Stimmt es dass ein zu schwacher Verstärker die Boxen killt (wegen Verzerrungen die die Lautsprecher überlasten) und nicht ein nominell zu starker Verstärker?

4 Antworten

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Das geht unter gewissen Umständen.

Es ist erstmal kein Problem, eine 1000W-Box an einem 15W-Verstärker zu betreiben oder andersherum, solange nichts überlastet wird.

Watt bei Verstärkern: Was sie maximal an Leistung abgeben können ohne überlastet zu sein.

Watt bei Lautsprechern: Wie viel sie maximal vertragen ohne überlastet zu sein.

Wie viel Leistung tatsächlich gefahren wird, hängt von der Lautstärke ab.Die schwächere der beiden begrenzt dann die stärkere entsprechend, wenn das unterschiedlich ist

Kommt es aber zu Klangverfälschungen, Verzerrungen, Aussetzern, Schwankungen, Störgeräuschen oder sonstigen Störungen, sind Lautsprecher oder Verstärker oder beides möglicherweise überlastet -> Lautstärke sofort runter!

Drehst du den 1000W-Verstärker mit 15W-Box soweit auf, dass die umgesetzte Leistung minimal über 15W liegt, brennt der Lautsprecher irgendwann durch. Ein überlasteter Lautsprecher klingt meistens rau und aggressiv.

Forderst du vom 15W-Verstärker mit der 1000W-Box dran 20W ab, kann der Verstärker nicht mehr und ist überlastet bzw. übersteuert. Der Verstärker brennt irgendwann durch.

Das Problem ist beim zweiten Fall zusätzlich: Das Leistungs-Musiksignal aus dem Verstärker verzerrt. Das führt dazu, dass sich die Energie mehr in Richtung der höheren Frequenzen verteilt und der Verstärker evtl. zusätzlich unvorhersehbare Ströme raushaut. Das deformierte Signal, das nun nicht mehr viel mit Musik zutun hat und auch keinen schönen Klang mehr hat, kann auch leistungsstärkere Lautsprecher tatsächlich beschädigen. Erst recht, wenn der Verstärker hops geht und im schlimmsten Fall eine "Kernschmelze" erleidet und kein Schutzmechanismus greift, wobei dann alles an Strom zu den Lautsprechern geht, was das Netzteil hergibt.

Faustregel: Hört sich die Musik harmonisch und unverzerrt an, ist alles im grünen Bereich und weder Verstärker noch Lautsprecher sind überlastet oder defekt.

Mein Beispiel ist sehr krass. Aber wenn es so ungefähr passt (z.B. 100W-Boxen an 50W-Verstärker) ist im Alltag unproblematisch, solange man nicht mit der Lautstärke übetreibt.

Zu beachten: Beim Verstärker gilt die RMS-Leistung eines einzelnen Kanals.

Lautsprecher haben oft mehrere Wertangaben, da die Leistung mit den Takten der Musik schwankt (Bumm...Bumm...Bumm...):

  • Die RMS-Dauerbelastbarkeit: Die durchschnittliche Leistungsfähigkeit. Diesen Wert hernehmen bei der Verstärkerwahl.
  • Die RMS-Musikleistung: Der Spitzenwert, das "B" vom "Bumm".
  • Die PMPO-Spitzenleistung: Reiner Marketingblödsinn. Wert ist völlig nutzlos.

Wichtiger ist die Impedanz (Ohmzahl). Das Minimum vom Verstärker darf auf keinen Fall unterschritten werden! (Bei Röhrenverstärkern zusätzlich auch das Maximum nicht überschreiten)

Dann wäre da noch die maximale Auslenkung/Exkursion: Wie weit die Membrane schwingen kann. Maximale mechanische Spitzenbelastbarkeit. Dieser Wert ist selten auf fertigen Lautsprecherboxen zu finden und indirekt mit in der Musikleistung unter eingearbeitet unter der Annahme, dass du handelsübliche Musik mit nicht allzu starker Bassverstärkung damit hören wirst.

Überschreitest du diesen Wert, was meistens durch übertriebene Bassverstärkung passiert, schwingt der Lautsprecher zu sehr und er geht ebenfalls GANZ SCHNELL kaputt - Ohne Überlast auf der elektrischen Seite! Das macht sich durch sichtbare Faltenbildung bei der Membran oder ein Knallen (die Spule im Inneren schlägt an) bemerkbar. Unbedingt vermeiden. Ein einziger Anschlag kann für die Zerstörung bereits ausreichen.

Wenn du sehr dynamische Musik mit besonders lauten und leisen Passagen (z.B. Klassik) hörst, sollte die Stereoanlage mehr mehr Leistung haben, um an den lauten Stellen genügend Abstand zur Lastgrenze zu haben.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre damit.

Wenn der Verstärker schwächer als die Lautsprecher ist, Bsp: Verstärker 100W Lautsprecher 150W, dann kann den Lautsprechern nichts passieren, weil sie nicht überlastet werden. Nur der Verstärker kann überlastet werden, wenn er mehr als Leistung als angegeben ist ausgeben muss. Das wirkt sich Langzeitig nicht gut auf die Lautsprecher aus.

Aber wenn man es nicht übertreibt, geht das schon Okay.

Nur kann man damit keine klanglichen Wunder vollbringen, also keine gute Qualität.

Woher ich das weiß:Hobby – Semi-Tontechniker

Das ist richtig. Ein guter Lautsprecher nimmt eine gewisse Leistung auf und gut. Wenn aber die Frequenzen unsauber wiedergegeben werden überlastet ihn das.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung