Wenn Du ungerecht behandelt wirst oder eine Dienstleistung nicht in Ordnung war, in welchem Ton beschwerst Du Dich?

Das Ergebnis basiert auf 24 Abstimmungen

Ich lege ALLE Fakten klar auf den Tisch. 54%
Ich spreche einiges an, anderes behalte ich für mich. 21%
Ich werde ungemütlich und rede Tacheles. 17%
Ich sage nichts und schlucke alles runter. 8%
Ich druckse herum. 0%

18 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt
Ich werde ungemütlich und rede Tacheles.

Früher war ich mal so ein netter gemütlicher "ach Gott, ja"-Typ, mit dem man es machen konnte und von dem andere wohl auch immer dachten, dass sie's mit dem ja machen können - stimmte ja irgendwo auch ;-)

Allerdings habe ich nach diversen Vorfällen gelernt, ordentlich Dampf zu machen, aber nicht auf freche und pöbelhafte Art, denn so macht man mehr kaputt als gut. Der Ton macht die Musik. Ich sage was ich denke und ich rede Klartext, aber ohne beleidigend, gehässig und unsachlich zu werden. Das kann man ungemütlich finden, aber andererseits kapieren es die meisten leider nur so.

Nur ein Beispiel: Ohne Frage hätte ich vor 2-3 Jahren während eines Disputs mit der Mercedes-Niederlassung, die an meinem Auto bei einer kleinen Reparatur aus Versehen ein Kleinteil zerstört hat und es mir mitsamt der dahingehend erforderlichen Nachbesserungsarbeit in Rechnung stellen wollte, auch den Servicemann vor versammelter Mannschaft und etlichen Kunden volle Kanne zum Löffel machen können und hätte dafür mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch noch Recht bekommen - aber das ist nicht mein Stil; ich sagte dem Manne nur, dass ich als langjähriger guter Kunde ganz sicher nicht für das Unvermögen irgendeines Kfz'lers grad stehen will und diese Rechnung nicht bezahle, solange ich lebe. Ich habe ihm gezeigt, wie sehr mich das stört und dass ich von der Firma enttäuscht bin, aber ich blieb höflich - und sofort lenkte er ein und gab mir direkt einen Folgetermin. Kostenlose Arbeit, Leihwagen gratis, Wagenwäsche meines Fahrzeugs umsonst, volles Programm.

Vor weniger als zehn Jahren hätte ich nur schluckend genickt und den kompletten Folgebetrag auch noch brav bezahlt, wegen meiner dezenten Eingabe aber habe ich beide Reparaturen nicht bezahlt - ich bin doch nicht deren Dödel und auch nicht deren Pausenclown, über dessen Zahlungsmoral und weil man ihn einschüchtern kann sich alle amüsieren, ehe man beim nächsten Mal wieder freundlich umgarnt wird ... Hilfe! Da denk' ich mir: Geht's noch?! Ja, wo sind wir denn? Diese Autofirma hat einen Ruf zu verlieren - die sollen froh sein, wenn ich nicht überall hausieren gehe und rumerzähle, das die verkorkst haben und wie mir dann signalisiert wurde, man habe zur Nachbesserung schon eine neuen Auftrag angelegt, weil es sowieso gemacht werden müsse - ohne eine langjährigen Kunden zu fragen, der da schon viel Geld ließ und alles jahrelang dort machen ließ.

Ich weiß, was ich will und ich kenne meine Rechte als Mensch und Verbraucher - und das lebe ich auch aus und reize es teilweise aus. Ich bin kein Streiter und kein Pöbler, aber auch keiner, der aus falscher Freundlichkeit total geduckt durch seine Zeit läuft und immer klein beigibt.

Aber man kann mit mir über alles reden und bisher fand man immer eine Lösung. Fast immer zumindest. Ich bin nämlich kein drakonischer rechthaberischer Großhals und wenn mir jemand einen vernünftigen Vorschlag macht und ich sehe es fruchtet und er denkt nach, dann klappt es.

Einmal habe ich aber nichts gesagt, weil es mir zu unterirdisch war. Da versuchte eine freie Werkstatt beim Mercedes C180 die Haube zu öffnen, in dem man am Stern riss und prompt hat man den Stern abgerissen. Man wusste nicht, dass es einen Hebel im Fußraum links gibt und eine Zunge, die aus der Haube fährt und sie entriegelt. Der Stern war kaputt, es war natürlich keiner; ich habe Nachforschungen angestellt, so kam es raus und am Ende hat man mir zwar den Stern zahlen wollen, aber ich sagte ... öhm, nee, die 30 Euro habe ich grad noch, aber ich komme künftig halt nicht wieder. Das war für diese Leute viel demütigender als denen die Rechnung von Mercedes zu schicken. Die Inhaberfamilie hat mich dann auch einige Zeit nicht mehr gegrüßt.

Ich habe mich dafür ca. 2017 mal beschwert, als der Wirt und Chef eines laut Eigenwerbung im Guide Michelin gelisteten, jeednfalls recht rennomierten Hotels, wo ein Kollege und ich essen gehen wollten, uns äußerst unfreundlich zu verstehen gab, dass er jetzt trotz Öffnungszeiten keine Zeit und keine Lust habe. Ich habe denen eine Stunde später in sachlichem Ton gemailt - eine weitere Stunde später kam die verschämte Entschuldigung (ich entnahm den Worten, dass die nie gedacht hätten, dass ich mich melde, soviel zum Thema der nette Typ) und man wollte meine Adresse haben für einen Gutschein (den ich dann weiter verschenkt habe, dieser Tonfall da hat mir gereicht und ich war in der Heimatregion kein Niemand; die Leute kannten mich schon und den Kollegen ebenso).

Andererseits käme ich nie auf die Idee, Google-Rezensionen zu verfassen oder Hersteller von Lebensmitteln usw. anzuschreiben, wenn was nicht passt und es qualitative Beanstandungen gibt. Ich kenne einen, der Letzteres gerne aus Spaß macht und sich dann diebisch freut, wenn man ihm Entschuldigungsgeschenke und kostenlose Esspakete schickt. Das finde ich auch nicht fair.

Noch was aus der Rubrik "Erlebtes und Erlittenes" zum Thema "ungerechte Behandlung": Ich hatte mal einen ziemlichen Wiedersacher, der alles was von mir kam boykottierte. Er ließ es immer wissen, wie bekloppt er mich und meine Ideen fand. Da war ich noch in den Vereinen tätig und er hatte ein Problem damit, dass die "junge Generation" kam; ich war um die 20 und er war Anfang 60. Er war mit seinem Verein einer der Mitnutzer des Pfarrheims meiner Heimatstadt, in dem auch der Heimatverein in dem ich 2. Vorstand war einen Versammlungsraum unterhielt & die anderen Räumlichkeiten wie Küche, Aufenthaltsraum, Festsaal mit Bühne oder Außenanlage für gelegentliche Feste nutzte. Der Mann hat mich gern mal von der Seite her angepieschert, weil er auch der Meinung war, ich sei als junger Mann absolut unfähig einen Verein zu führen. Eines Tages rumpelten wir dann während eines Arbeitseinsatzes in der Pfarrheim-Küche (das muss ca. im Sommer 2011 oder 2012 gewesen sein) dermaßen zusammen, dass es nach kurzer Zeit krachte. Seine Anschuldigungen gingen absolut daneben & waren völlig aus der Luft gegriffen, wurden in unterstem Niveau formuliert und gingen mal wieder auch persönlich gegen mich, er habe ja schon immer gewusst dass "ein so junger Mann keinen Verein führen kann". Ich habe ihm dann Kontra gegeben & ihn genauso runterlaufen lassen (aber nicht boshaft oder frech, zumal ich sowas eig. total ungern mache), dass ich mir dadurch scheinbar seinen Respekt/seine Anerkennung erworben haben muss! Es ging soweit, dass wir uns hinterher ein Bier gegönnt haben und ab dem Zeitpunkt waren wir zwar immer noch keine Kumpels, aber wir haben uns fortan höflich, freundlich und auf umgänglicher Basis behandelt. Wir waren dann sogar per Du. Manchmal tut so ein Gewitter gut, so wie man auch manchmal Tabula rasa machen muss.

Das kommt sehr auf den Kontext an und was "ungerecht" oder "nicht in Ordnung war".

Wenn mal was zeitlich schwierig ist sage ich nichts, Mitaberbeiter:innen können nichts für Personalmangel etc. Wenn jemand respektlos zu mir ist sage ich etwas wenn ich an dem Tag bereit für diese Form von Konfrontation bin. Das variiert, wie wohl bei den meisten Menschen.

Ich bin auch schonmal aus der Praxis einer Ärztin gerauscht und habe ihr gesagt dass ich lieber mit Blutvergiftung im Krankenhaus lande als nochmal einen Termin bei ihr zu machen. Das war eine sehr große Ausnahme.

In vielen Fällen wäge ich für mich ab ob es mir den Stress wert ist - oftmals ist er das nicht und ich gehe einfach und komme nicht mehr bzw bewerte dementsprechend.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sozialpädagogischer Zug / Berufserfahrung
Von rotesand und
Ein Experte
bestätigt
Ich lege ALLE Fakten klar auf den Tisch.

Hallöchen

Ich bin immer direkt,-in allen Lebenssituationen

Bei mir weiss jeder Mensch,woran er ist

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Nicht immer bin ich bei allen Leuten beliebt,da ich alles so sage,wie ich es denke

Allerdings mit dem Respekt,-also niemals ausfallend,oder unter der Gürtellinie

Wenn ich mir ganz sicher bin,das ich Recht habe,und das auch beweisen kann,dann spreche ich KLARTEXT

Bin allerdings auch Kritik fähig,sollte ich mich täuschen

Bisher bin ich mit dieser Taktik ganz gut durchs Leben gekommen

Früher war ich sehr ängstlich,habe mir alles gefallen lassen,aber am Ende war ich immer auf der Verliererseite

Und d a s brauche ich nicht mehr

Gruss Angel

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GutenTag2019  26.08.2021, 17:36

Gerade heute hatte ich einige Stolperfallen mit einem IT'ler. Ich habe Auffälligkeiten geschildert, die zweifelsfrei so waren. Er meinte, dass es nicht sein kann. Ich blieb hartnäckig, sagte ihm aber, dass wir sicher aneinander vorbei kommunizieren und ich seine Fähigkeiten keineswegs in Frage stelle! Am Ende war es tatsächlich auf der ganzen Linie so - und wir haben alles gelöst. Dauerte halt ;)

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Rosenmary 
Fragesteller
 26.08.2021, 21:29

So ähnlich war ich früher auch. Und habe mich oft über mich selbst geärgert.

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Ich lege ALLE Fakten klar auf den Tisch.

so geschehen bei mehreren Fußpflegeterminen. Es geht um medizinische Fußpflege und eine der Damen legte anscheinend Wert darauf, dass ich immer zu ihr kommen sollte.

Allerdings musste ich immer mindestens eine halbe Stunde warten, öfters noch 40 Minuten, was bei anderen Kunden, die von anderen Damen behandelt wurden nicht der Fall war.

Als ich davon endgültig die Nase voll hatte, legte ich ihr detailliert die Situationen dar, in denen ich lange gewartet habe. Außerdem sagte ich ihr, dass sie sich während meiner Behandlung um Dinge gekümmert hatte, die auch hätten warten können oder von anderen erledigt werden können.

Meine Kritik kam nicht gut an. Seither bin ich aber bei anderen Mitarbeiterinnen und habe keinen Grund zur Klage.

Ähnliches ist mir bei einer Augenärztin vor einigen Jahren passiert.

Sie riet mir ganz dringend zu einer OP des grauen Stars und wollte einen Termin diesbezüglich mit mir vereinbaren.

Ich sagte ihr, dass ich erst darüber nachdenken müsse. Das kam schon nicht so gut an. Es sei dringend - meinte sie.

Ich äußerte einige Bedenken. Sie hörte kaum zu, was ich ihr auch sagte.

Sie meinte, wenn ich nicht zufrieden sei, warum ich dann noch komme. Darauf hin sagte ich, sie habe Recht und sie könne mich aus der Patientenkartei streichen.

Ich ging dann zu einem anderen Arzt, der mir versicherte, es sei noch viel Zeit bis eine entsprechende OP fällig sei.

Ich spreche einiges an, anderes behalte ich für mich.

Es kommt halt darauf an:

Wenn Du ungerecht behandelt wirst 

Wann und wo und von wem? Von einem Freund? Dem sage ich es ungeschönt. Von einem Vorgesetzten? Da wird die Sache schon schwieriger. Nicht jede Ungerechtigkeit lohnt das Kämpfen. Im Zweifelsfall muss man abwägen, ob es sich lohnt, sich zu beschweren oder ob man sich nur beschwert um des Beschwerens willen. Letzteres versuche ich zu vermeiden, aber ab und zu muss man auch im Job mal klar machen, dass es "so" nicht geht.

eine Dienstleistung nicht in Ordnung war

Auch hier kommt es wieder drauf an. Welche Dienstleistung? Warum war ich der Meinung, dass die Dienstleistung nicht in Ordnung war?

Habe ich im Restaurant unglaublich lange gewartet und das Lokal war dabei fast leer, dann werde ich das sicher ansprechen, dass die Wartezeit wirklich extrem lang war. Wenn das Lokal aber sehr voll war, habe ich ja den Grund für die lange Wartezeit direkt vor Augen, also warum beschweren?

Wenn das Essen nicht in Ordnung war, sage ich das auch, wenn ich es konkret an etwas fest machen kann. Also nicht "hat mir nicht geschmeckt", sondern konstruktiv "zu salzig/ Gewürz XY hat sehr deutlich vorgeschmeckt/ Essen war schon kalt/ Fleisch war zäh / Fisch war trocken/ und so weiter ". Ansonsten, wenn am Essen selbst nichts auszusetzen war und es einfach nur mir nicht geschmeckt hat, bringt es ja nichts, das der Bedienung zu sagen. Denn die kann ja nichts dafür, dass das Essen in diesem Fall meinen persönlichen Geschmack nicht getroffen hat.

Oder beim Friseur: wenn ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin, nützt es wenig, das zu sagen - ändern kann man es ja meist nicht mehr. Deswegen würde ich dann einfach in Zukunft woanders hingehen.

Insgesamt wäge ich in der Regel ab, ob es sich lohnt, sich zu beschweren. Denn oft lohnt es sich nicht und es ist einfacher, in Zukunft den Dienstleister nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Wenn ich mich aber beschwere, bzw. anmerke, dass ich Leistung XY für fehlerhaft halte, dann tue ich das sachlich und konstruktiv.

In der Regel möchte ich ja, dass die Leistung nachgebessert wird und dass hinterher alle zufrieden sind. Und das ist halt eher der Fall, wenn höflich bleibt und nicht die Drama-Queen rausholt.