Warum konnten Russland"deutsche" als sie zu uns gekommen sind kein Deutsch?

20 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Hallo!

Nein, das sind schon richtige Deutsche die meist schon unter dem Zaren nach Russland ausgewandert sind und dort gelebt haben und dort vieles aufgebaut haben. Viele lebten in der Region um die Wolga, woher auch der Name Wolga-Deutsche kommt.

Dann allerdings hat Deutschland im 2. Weltkrieg die Sowjetunion angegriffen und fürchterliche Taten unter der Zivilbevölkerung angerichtet.

Als Rache hat denn der sowjetische Diktator Stalin alles was Deutsch klingt oder aussah gnadenlos verfolgt und ganze Dörfer abbrennen lassen und tausende brutal ermordet. Die übrig gebliebenen Deutschen wurden dann unter unmenschlichen Bedingungen in sehr abgelegene Regionen deportiert.

Es war ihnen nicht erlaubt die deutsche Sprache zu sprechen, deutsche Kultur zu leben oder irgendetwas zu machen was mit Deutschland zu tun hatte.

Eine ganz schwierige Zeit und viele sind daran verzweifelt.

Eine Lockerung kam erst in den 60ér Jahren und man hat diesem Menschen wenigstens zum Teil wieder erlaubt ihre Bräuche zu feiern. Aber die gesamte Situation war weiterhin sehr schwierig und man hat sie oftmals stark diskriminiert und als "Deutsche" beschimpft.

Es ist in dieser Zeit sehr viel an sprachlichen Fähigkeiten verloren gegangen und auch die meisten deutschen Traditionen konnte nur zum Teil und in sehr begrenzter Form weitergegeben werden an die Jüngeren.

Dann viele Jahre später (1989-1992) kam dann die Wende und es bestand das erste mal die Chance die Sowjetunion in Richtung "Heimat" zu verlassen! Da sie ja nach Gesetz weiterhin Deutsch waren konnten sie ohne Probleme nach Deutschland einreisen und bekamen deutsche Papiere. Das Problem war aber, das sie in ein Deutschland kamen, was nichts mit dem zu tun hatte was man geglaubt hatte zu wissen oder in Erzählungen von berichtet wurde. Dazu kamen die sprachlichen Probleme weil die Jüngeren nur noch russisch sprachen.

Was dann passierte ist eher traurig:

Die Väter fanden nicht sofort eine Arbeit und fingen oft an zu trinken, und man traf sich unter Gleichgesinnten was eine wirkliche Integration erschwerte.

Die Jugendlichen und vor allem die Jungen sprachen fast nur noch russisch und waren dann in der Schule nur "Die Russen" - also genau das was sie in ihrer alten Heimat nie sein wollten. Aus Frust über die mangelnde Akzeptanz bei der alteingesessenen Jungend traf man sich also nur noch unter sich und viele wurden gewalttätig und machten viele Probleme.

Man hatte sich die Rückkehr nach Deutschland ganz anders vorgestellt und war stets stolz darauf gewesen eben kein Russe zu sein.

In den folgenden Jahren haben sich viele Probleme lösen lassen und die Deutschkenntnisse wurden auch merklich besser und die Arbeitslosigkeit ging zurück.

Leider hat das nicht bei allen funktioniert, und so kommt es das bei einigen bis heute eben zuhause russisches Fernsehen läuft und man in der Familie weiterhin russisch spricht. Obwohl man ja eigentlich Deutsch ist.

So, hoffe konnte ein wenig helfen mit meiner Sicht der Dinge.

sumi79  27.12.2023, 09:49
Als Rache hat denn der sowjetische Diktator Stalin alles was Deutsch klingt oder aussah gnadenlos verfolgt und ganze Dörfer abbrennen lassen und tausende brutal ermordet.

Das entspricht nicht der geschichtlichen Tatsachen.

Die Deutschen wurden nicht gezielt ermordet. Sie wurden zwangsdeportiert und enteignet.

Ihre Dörfer wurden anschließend von Russen besiedelt und das Habgut verstaatlicht.

Leider hat das nicht bei allen funktioniert, und so kommt es das bei einigen bis heute eben zuhause russisches Fernsehen läuft und man in der Familie weiterhin russisch spricht. Obwohl man ja eigentlich Deutsch ist.

Auch wenn man eigentlich deutsch ist, so schadet es ganz und gar nicht eine weitere Sprache zu können und sich kulturell zu bilden. Die moderne deutsche Kultur ist eine Mischung aus vielen Kulturen. Die russische befindet sich auch unter ihnen.

Ich finde es schön, dass meine Kinder in Deutschland zweisprachig aufwachsen können und sich kulturneutral entwickeln können.

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mikedresden  27.12.2023, 10:32
@sumi79

Nun, das klingt ziemlich harmlos was sie schreiben und ich kann das so nicht stehen lassen, tut mir leid! Stalin hat fürchterliche Rache an den Deutschen genommen und vielen wurde Kollaboration mit dem Feind unterstellt, was einem Todesurteil gleich kam! Auch wurden unzählige Ortschaften dem Boden gleichgemacht, als Warnung an alle und als Vergeltung. Auch haben viele die Deportation nicht überlebt.

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Inkognito-Nutzer   27.12.2023, 10:07

Danke für die ausführliche Antwort.

Ja da habe ich schon etwas Verständnis. Wenn man so denkt und sie 200 Jahre brauchten, werden also auch die Russland"deutsche" bei uns genau so lange brauchen um wieder ganz deutsch zu werden und alles russische zu vergessen?

Die russlanddeutsche bei denen 24/7 nur russisches TV läuft und sie nur auf russisch zuhause sprechen und nur russischsprechende Freunde haben verstehe ich auch nicht.

Wenn man in ein fremdes Land kommt soll man mit der Absicht kommen sich zu integrieren. Betrifft aber auch andere migrante bei uns.

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KatoDieWeise  27.12.2023, 10:39

Russisches Fernsehen läuft bei so gut wie keinem mehr, weil wir die Sender nicht mehr empfangen können (dürfen). Aber ja, Russisch gesprochen wird auch noch, warum auch nicht?

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Inkognito-Nutzer   27.12.2023, 11:01
@KatoDieWeise
Aber ja, Russisch gesprochen wird auch noch, warum auch nicht?

Naja ich dachte sie sind nach Deutschland gekommen weil sie deutsche sind warum sprechen sie dann bei uns russisch? Verstehe nicht...

Und russisches Fernseher darf man sehr wohl empfangen, das ist nicht verboten, es gibt streaming Dienste wie Kartina TV mit russischen Fernseher, geht sogar noch Propaganda Shows und nicht gesperrt. Das stimmt also nicht.

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KatoDieWeise  27.12.2023, 11:28
@Inkognito-Fragesteller

Wir können keine mehr empfangen, weil die umgelegt wurden. Kann nur für mich sprechen.

meine Eltern sind nach Deutschland gekommen, weil nach dem Zerfall der Sovietunion das Leben dort GERADE als Russlanddeutsche sehr schwer war. Und russisch sprechen wir, um unsere Geschichte zu erhalten, und einfach weil meine Eltern damit aufgewachsen sind. Man muss diesen Teil ja nicht zerstören, nur weil man jetzt in der zweiten Heimat wohnt

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Inkognito-Nutzer   27.12.2023, 11:31
@KatoDieWeise

Ach so ok. Ja vielleicht hast du schon recht...

Danke für die Rückmeldung

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sumi79  28.12.2023, 13:08
@Inkognito-Fragesteller
Und russisches Fernseher darf man sehr wohl empfangen, das ist nicht verboten, es gibt streaming Dienste wie Kartina TV mit russischen Fernseher, geht sogar noch Propaganda Shows und nicht gesperrt. Das stimmt also nicht.

Die sanktionierten Sender, wie z.B. "Pervyj Kanal, Telekanal Rossiya und NTW" können über europäischen Anbieter nicht empfangen werden. Sie wurden alle entfernt.

Abonniert man jedoch z.B. einen Anbieter außerhalb der EU, dann kann man diese Sender weiterhin frei empfangen.

Ich schaue Telecola, welche in Zypern ansässig ist und da sind die besagten Sender (noch) vorhanden.

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Inkognito-Nutzer   28.12.2023, 13:22
@sumi79

Komisch. Bei meinen Eltern geht noch alles auf Kartina TV auch Propaganda Sender wie Rossija24 und Perwyj Kanal. Vielleicht ist bei jeden Anbieter anders. Und selbst wenn wer unbedingt sich mit russischer Propaganda Bestrahlen will man kann von den Kanälen live Translation im Internet schauen und ganzes Internet ist voll mit Ausschnitten aus Solowjows Politik Shows.

Also wer will wird leider weiter russische Propaganda konsumieren egal wie gut wir die Russen davor schützen wollen!

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sukka2007  06.02.2024, 05:39
@KatoDieWeise

Natürlich kann man russische Programme empfangen (dürfen erst recht), wer sollte es einem verbieten, und wie sollte dies durchgesetzt werden?

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sumi79  06.02.2024, 06:20
@sukka2007

Ich schaue seine Sendung nicht, aber ja, seine Sendung im Ersten Kanal kann man bei Telecola einsehen.

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letatlin  27.12.2023, 13:59

Nein, die Dörfer wurden nicht abgebrannt, da haben sich die Russen, bzw. Ukrainer gefreut, denn die durften da einziehen und haben das ganze Hab und Gut gekriegt. Die Altaideutschen wurden auch nicht deportiert, sie waren bereits in Sibirien und wurden auch da gelassen und auch wohl ein bisschen vergessen. Wir hatten 1991 mehrere altaideutsche Familien im Aussiedlerwohnheim, da konnten sogar Kleinkinder alle wunderbar Deutsch sprechen.

Die Geschichte ist meistens komplexer als man so denkt.

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zetra  28.12.2023, 09:30

 unter dem Zaren nach Russland ausgewandert ?

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Katharina ist eine Zarin gewesen 1673 und hier wird ohne Korrektur bestaetigt, damit ist die Einseitigkeit des Kritikers sonst, klar mit dargelegt.

Deinen Stern macht dir niemand deshalb streitig.

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letatlin  28.12.2023, 10:25
@zetra

Es gab mehrere Zaren, die ersten Deutschen wurden noch von Iwan III nach Russland geholt, dann ganz viele von Peter I, die letzten kamen um 1870, dann war erstmal Schluss. Meine sind erst unter Nikolai I und Alexander III eingewandert.

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solveyg  06.01.2024, 19:50

Du bist das in welchem Land du geboren wurdest. Die Nachfahren der deutschen die in Russland geboren wurden sind Russen mir deutscher abstammung.

die Türken die in Deutschland geboren wurden sind deutsche mit türkischen Vorfahren.

nur wollen einige das nicht wahrhaben.

zumal Deutschland nicht brd ist.

der deutsche pass oder Person lässt eine deutsche Staatsangehörigkeit nur vermuten (Gesetz zum nachlesen Auf bnd)

also was genau ist deutsch und was nicht?
und wie ist es mit den Vietnamesen?

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sukka2007  06.02.2024, 06:03
@solveyg

Nö, ist man nicht. Die dort geborenen waren ab dem 30. Dezember 1922 Sowjetbürger mit Nationalität Deutsch.

Was meinst du mit "zumal Deutschland nicht brd ist" ??? Was sonst bitte?

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Wenn ich mir dein "Deutsch" so anschaue, dann Frage ich mich ernsthaft, warum du die teilweise schlechten Kenntnisse der deutschen Sprache unter den Russlanddeutschen monierst? Dein Migrationshintergrund ist nicht minder offensichtlich.

Ich beantworte aber dennoch gerne deine Frage.

Die Russlanddeutschen haben in der Tat bis 1941 innerhalb der deutschen Siedlungen an der Wolga und auf der Halbinsel Krim gelebt und konnten in der Regel keine andere Sprache als die deutsche sprechen.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1941 wurden sie jedoch zusammen mit anderen Minderheiten (Tataren, Tschetschenen etc.) nach Sibirien und Zentralasien deportiert. Ihre Häuser und das gesamte Habgut wurden ihnen weggenommen und sie haben es nie wieder zurück bekommen oder wurden sie dafür ebtschädigt.

Die Russlanddeutschen (oder besser gesagt Überlebenden) wurden nach ihrer Ankunft in Zentralasien und Sibirien unter Kommandatur gestellt und es wurde ihnen verboten ihre Muttersprache zu sprechen. Natürlich sprach man geheim unter sich weiter deutsch, aber das war eben nicht erlaubt und man konnte dafür Ärger bekommen.

Kommandatur bedeutete, dass sie sich wöchentlich bei den örtlichen Behörden melden mussten und dass sie den Wohnort ohne einer schriftlichen Erlaubnis der Behörde nicht verlassen durften.

Sie durften keine Ämter beziehen, sie durften ihre deutsche Sprache nicht sprechen und sie durften ohne der Erlaubnis der Behörde nicht einmal heiraten.

Dafür durften sehr viele von ihnen in den Arbeitslagern Zwangsarbeit verrichten bis sie tot umgefallen sind. Das durften sie.

Ok. Ich bin ein bisschen vom Thema abgekommen. Sorry.

Das Resultat des Sprachverbotes war, dass die jungen Russlanddeutschen ihre Sprache nicht mehr so gut beherrschten, wie ihre Eltern. Russisch wurde zu der Alltagssprache und Deutsch wurde nur noch heimlich immer seltener mit den Großeltern gesprochen.

Meine deportierten Urgroßeltern konnten z.B. entweder kaum oder gar kein Russisch. Meine Großeltern sprachen noch ganz gut Deutsch als sie nach Deutschland kamen. Bei meinen Eltern war es dagegen schon unterschiedlich. Wenn meine Mutter bis zum sechsten Lebensjahr nur deutsch gesprochen hatte, weil sie keinen Kindergarten besuchte und stattdessen von ihrer Oma die Sprache gelernt hatte, konnte mein Vater dagegen nur noch schlecht deutsch sprechen und verstehen, weil ihm kein Deutsch beigebracht wurde und er lediglich Dialoge zwischen Eltern und Großeltern aufschnappte, die er jedoch nicht verstanden hatte.

Wie es bei meiner Generation mit der Kenntnis der deutschen Sprache aussah, das kannst du dir sicher denken.

Und dennoch habe ich die Sprache ganz gut gelernt und mache immer weniger Fehler bei der Rechtschreibung und der Aussprache. So, wie die meisten jungen Russlanddeutschen, die einige Jahre in Deutschland gelebt, eine Schule besucht und/oder gearbeitet haben.

Das ist so nicht korrekt. Der größte Teil meiner Familie sind Russlanddeutsche und sie beherrschen mehr als nur zwei Wörter Deutsch. Ein Teil spricht sogar deutlich besser Deutsch als manche hier Geborene.

Es gibt allerdings tatsächlich auch Ausnahmen, die wenig und sogar kein Deutsch beherrschen. Verallgemeinern würde ich das aber nicht.

Das ist keine Lüge - sie wurden unter Zarin Katharina ins Land geholt und lebten seitdem in Russland. Es gab auch eine wolgadeutsche Republik. Nach dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion jedoch hatte Stalin Angst, die Deutschen im Land könnten Hitler unterstützen und ließ sie nach Kasachstan deportieren.

Da die deutschen Kinder in der Schule gemobbt und als "Fritzen" beschimpft wurden, wollten sie kein Deutsch mehr sprechen und haben es somit auch nach ihrer Aussiedlung nicht gekonnt.

In den 80er Jahren besuchte ein deutscher Pfarrer ganz gezielt deutsche Familien in der Sowjetunion und hielt anschließend in Kirchen Dia-Vorträge darüber. (Hinzufügen muss ich natürlich, dass diese Besuche nicht ganz auf legalem Weg zustandekamen, denn offiziell wäre das nicht gegangen). Ich habe selbst zumindest einen dieser Vorträge gesehen. Da zeigte er ein Bild einer Familie mit 3 Generationen. Die Großmutter sprach nur Deutsch und konnte nur so viel Russisch, dass sie auf dem Markt einkaufen konnte. Die erwachsenen Kinder sprachen beide Sprachen (es gab auch Ehen mit Russen), aber die Enkel lernten schon kein Deutsch mehr. Sie ärgerten sich, dass sie in der Schule als "Fritz" verspottet wurden (so wie man bei uns Russen als "Iwan" bezeichnete).

Eine Familie stand kurz vor der Ausreise und hatte eine kleine Tochter. Diese sollte ursprünglich "Katja" heißen. Da die Familie aber bald in Deutschland wohnen würde, wollten sie der Tochter einen deutschen Namen geben. Und wie hieß sie dann? Ottilie. Damals haben wir gelacht, denn dieser Name war total altmodisch und "Katja" bei uns ein angesagter Modename. Aber jetzt ist eine Ottilie in der Politik aufgetaucht, und, wie ich vermutete, ist sie eine Russlanddeutsche. Vielleicht ist sie ja das kleine Mädchen von damals? Und die altmodischen Namen werden alle wieder modern.

Es war doch in der Sowjetunion gar nicht erwünscht, dass man Deutsch sprach.

Es gab aber trotzdem Familien, in denen eben zuhause heimlich weiter Deutsch gesprochen wurde.

Zum Beispiel habe mir aber bemerkt, dass relativ viele ihren Kindern russische Vornamen gaben, damit die in der Schule nicht unangenehm auffallen sollten.

Eine Freundin von mir, die Nina heißt, die Anfang der 1990er nach Deutschland gekommen war, sprach mit ihrem Mann einen etwas "altmodischen" schwäbischen Dialekt. Sie erzählte, dass ihre Familien Donauschwaben gewesen wären.

Nach dem Krieg wurden die verbleibenden Donauschwaben entrechtet, enteignet und in vielen Fällen in die Sowjetunion verschleppt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Donauschwaben