Wenn jeder irgendwann stirbt wieso bemühen sich dann so viele?

9 Antworten

Vor dem Tod gibt es aber noch das Leben, das man überstehen und im Idealfall auch genießen will.

Ich bemühe mich um vieles, weil ich einen Lebenssinn haben möchte, weil ich Freude empfinden möchte, weil ich ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen usw. haben möchte...

Außerdem bemühe ich mich darum, ein "guter" Mensch zu sein. Das macht für mich und andere das Leben angenehmer. Und falls es etwas nach dem Tod gibt, kann es auch nicht schaden.

Das ist korrekt. Nennt sich Leistungsgesellschaft - etwas, das sich für andere lohnt, nicht für einen selbst.

Ein glückliches Leben.

Manche geben sich damit zufrieden nichts zu unserer Gesellschaft beizutragen (Menschen die nicht arbeiten wollen). Anderen Menschen macht eine erfolgreiche Karriere glücklich. Wieder anderen eine glückliche Familie und manche wollen ihre positiven Werte vermitteln. Jeden Menschen macht was anderes glücklich und jede Person ist für sich individuell zu betrachten.

Ich hab lange Zeit auf Social Media spaß gehabt und auch viele Follower gesammelt. Mein Content hat mir Spaß gemacht und das er viel Zuspruch bekommen hat, war ein positiver Verstärker. Aktuell schreibe ich an einem Blog und erreiche damit auch einige Menschen. Wenn es mir gesundheitlich besser geht möchte ich meinen Account wieder reaktivieren und dann meinen Content umstellen. Von Unterhaltung zu Aufklärung. Natürlich werde ich damit einige Follower verlieren, was mich nicht stört, aber die die bleiben und danach dazukommen die teilen meine Meinung und dann trage ich meine Werte in die Welt und erreiche vielleicht ein paar Menschen die ihr handeln überdenken und mache die Welt (mit einer Art "stillen Protest") vielleicht zu einem etwas besseren Ort.

Stimmt. Im Tode sind wir alle gleich. Doch viele möchten in diesem Weltsystem es zu was bringen. Sei es Reichtum, Ansehen, Ruhm oder sonst was. Es kommt anders!

Es ist nach Schopenhauer der in jedem Lebewesen drängende Wille zum Leben, der unaufhörlich antreibt und uns vorgaukelt, dass wir, je stärker wir den Willen in uns befeuern, desto sicherer wir unser Glück auf Erden machen. Und dieses Glück besteht in den lockenden Annehmlichkeiten und Vorteilen, die uns die Welt in großer Fülle bietet. Jedoch dieser antreibende Wille ist – nach Schopenhauer – ein Betrüger. Er führt fast immer ins Unglück, ins Desaster. Es stecke eine böse Absicht hinter dieser Verlockung, denn – so ruft Schopenhauer aus – wir sollen elend sein – und wir sind’s! Natürlich gibt es Ausnahmen. Doch die uns überall präsentierten Fälle eines glücklichen, gelungenen Lebens seien nur Täuschungen, da wir alles nur aus der Ferne beobachten. Gehen wir an die Glücksereignisse näher heran, erkennen wir sofort das, was die Absicht eines bösen Urwillens ist: das Elend!

Woher ich das weiß:Recherche

petermaier11  20.12.2022, 09:22

Schopenhauer passt ausgezeichnet in den Kontext, vielen Dank für die Erwähnung.

Nur bin ich mir nicht sicher, ob es im Sinne Schopenhauers ist, vom "bösen Urwillen" und der "bösen Absicht" des Willens zu sprechen. Der Wille ist ja zunächst ein blinder zielloser Drang zu leben.

In seiner Metaphysik und Ethik ist eine Befreiung von der blinden Herrschaft des Willens durch Selbsterkenntnis möglich. Und durch Mitleid erkennen wir das Wirken des Willen in den anderen: "Schopenhauer geht es in seiner Ethik darum, die Grenze zwischen „Ich und Du“ aufzuheben, da in Allem der gleiche Wille bestehe." - Wikipedia

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Haldor  20.12.2022, 19:19
@petermaier11

Der 2. Abschnitt ist vollkommen richtig. Jedoch wenn wir das (tätige) Mitleid und andere edlen Eigenschaften in uns zur Entfaltung bringen, haben wir zugleich den Willen in uns gedämpft bzw. sogar völlig ausgeschaltet; wir haben uns m.a.W vom weltlichen Ehrgeiz verabschiedet. (die völlige Ausschaltung gelingt nur dem Heiligen) Andere, die dies nicht tun, d.h. unerschütterlich ihren Willen befeuern, werden uns übertrumpfen. Doch indem sie sich dem Drang ihres Willens weiter unterordnen, werden sie irgendwann, nicht unbedingt sofort, im Unglück landen, denn der individuelle Wille leitet sich von einem (mythischen) „Urwillen“ her, der sich in Millionen und Abermillionen Einzelwillen aufspaltet, die alle den Drang haben, das Beste von dieser Welt für sich herauszuholen. Da sie hierdurch in einen fatalen Konkurrenzkampf untereinander geraten, ist dieser ewige Drang aller Einzelwillen nur mit Leid und Unglück verbunden. Das heißt also: der Wille verspricht Glück und Gelingen auf Erden, in Wahrheit führt er aber zu Leid und Desaster. Aus diesem Grunde hält Schopenhauer den „Urwillen“ für abgrundtief böse (s. Wikipedia: „Was ist der Wille bei Schopenhauer? Für Schopenhauer besteht die wahre Kunst des menschlichen Daseins darin, dass der Wille sich selbst als unvernünftig und böse durchschaut und dadurch in die Lage versetzt wird, sich von seinem Drang zu erlösen, das heißt sich als Wille zu verneinen.“ – das Originalzitat steht irgendwo bei Schopenhauer, ich habe es z.Z. nicht zur Hand, werde es aber demnächst finden).

Der 1. Abschnitt stimmt demgemäß (nach meiner Überzeugung) nicht mit Schopenhauers Philosophie überein.

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petermaier11  21.12.2022, 08:40
@Haldor

Danke für die überzeugende Klarstellung. Beim 2. Abschnitt ging es mir nur darum, das optimistische Fünkchen an persönlicher Freiheit bei Schopenhauer zu erwähnen. Danke auch hier für die Einordnung dieses Teilaspekts in seine gesamte Philosophie.

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