Warum sind Eltern und Erzieher verweichlichter geworden?


11.05.2024, 07:50

Mir fiel gerade noch ein weiteres Beispiel ein:

Im Kindergarten- und Grundschulalter habe ich mit Mama zusammen Simpsons, Family Guy, South Park, American Dad und auch Little Britain geschaut. Meine absolute Kindheit. (Ja ich habe auch richtige Kinderserien geschaut, allerdings war ich dennoch ein absolutes Comedy Central Kind). Das war für mich alles völlig normal. Little Britain wurde mittlerweile "gecancelt" aufgrund von Rassismusvorwürfen. Was früher kein Problem war zu zeigen, scheint heutzutage problematisch zu sein.

6 Antworten

Ich Rolle das jetzt mal etwas auf:

Zum ersten Beispiel: Natürlich gibt es übervorsichtige Eltern. Das gab es auch bestimmt schon immer. Gut ist das für ein Kind natürlich nicht. Aber ich kenne auch heute genug Kinder, die alleine in den Kindergarten gehen, sobald sie den Weg gut kennen.

Zum zweiten Beispiel: Je nach Alter ist es wirklich gefährlich, Kinder mit Herdplatten arbeiten zu lassen. Früher war die Sicherheit in vielen Belangen aber noch nicht so ein Thema. Natürlich können ältere Kinder selbst was aufwärmen oder vorbereitetes Essen alleine essen. Das kommt auch heute noch vor. Aber sehr junge Kinder sollten das aus Sicherheitsgründen wirklich nicht tun.

Zum dritten Beispiel: Ja, das gibt es auch heute noch. Wenn es keine Helikoptereltern sind, kommt das regelmässig vor.

Zum Zusatz: Heute spielen Kinder Shooter Games. Verweichlicht? Little Britain kenne ich nicht. Jedoch hat das jetzt nichts mit Erziehung zu tun, sondern damit, dass heute mehr über Diskriminierung geredet wird und diskriminierende Dinge auch kritisiert werden. Gerade Rassismus war in den letzten Jahren ein grosses Thema und da muss sich auch noch viel tun.

Verweichlichter wurden Eltern oder Erzieher:innen wohl nicht, jedoch ist die Sicherheit von Kindern heute ein grosses Thema. Egal ob physisch oder psychisch. Du hattest scheinbar Glück, dass du genug Freiheiten hast. Es gab früher auch das Gegenteil: Wenig Freiheiten, viel helfen und sonst Schläge. Heute wird mehr darauf geachtet, dass Kinder erstmal Kinder sein können, dass man ihnen etwas erklärt und zeigt anstatt zu befehlen und dass ihnen weder psychisch noch physisch geschadet wird.

Dazu zählt natürlich auch, dass sich Kinder selbst verwirklichen wollen und Helikoptereltern nicht förderlich sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Interesse und eigene Betroffenheit (queer)

Jungssindwild  14.05.2024, 06:18

Wo können Kinder noch Kinder sein. heutzutage werden Kindern alles verboten

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Tierglueck  14.05.2024, 09:57
@Jungssindwild

Beispiele?

Ich arbeite mit Kindern und den Kindern wird selten wirklich was verboten. Das sind wirklich die Minderheit, bei denen Eltern es übertreiben.

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Jungssindwild  14.05.2024, 19:27
@Tierglueck

Z.B. Kammspiele wie raufen Schwertkämpfe Wird alles verboten, was vor allem Jungs trifft. oder Spielzeugwaffen.

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Tierglueck  14.05.2024, 21:35
@Jungssindwild

Keine Ahnung, wo du das her hast, aber das habe ich nie mitbekommen.

Ja, Raufereien werden auf Schulplätzen unterbrochen. Das hat aber wohl rein rechtliche Gründe, dass die Lehrpersonen nicht haftbar gemacht werden für irgendwas. Das ist nämlich ein schwieriges Thema.

Aber Spielzeugwaffen sind nicht verboten, Kampfspiele allgemein auch nicht.

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Jungssindwild  15.05.2024, 13:47
@Tierglueck

Das hat keine rechtliche Gründe. Rauferei ist erlaubt, das sind immer die Lehrer, die das verbieten. Und ja Spielzeugwaffen und kammspiele sind erlaubt grundsätzlich, aber trotzdem werden die meistens verboten.

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Tierglueck  15.05.2024, 17:29
@Jungssindwild

Hast du dich mal mit dem Thema Schulrecht befasst? Wohl kaum.

Wenn eine Lehrperson Pausenaufsicht hat und sich zwei raufen und dabei was kaputt geht, haftet die Lehrperson, wenn sie nicht eingegriffen hat. Das ist Haftrecht. Und ja, ich habe das im Studium. Das hat also durchaus rechtliche Gründe.

Noch dazu kann man nie zu 100% sagen, ob es für beide Spass ist und Lehrpersonen haben eine erhöhte Sorgfaltspflicht und müssen eben aufpassen, dass es allen gut geht.

Und nein, ich kenne viele Kinder, die mit Spielzeugwaffen spielen dürfen. Sogar die Mehrheit.

Finde es immer echt schwierig, wenn hier einige mit Halbwissen um sich werden, weil sie mal was gehört haben. Denn es stimmt einfach nicht.

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Jungssindwild  17.05.2024, 21:10
@Tierglueck

Das Argument mit raufen macht doch überhaupt keinen Sinn nirgends im Gesetz steht, dass das verboten ist, erzähl kein Quatsch. Und wie zur Hölle soll draußen etwas kaputt gehen, das macht doch nicht mal Sinn, was du sagst. Und es ist schön für dich, dass du das erlebt hast, dass Kinder mit Spielzeugwaffen spielen können, ich habe das Gegenteil erlebt.

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Jungssindwild  17.05.2024, 21:11
@Tierglueck

Und noch was, das mit dem Spaß macht auch keinen Sinn, denn man kann es zu 100% rausfinden, ob es Spaß ist oder nicht.

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Tierglueck  17.05.2024, 23:33
@Jungssindwild

Arbeitest du mit Kindern? Wohl kaum. Nein, man erkennt es in der Situation meist kaum. Und das ist einfach ein Problem.

Kaputt gehen kann eine Brille, die beim Raufen runterfällt. Oder ein Tshirt, das hängenbleibt. So als Beispiele.

Ich habe auch nirgendwo geschrieben, es gäbe im Gesetz ein Verbot, das hast du gerade interpretiert. Aber wenn eine Lehrperson mit Aufsichtspflicht nicht eingreift und es geht etwas kaputt, dann haftet sie. Das ist eine Tatsache (Haftgesetz Paragraph 6 & 15, oder auch Personalgesetz).

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Jungssindwild  18.05.2024, 07:37
@Tierglueck

Es gibt keine bekannten Fälle, wo irgendwas kaputt gegangen ist, deshalb ist das ein Szenario, was sehr unwahrscheinlich ist. Und natürlich erkennt man das sehr gut. Ich glaube, du kennst dich einfach mit Kindern nicht gut aus.

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Tierglueck  18.05.2024, 08:25
@Jungssindwild

Es gibt solche Fälle, nur werden diese nicht öffentlich in den News diskutiert. Das bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt.

Ich arbeite mit Kindern und hatte Schulrecht im Studium. Ich kenne mich sehr gut aus. Sowohl mit Kindern, als auch mit den mich betreffenden Gesetzen.

Du argumentierst nur immer mit dem, was du erlebst oder erlebt hast. Ich habe tatsächlich das studiert und habe rechtlich argumentiert. Aber mir wirfst du dann vor, mich nicht auszukennen? Sehr logisch.

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Jungssindwild  18.05.2024, 09:50
@Tierglueck

Du hast doch bis jetzt auch nur behauptet, dass du das so erlebt hast. Genauso wie deine Behauptung, dass es so welche Fälle gibt ohne Beweise. In der heutigen Gesellschaft interessiert keiner mehr die Interessen von Jungs.

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Tierglueck  18.05.2024, 11:24
@Jungssindwild

Du wirfst mit Indefinitpronomen um dich, obwohl du nur wenige eigene Beispiele kennst.

Ich hingegen arbeite auf dem Gebiet, kenne also wohl etwa das 100 fache an Beispielen.

Und ja, solche Fälle findest du öffentlich nicht. Kriegst du aber mit, wenn du als Lehrperson arbeitest. Diese Erfahrung hast du aber auch nicht.

Bringt so nichts. Du schliesst von paar Beispielen auf alle und hast das Gefühl, Menschen, die tatsächlich deutlich mehr Erfahrungen in dem Bereich haben, hätten keine Ahnung. Ist ja mal wieder extrem anstrengend. Tschüss.

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Jungssindwild  18.05.2024, 11:54
@Tierglueck

Du kannst mir ja Beispiele nennen, hast du bis jetzt nicht. Du behauptest nur du hast viel Erfahrung bis jetzt hast du nichts gezeigt.

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Du sprichst das Phänomen der Helikoptereltern an. Den auch die Berufspädagogik inzwischen lebt. Ich erlebe das als Lehrer auch jeden Tag. Ich denke, das kann ich dir erklären.

Das Phänomen beginnt ja erst so ab 2010. Kurioserweise in Schweden (wo ich lebe) etwa 10 Jahre früher. Man kann das am Erscheinen von Presseartikeln und Büchern festmachen.

Wenn ich nach gesellschaftlichen Ereignissen suche, die ebenso versetzt auftreten, ist das die Abschaffung des Sozialstaats. In Deutschland personifiziert durch "Hartz IV" 2005 und in Schweden um 1995.

Und etwa 5 Jahre später wird das Phänomen bemerkt.

Die Helikopterelterei drückt ja Angst aus. Diffuse Ängste vor anderen Mitmenschen, die den Kindern irgendwas antun könnten, ob Vergewaltigung, Entführung, Überfahren - völlig egal, was konkret.

Gemein ist, dass dem Mitmenschen seitdem unterstellt wird, dass er Böses will, verantwortungslos oder rücksichtslos ist. Und man das Kind daher vor ihm beschützen muss.

Das gab es in der Form vorher nicht, als Gesellschaft diese Bezeichnung auch ansatzweise verdiente. Weil man eben im Sozialstaat irgendwie zusammenhielt und dem anderen nicht generell unterstellte, dass er die Solidarität für sich missbrauchen würde.

Damals nahm man im Grossen und Ganzen an, dass Mitmenschen das Kind eher vor Gefahren beschützen. Man kann das Kind also getrost da unterwegs sein lassen, wo andere Menschen sind. Wenn es ins Wasser fällt, wird ein Erwachsener es schon hinausziehen oder 112 rufen.

Im neuen Superkapitalismus sind alle (nur) Konkurrenten und Rivalen. Also gefährlich.

Nach der neuen Sicht, kann man das Kind also gerade NICHT da unterwegs sein lassen, wo andere sind. Andere Erwachsene werden das Kind ins Wasser werfen, um es zu ertränken.

Eine totale Umkehr der Sichtweise.

Die professionellen Erzieher sind genauso Teil der Gesellschaft. Und inzwischen sind sogar schon die im Beruf, die selbst so erzogen sind, also gar nichts anderes mehr kennen.

Die haben also nie erlebt, dass es draussen auch ungefährlich sein kann. Sondern nur die Angst der Erwachsenen um sie herum internalisiert (übernommen).

Das war deine Kindheit, die nicht für alle in deinem Alter gilt.

Mehr auf Kinder zu achten, hat nichts mit verweichlicht zu tun.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hobbylektorin - "unerzogen" ist eine Lebenseinstellung

MyEvolveJourney 
Fragesteller
 11.05.2024, 07:57

Warum aber hat man damals nicht so sehr auf sie geachtet? Warum war mehr Vertrauen und Gelassenheit da als heute?

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kiniro  11.05.2024, 09:30
@MyEvolveJourney

Vielleicht war es manchen Eltern auch einfach nur egal.

Gelassenheit? Bestrafungen und Verbote, um seine elterliche (erwachsene) Machtposition zu zeigen, sehe ich nicht als "Gelassenheit" und "Vertrauen".

Das gab es nämlich auch zu früheren Zeiten.

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Als "verweichlicht" würde ich das nicht bezeichnen. Aber es stimmt schon, dass manche Eltern extrem gluckenhaft sind. Da dürfen die Kinder gefühlt keine 5 Meter alleine zurück legen.

Die Eltern selbst bezeichnen sich dann wohl als vorsichtig. Aber das kann auch schnell dazu führen, dass die Kinder unselbstständig werden oder sich eingeengt fühlen.

Man muss mit seinem Kind natürlich bestimmte Dinge üben wie den Schulweg. Sie natürlich auch auf Gefahren aufmerksam machen. Aber diese Dauerkontrolle führt nicht dazu, dass sich ein Kind entwickeln kann.

Manche Eltern denken, se müssten ihre Kids wirklich überall mit hin schleppern, weil das Kind nicht mal eine halbe Stunde alleine zu Hause bleiben kann. Und damit meine ich jetzt nicht kleine Kinder. Entweder schieben die Eltern Panik, dass ihr Kind was anstellt oder das Sonstiges passiert. Aber diese Unselbstständigkeit ist meines Erachtens ja etwas, was die Kinder nicht ablegen können, eben weil die Eltern übertrieben in diesen Dingen sind.

Natürlich wird man heute mehr beeinflusst durch die Medien. Aber es wäre ja nun wirklich nicht so, dass alle paar Minuten ein Kind entführt wird oder sonst was Schlimmes passiert.

Nur manche Eltern kutschieren die Kids ja auch den Kilometer zur Schule. Dann wird es dort raus gesetzt und die Eltern rasen davon (manchmal im wahrsten Sinne des Wortes).

Aber die Mehrheit der Kinder leben (hoffentlich) in einem Elternhaus, wo man sie Schritt für Schritt von der langen Leine lässt. Wo man ihnen auch das Gefühl gibt, dass man ihnen was zutraut. Sie machen lässt, ohne ständig zu ermahnen oder ängstlich daneben zu stehen. Man muss es ihnen eben beibringen. Aber vielleicht überfordert auch das manche Eltern.

Mal alleine bleiben dürfen, etwas alleine schaffen (wie den Schulweg) oder alleine zum Freund / zur Freundin gehen können schafft Selbstbewusstsein. Immer nur zu hören "das kannst du noch nicht" oder das Gefühl zu haben 24/7 an die Hand genommen zu werden, schafft Frustration.


MyEvolveJourney 
Fragesteller
 11.05.2024, 08:11

Ja, "verweichlicht" war vielleicht ein wenig unglücklich ausgedrückt. Bei mir war es ja der Kindergartenweg, den ich alleine, nachdem wir das geübt haben, gegangen bin.

Thema hinschleppen ein junges Beispiel: Ich kenne eine Mutter die Bürgergeld bezieht und eine Weiterbildung machen durfte. Sie war danach auch in diesem Job sehr kurz tätig, hat diesen allerdings verloren, weil sie ihre mittlerweile 13 (oder 14?) jährige Tochter unter keinen Umständen alleine zuhause zu lassen wollte und mehrmals aus diesem Grund nicht zur Arbeit erschienen ist. Sie schleppt ihr Kind auch an, wenn sie andere Menschen besucht, es sei denn, sie ist bei einer Freundin. Alleine zuhause geht natürlich gar nicht. Sie ist ja (erst!!!!!) 13/14 Jahre alt.

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Kessie1  11.05.2024, 08:21
@MyEvolveJourney

Das finde ich persönlich gruselig! Sie nimmt ihren Kindern jede Chance selbstständig zu werden und so ein Verhalten führt am Ende auch nur dazu, dass die Kids so ein Verhalten ihren Eltern irgendwann zum Vorwurf machen - zu Recht.

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MyEvolveJourney 
Fragesteller
 11.05.2024, 08:26
@Kessie1

Es gibt auch noch andere Dinge, die sie macht. Sie ist eine typische Helikoptermutter.

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Also wir hier leben in einem Dorf und hier gehen die Kinder ab 5-6 Jahren auch teilweise allein in den Kindi oder haben in der Grundschule Hausschlüssel. Meine 9 Jährige Nichte hat noch kein Handy. Und die genannten Kinderserien sind halt nicht mehr zeitgemäß. Heut schauen die aber auch genug Tv. Ka wo du lebst, dass du so denkst