Nach Arbeit abschalten?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du wendest dich an deine vorgesetzte Stelle und bittest um Supervision.

Flüchtlingsarbeit hat in der Regel einen übergeordneten Träger, und die müssen sowas eigentlich für ihre Leute anbieten, wenn sie sie nicht vor der Zeit "verchleissen" wollen.

Wenn man empathisch ist und nicht gelernt hat sich abzugrenzen (nennt man bei dem Job "professionelle Distanz"), dann macht man sich mit so einem Job kaputt. Vor allem dann, wenn du die Leute- im übertragenen Sinne- jeden Abend "mit nach Hause nimmst".

Ich habe selber eine Weile in der Flüchtlingshilfe gearbeitet- in einem dieser Auffanglager, direkt nach der großen Welle- und habe erlebt, wie einen das fertig machen kann, wenn man es nicht schafft sich innerlich soweit davon zu distanzieren, dass es einen nicht nach Hause verfolgt.

Du musst das was dich belastet aussprechen können und mit Jemandem darüber reden, der dich auffangen und wieder aufrichten kann, sonst gehst du kaputt und wirst im schlimmsten Fall sogar deprssiv.

Das ist gerade in deinem Fall gar keine so leichte Übung. Natürlich gibt es Entspannungsmöglichkeiten wie Sport (ich fahre beispielsweise mit dem Rad zur Arbeit und hänge auf dem Heimweg gern mal ein paar Kilometer an), Meditation, ein schönes Hobby, ein gutes Essen, Gespräche mit Freunden.

Das wichtigste ist aber, dass du dich nicht der Illusion hingibst, dass du allein und mit deiner Arbeit die Welt verbessern und das Böse, das dir begegnet, ausrotten könntest.

Du kannst an der Stelle, an der du stehst, acht Stunden lang dein Mögliches geben und damit ist es auch schon gut.

Du kannst nicht alle Probleme lösen, die meist andere eingebrockt haben, sondern du kannst im Rahmen deiner Erfahrungen und Möglichkeiten nur dazu beitragen, dass Menschen ihre Probleme ein Stück weit selbst in die Hand nehmen. Sonst wirst du dich ziemlich schnell ohnmächtig fühlen.

Empathie und Energie sind da wichtige Dinge, aber sie dürfen dich nicht auffressen und du darfst sie hinter der Bürotür lassen.

Wenn du gute Freunde oder einen verständnisvollen Partner hast, dann frag sie halt einfach mal, ob du dein Herz ab und zu ausschütten darfst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – langjährige Tätigkeit im Personalbereich
666evil 
Fragesteller
 23.06.2020, 21:42

Ich arbeite momentan als Sozialassistent speziell in der Flüchtlingsbetreuung und z.b kurz bevor ich angefangen habe hat sich da einer von denen aus dem Fenster der sechsten Etage gestürzt und das Leben genommen. Ich hab Akteneinsicht und sexueller missbrauch ist da eher die Regel als die Ausnahme. Gleichzeitig hat man das Gefühl man rennt oft gegen eine Wand oder wird sogar nur als kostenlose Hilfskraft ausgenutzt. Ich komm selber von ganz unten deswegen ist es für mich einerseits gut nachfühlbar andererseits schüttel ich dann oft erst Recht den kopf

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Altersweise  23.06.2020, 21:46
@666evil

Das mit dem Rennen gegen die Wand kannst du dir ersparen, denn das kostet nur Kraft und bringt weder dir noch den Hilfebedürftigen was.

Ein Stück weit musst du da einfach deinen "Job" machen. Solche Schicksale sind hart, aber du kannst sie nicht ändern, sondern nur deinen kleinen Beitrag dazu leisten.

Geh joggen! Das macht den Kopf frei.

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Ich bin zwar Schüler aber hoffe es hilft:

Coronatime hat begonnen und i h war nur zu Hause... Meine Kondition war so schlevht, dass ich nach dem Putzen/Aufräumen Muskelkater hatte und einschlafen konnte...

Ich bin danach sofort täglich immer nach der Arbeit in den Park neben mir gegangen, habe mit Kopfhörern Musik/Podcasts gehört (ohne was anderes zu hören) und bin 3-10 km spaziert. Es hilft! Nach 2 Wochen max. will man spazierej gehen nach dem Arbeiten (so war es bei mir)! Das ist echt eine gute Sache...

1. Man geht an die frische Luft (täglich)

2. "Sport"

3. Psychische Gesundheit + physische wird "verbessert". Was spricht dagegen?

Ich hoffe ich konnte helfen... Vielleicht versuchst du das ja auch Mal?

Viel Glück!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ich gehe nach hause, esse eine kleinigkeit im garten, hole mir dann einen liegestuhl und mache 1/2 stunde augenpflege.

danach setze ich mich in halbschatten und lese in einem buch

Ich hör abends und auch sonst zum Runterkommen gerne mal Hörbücher oder Podcasts. Musik machen oder zeichnen/malen(nach Zahlen) ist auch super entspannend. Oder einfach ne Runde laufen gehen an der frischen Luft. Lg :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung