man hier ja immer nur Deine Perspektive auf die Sache liest - ist,wie stark Dein Verhalten wirklich problematisch für Dich und für die Umwelt sein kann. Hier kann es durchaus sein, dass Dein Verhalten im Moment noch schwieriger ist, weil Du in einem Familienverbund lebst und es weniger problematisch ist, wenn Du erwachsen bist und vielleicht alleine wohnen kannst.

Du hast ja geschrieben, dass Du auch in einer Autismustherapie bist. Ich würde Dir raten, dort diese Fragen anzusprechen (falls Du es noch nicht getan hast) - dass Deine Eltern Dich irritieren, dass Du das Gefühl hast, Du würdest am Ausbau Deiner Selbständigkeit gehindert und auch über Deine Angst, dass Du ein Leben lang unter Fremdbestimmung leben wirst. Du bist jetzt im Teeniealter und ohnehin in der Phase, wo man beginnt, sich abzunabeln. Ausgerechnet jetzt zusätzliche Leute vor die Nase gesetzt zu bekommen, in Verbindung mit der Diagnose, das kann schon beängstigend und einengend wirken.

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Nosetn 
Fragesteller
 12.11.2022, 15:16
@Stellwerk
Du hast ja geschrieben, dass Du auch in einer Autismustherapie bist

Da bin ich noch nicht. Ich stehe auf der Warteliste.

Meine kleine Schwester darf mittlerweile so viele Dinge mehr als ich. Das ist richtig ungerecht.

Ich finde das so kacke, dass ich für immer behindert bin. Das nervt!

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Stellwerk  12.11.2022, 15:25
@Nosetn

"Da bin ich noch nicht. Ich stehe auf der Warteliste."

Verzeih, das hatte ich anders im Kopf.

"Meine kleine Schwester darf mittlerweile so viele Dinge mehr als ich. Das ist richtig ungerecht."

Das versteh ich. Auch hier kann ich aber nicht beurteilen, ob es nicht einen guten Grund dafür gibt. Wie gesagt, es wäre einfach mal interessant, die Perspektive Deiner Eltern auch zu hören, um sich ein ganzes Bild machen zu können.

"Ich finde das so kacke, dass ich für immer behindert bin. Das nervt!"

Das ist jetzt auch ein Gewöhnungsprozess für Dich. Die Tatsache akzeptieren lernen. Ja, so eine Behinderung ist Mist, da gibt es nichts zu rütteln. Aber bedenke, dass viele Menschen mit Behinderung ein vergleichsweise normales Leben führen können.Und gerade deswegen solltest Du alles an Chancen nutzen, die dir durch externe Unterstützung zukommen.

Ich weiß, es ist nur ein schwacher Trost, aber schau mal, wieviel Hilfe es heutzutage gibt - vor 40, 50 Jahren waren Medizin und Psychologie noch nicht so weit und es wäre wahrscheinlich gewesen, dass man Dich schon früh in ein Heim für Schwererziehbare abgeschoben hätte. Heutzutage gibt es zum Glück genügend Optionen, das den betroffenen Kindern und Jugendlichen nicht mehr antun zu müssen!

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Nosetn 
Fragesteller
 12.11.2022, 22:52
@Stellwerk
Das ist jetzt auch ein Gewöhnungsprozess für Dich. Die Tatsache akzeptieren lernen. Ja, so eine Behinderung ist Mist, da gibt es nichts zu rütteln. Aber bedenke, dass viele Menschen mit Behinderung ein vergleichsweise normales Leben führen können.Und gerade deswegen solltest Du alles an Chancen nutzen, die dir durch externe Unterstützung zukommen.

Ganz egal was ich mache. Es wird ja immer irgendwie bleiben.

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Stellwerk  13.11.2022, 13:27
@Nosetn

Ja, aber Dein Umgang damit kann sich ändern. Das ist das gute am Menschen: er kann sich grundsätzlich an Umstände anpassen und Verhaltensweisen entwickeln, um ungünsitige Faktoren auszugleichen und gut damit umzugehen. Gib Dir selbst ein wenig Zeit dafür.

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Das du einen Betreuer bzw. eine Hilfe zur Unterstützung hast bedeutet ja nicht automatisch, das diese auch eingreifen muss, es langt wenn sie da (und ggf. auch anwesend) ist.

Sage den Leuten das du etwas ersteinmal alleine probieren willst und die nicht gleich eingreifen sondern abwarten sollen. Eingreifen müssen die allerdings, wenn du dabei bist dich selbst oder andere zu gefährden (nja das ist nun sehr vereinfacht dargestellt).

Nosetn 
Fragesteller
 12.11.2022, 14:50

Ich gefährde niemanden. Es ist aber auch nicht so, dass andere mich einfach machen lassen. Meine Eltern schreiben mir auch alles vor und geben mir alles vor.

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bcords  12.11.2022, 14:55
@Nosetn

Ich habe nicht behauptet das du jemanden oder dich selbst gefährdest, das ist nur ein Beispiel warum jeman eingreifen muss. Ich glaube nicht das deine Eltern dich 24/7 überwachen können, deshalb suchen die ja auch Unterstützung und Betreuer und mit denen kannst du ja ggf. auch reden und den deine Wünsche und Bedrüfnisse mitteilen.

Eltern sind leider schnell überfürsorglich weil du deren Kind bist (und das wirst du auch immer bleiben selbst wenn du Erwachsen bist), deine Eltern kannst du kaum ändern. Aber du kannst die Zeit nutzen wo deine Eltern nicht anwesend sind.

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Nosetn 
Fragesteller
 12.11.2022, 14:56
@bcords

Ich hoffe dass die anderen dann auf mich hören und nicht auf meine Eltern.

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bcords  12.11.2022, 14:58
@Nosetn

Naja mache einfach deine Wünsche anderen gegenüber deutlich.

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Ich will unbedingt trainieren selbstständiger zu werden, aber ich weiß nicht wie ich das machen soll.
Ich habe zum Beispiel ein ganz schlechten Orientierungssinn und verlaufe mich alleine ziemlich schnell.

Das ist doch ein guter Ansatz was du deiner Betreuungshilfe vorschlagen kannst.

Den ich bin mir sicher die freut sich wenn du Ideen hast was ihr zusammen machen könnt.

Warum also nicht eine Fahrradtour bei der du sagst wo es lang geht, und sie nur eingreift wenn du nicht mehr weiter weißt.

Wenn du ein Smartphone hast kannst du dabei auch lernen wie du damit den richtigen Weg findest.

Nosetn 
Fragesteller
 12.11.2022, 22:55
Warum also nicht eine Fahrradtour bei der du sagst wo es lang geht, und sie nur eingreift wenn du nicht mehr weiter weißt.

Ich fahre kein Fahrrad. Außerdem darf ich das nicht machen weil meine Eltern das nicht möchten.

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Wie ich dir woanders schon schrieb, ist es kaum in deiner Eltern Interesse, dich "klein zu halten". Aus erster wie dritter Person kann ich versichern, dass daran ein Rattenschwanz aus Papierkram hängt. Nicht nur 24 h-Betreuung, auch Wutanfälle, Lehrer- und Arztgespräche, medizinische Fachbegriffe und das Umfeld rauben viel Zeit sowie Kraft.

Es ist nicht deine Schuld, aber es kann sein, dass deine Eltern nervlich am Ende sind. Ich glaube, das ging meinen mit mir zeitweise auch so.

In einer Hinsicht kann ich dich beruhigen: nach der Pubertät und der Schule, mit 18, wird vieles einfacher.

Es folgen mehrere, meiner Ansicht wichtige Punkte

Sich alleine um bspw. Kleidung, Körperhygiene oder Hobbys zu kümmern und alleine von a nach b zu kommen (Fuß, Rad oder Straßenbahn) sind schon Dinge, die manchen autistischen Kindern und Jugendlichen schwerfallen. Damit könntest du sie schon sehr entlasten.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist, Wutanfälle zu kontrollieren. Die sind okay, aber ohne Gewalt/Sachbeschädigung/Beleidigungen und im Zimmer oder auf dem Flur.

Absprachen zu folgen und nicht das bockige Kind zu spielen sollte auch den meisten Autisten gelingen. Nicht gleich jedem Anschuldigungen an den Kopf werfen. Kannst du das kontrollieren?

Unter Anleitung im Haushalt mithelfen: kann sehr gut gelingen, da vieles Routinen sind.

Und das wichtigste: Nutze deine Hochbegabungen in Fachgebieten. Autismus ist meist keine intellektuelle Behinderung, sondern nur eine emotionale und soziale.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe selbst Asperger
Nosetn 
Fragesteller
 07.12.2022, 11:04

Ich habe keine Wutanfälle und bin auch nicht hochbegabt

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Malwine92  17.01.2023, 20:19

Hochbegabt sein als autist*in ist auch nur so ein weiterees Vorurteile was mich einfach immer wieder nervt das zu lessen. Man hat spezielle Interessen wo man sich auskennt aber Mathe und so das ist in der Regel eine Ausnahme die es eigentlich nur im film udn Serie gibt

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Deinen Orientierungssinn könntest du - auf dich angepasst - mit der Betreuung verbessern.

Erst würdest du dich nur ein kleines Stück entfernen und das würde dann immer weiter ausgebaut werden.
Du bekämst dafür wichtige Anhaltspunkte genannt, wie ein bestimmtes Straßenschild, ein auffälliges Gebäude oder ähnliches.

Ich habe mal in der Bahn mitbekommen, wie einem gesagt wurde, dass er sich alle wichtige Orientierungspunkte notieren soll.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema