Warum wurden eigentlich früher nur Frauen als Hexen beschuldigt?

11 Antworten

Das ist zwar eine Kinderseite, aber da wird ausführlich aufgeführt, dass auch Männer der Hexerei angeklagt wurden.

http://www.wasistwas.de/archiv-geschichte-details/wie-kam-es-zu-den-hexenprozessen.html

Frauen waren damals eher der Heilkunde, was Pflanzenkunde angeht, zugetan und deshalb wurden sie vorwiegend der Hexerei beschuldigt. ES waren ja auch z.B. immer Frauen, die als Hebammen gearbeitet haben und die wussten damals durchaus, wie man Schmerzen lindern und Blutungen stoppen kann. Alles, was man sich damals nicht erklären konnte, wurde als Hexerei erklärt. lg Lilo


nicht nur Frauen und Mäner ,Kinder wurden als hexen bezeichnet sondern auch tiere.Entweder aus neid oder aus geldgier den der beschuldiegte verlor sein vermögen wen er als hexe/herxer verurteilt wurde und damit wurde das vermögen an den der die beschuliegte als hexer angeziezgt hatte und dem richter/hexenjäger verteilt.

Das ist nicht wahr. Es wurden auch Männer als Hexer verbrannt. Vor dem "Hexenhammer" im Jahr 1486 wurden sogar mehr Männer hingerichtet als Frauen. Danach war das Verhältnis 25 % Männer und 75 % Frauen.

Im 14. Jahrhundert herrschte der schwarze Tod, die Pest. Jeder dritte Mensch in Europa, wenn nicht noch mehr, fiel dieser Seuche zum Opfer. Das hatte enorme Folgen für die damalige Wirtschaft. Fachleute und Arbeitskräfte fehlten an allen Ecken und Enden. Logisch, dass man damals zu dem Schluss kam, dass mehr Menschen mehr Wohlstand bedeuten.

Nun gab es in dieser Zeit schon Empfängnisverhütung mit Hilfe von Kräutern und sogar Abtreibung kannten die Menschen. Es waren Frauen, die sich in solchen Dingen auskannten, Hebammen, die auch sehr geachtet waren.

Nach der Pest wurde die Anwendung dieses Wissens von der Kirche unter Strafe gestellt, die Frauen selbst seien vom Teufel besessen. So ging das los und tatsächlich hat es in erster Linie Frauen getroffen.  

Erst in der Neuzeit haben sich die Verhältnisse in Europa wieder gelockert. Noch 1914 hatte die deutsche Frau im Schnitt 6 Kinder.

  

DrSchmitt  18.03.2016, 14:29

Unsinn. Die "weisen Frauen" und Hebammen waren von der Verfolgung nicht mehr betroffen als andere weibliche Gruppen.

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FelixLingelbach  18.03.2016, 16:21
@DrSchmitt

Meine Erklärung für die aufkommende Hexenverfolgung habe ich von Gunnar Heinsohn, einem emeritierten Professor für Soziologie, der sehr viel mit Demografie erklärt. Hexen oder der Glaube daran habe es schon immer gegeben, eine systematische Verfolgung gäbe es seinen Recherchen nach, weil man damals nach der Pest die Geburtenraten anheben wollte. Das ist zunächst schlüssig, bestimmt hat Heinsohn auch gut geforscht wie immer, doch natürlich ließe sich das diskutieren.

Wiki meint, drei Viertel aller Opfer seien zumindest Frauen gewesen. Wie sich diese Gruppe der Opfer zusammensetzt, weiß ich nicht, nur welche Zielgruppe ursprünglich gemeint war. Du scheinst es aber zu wissen. Es wäre nett, wenn du vielleicht auch eine Quelle dazu nennen könntest.

Heinsohn wird erst in letzter Zeit ernst genommen, nämlich weil er die sogenannte Flüchtlingskrise nicht nur erklären kann sondern sie bereits vor 10 Jahren vorausgesagt hat. Gut möglich, dass seine Erkenntnisse im Hinblick auch auf Hexen noch nicht in der Wikipedia angekommen sind.  

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OlliBjoern  18.03.2016, 23:49

Der Höhepunkt der Hexenverfolgungen lag in Mitteleuropa um das Jahr 1600. Man geht heute von multikausalen Ursachen aus, höchstwahrscheinlich gab es nicht "den einen Grund", warum Menschen als Hexen/Hexer angeklagt wurden.

Dass man in Krisenzeiten (die Pestzeiten waren sicher solche Krisen, aber auch der dreißigjährige Krieg und auch schlechte Ernten aufgrund schlechten Klimas) "Sündenböcke" sucht (übrigens ein hochaktuelles Thema), ist nachvollziehbar (wenngleich auch das nicht der einzige Grund gewesen sein dürfte).

Freilich standen auch religiöse Vorstellungen, Aberglaube und Häresievorwürfe im Raum. Auch in der Neuen Welt (z.B. in Salem) gab es Hexenprozesse, z.T. auf Massenhysterie beruhend. Man glaubte sogar Kindern, die angeblich irgendwelche Dinge gesehen hatten. Es gab eine hohe Bereitschaft, die Anwesenheit des "Bösen" anzunehmen, auch wenn es dafür keine rational nachvollziehbaren Gründe gab.

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Nein, das stimmt nicht! Alle Männer, Frauen, Kinder wurden der Hexerei und Paktierens mit dem Teufel beschuldigt, angeklagt, gefoltert, verurteilt, hingerichtet. 

Es stimmt aber, dass Frauen als Verfolgte in der Mehrheit waren. Ursache ist, dass alle "Schriftreligionen" (Judentum, Christentum, Islam) , also die ursprünglich semitischen Religionen der Levante ein grundsätzliches Problem mit Frauen haben, sie dem Mann zurückgestellt sehen - bis hin zu "unrein" in der Menstruation.  

Oh Gott, das hört sich an, wie in einem soziologischen Seminar zu irgendwelchem Gender-Humbug. Aber es stimmt kulturhistorisch einfach. 

In den indoeuropäischen Kulturen war die Rolle der Frau höher angesiedelt als in den Kulturen des Vorderen Orients. Die Ursache liegt sicher - wie immer - in der Anpassung an die Natur (Ökonomie). 

Es wurde in historischer Zeit trockener in der Levante als zuvor im Neolithikum. Die Landwirtschaft wurde schwieriger und mit Bewässerung verbunden - harte Arbeit für Männer, ebenso mussten die Hirten weiter mit ihren Herden ziehen, um sie zu weiden - also auch eine Aufgabe für junge Männer. -> kulturelles Resultat: Abwertung der Frau.   

In den indoeuropäischen Kulturen/Religionen in Eurasien hingegen spielten die Frauen auch nach Sesshaftigkeit eine größere Rolle beim Nahrungserwerb, weil die heute gemäßigten Klimazonen vom Klimawandel profitierten: Fette Böden, leicht zu bearbeiten, dazu das Sammeln von Früchten, Wurzeln, Kräutern nahe um den Siedlungsort und das Weiden von Nutztieren nahe der Siedlung... Frauen waren einfach wichtiger für den Nahrungserwerb als in der Levante.         

TanjaStauch  19.03.2016, 23:35

Der "höheren" Rolle der Frau bei den indoeuropäischen Kulturen widerspreche ich hier mal ganz formal... (zumindest bei den früheren).

Sie wurde in der altrömischen "Familia" ("pater potestas") zwischen Pferden und Rindern eingeordnet. Und genauso in den ältesten germanischen, keltischen, slawischen, indischen, persischen oder baltischen Quellen...

In den Kulturen des Vorderen Orients hatte sie exakt dieselbe Stellung.

Später konnten Frauen überall ein paar Pluspunkte machen. Hier und da wurden sie nicht nur als gebärfreudiges Vieh betrachtet. (Oder bin ich damit meiner Zeit schon ein paar Jahrhunderte voraus?)

Im Übrigen hast du aber völlig recht. Bei Hexenverbrennungen wurde im Prinzip alles "gegrillt", was den aktuellen Machthabern nicht passte. Frauen stellten gut 2 / 3 der Opfer, Männer nur etwa 1 / 3. Die wurden dafür eher als "Ketzer" ermordet. Und Kinder zu ermorden, war im Mittelalter Standard. So wie bei den Nazis oder dem IS oder bei anderen perversen Schweinen.

Liebe Grüße,

Tanja

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findesciecle  20.03.2016, 23:38
@TanjaStauch

Schön, endlich mal wieder qualifizierten Widerspruch zu Geschichtsthemen auf dieser Seite zu erfahren. Und ein schöner Ansporn dazuzulernen! Danke für den Hinweis. 

Ich habe ja nicht behauptet, dass
die indoeuropäischen Kulturen Matriarchate waren. Aber auch wenn ich mir die Artikel zum System „pater potestas“ lese, finde ich nichts von einer Bewertung der Frau zwischen Vieh. Hingegen gibt das Rechtssystem durchaus Möglichkeiten
für eine erbende Frau den Haushalt weiter als Administratorin zu
leiten, auch freien Männern (Sklaven natürlich sowieso , aber das
ist Extrathema) Anweisungen zu geben. 

In den Schriften, die allen Schriftreligionen gemein sind, sind Frauen eben nur Ehefrau, Mutter, Hüterin des Heimes, Trauerin (Pieta) für einen Mann! oder eben negativ: Eva, Lilith – fehlende Versucherinnen – Kräfte, die man bezwingen muss. Erzählungen über starke Frauen sind dort immer negativ besetzt! 

Der Tenor ist in den Schriftreligionen immer: Die Frau wirkt durch ihre weiblichen Eigenschaften: Empfindsamkeit, Dienstfähigkeit oder Irrationalität, Lust.      

In den indoeuropäischen Kulturen gibt es positiv besetzte weibliche Gottheiten, die auch herrschend und aggressiv sein können. Und im Alltag der Indoeuropäer konnte die Frau Heilerin, Priesterin und Führerin sein.

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