2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich fahre seit Jahren W202. Das ist ein tolles Auto; robust, zuverlässig, einfach zu warten und reparieren bei günstigen Kosten (da reicht z.B. einfaches 15W-40 Öl nach Blatt 229.1 aus, das es im Handel für drei-vier Euro den Liter gibt!). Schwachstellen sind nur wenige bekannt; ich nenne mal den Rost, aber auch defekte ELCODE-Schlüssel bei der Modellpflege 2 (siehe hier, ab Mai 1997), angerostete Bremsleitungen, das öltriefende Differenzial (wenn es trocken ist, ist es auch nix, denn dann rostet's) sowie undichte oder klemmende E-Schiebedächer. Im Grunde alles typisch Mercedes; wer lang genug Mercedes fährt, der kennt sich aus und kann im Ernstfall vorsorgen. Die C-Klasse ist wirklich sehr problemlos und extrem zuverlässig. Hier ist eine gut gemachte Kaufberatung.

https://www.youtube.com/watch?v=TGxJX3Qfxns

Der C240 aber ist ein Grenzfall schon damals gewesen. Als erster V6 von Mercedes hat der M112 Motor eine enttäuschende Laufkultur, zudem ist der "kleine" 240er ziemlich durstig und entfaltet seine Kraft sehr zäh. Er fühlt sich beim Fahren nicht wie ein 170-PS-Sechszylinder an, sondern eher wie ein gut eingefahrener Zweiliter mit 136 PS (C200 wäre das) und kann nichts besser als der C230 Vierzylinder mit 150 PS den er ablöste, sondern ist in allem eine ganze Klasse schlechter, von allen Motorisierungen im W202 ist der 240er-Benziner mit Abstand der Unharmonischste. Für andere Modelle, in denen es ihn gab (E-Klasse W210 und W211; C-Klasse W203) gilt das genauso. Wenn dann gleich C280, aber der säuft noch mehr.

Die Automatik hat hier fünf Gänge. Mein C180 hat sie auch; die Schaltpunkt 4-3-2-1 brauchst du im Normalfall nicht. Wenn du den Wahlhebel auf "3" stellst, schaltet er maximal bis zum dritten Gang hoch, nur zum Beispiel. Diese Positionen sind eher für besondere Anlässe wie Passfahrten im Hochgebirge interessant, um etwa die Motorbremse auszureizen. Im Alltag brauchst du sie aber nicht, da reicht "D" aus.

Dieses Auto ist viel zu teuer, da es Rost ohne Ende hat. Die Türen sehen schon auf den Bildern so schlecht aus, dass man hier nix mehr groß machen kann; die rosten dir in 1-2 Jahren durch, eventuell früher, und man braucht eigentlich neue Türen. Die Kofferklappe ist auch am Ende, für den Kotflügel vorne rechts gilt das auch. Solche Möhrchen kriegst du zumal ohne besondere Ausstattung, dazu mit ablaufendem TÜV und Scheckheft bis 56.000 Kilometern bei einer Laufleistung von hier 140.000 (zur Sicherheit wäre ein Serviceumfang ASSYST B fällig, das kostet selbst auf dem Hinterhof noch sicher 400 Euro) anderswo bereits für ein Drittel dieses Preises, für den sie fair wären.

Von daher sage ich es mal so: Einen W202 kann man sich auch zum Einstieg durchaus kaufen, aber den hier sollte man stehen lassen. Der hat nichts, was ihn zum ratsamen Kauf macht; der 240er-Motor ist Quatsch und die Substanz der Karosserie für 2200 Euro einfach zu schlecht, um den Kauf zu rechtfertigen. Außerdem glaube ich nicht, dass die Erstzulassung September 1999 stimmt. Hier sehen wir nämlich das (nicht bzw. nur im Sonderlack Aquagrün halbwegs seltene) Sondermodell "Esprit Champion", das DaimlerChrysler bereits im Frühjahr 1998 zur Fußball-WM in Frankreich lanciert hatte - das gab es nur bis kurz nach der WM '98 zu kaufen und Lagerwagen/Restbestände waren beim äußerst erfolgreichen W202 nie ein Thema. Im Sommer 1999 war man längst bei "Classic Selection" oder "Esprit Selection" angekommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
thezocker12 
Fragesteller
 16.08.2020, 16:41

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Ich würde mir echt gerne einen W202 kaufen, aber wie du schon geschrieben hast, sind die gut erhaltenen Exemplare selten zu finden.

1
rotesand  16.08.2020, 19:51
@thezocker12

Gerne doch!

So selten sind die gar nicht und meistens auch ziemlich preiswert, weil für die Mehrheit total uninteressant und im Sog des allmächtigen 190ers ohne Klassiker-Potenzial (der W202 gilt für "echte Benzfans" als "Loser-Auto" für alte Opas, grob gesagt - klingt barsch, ist aber so und stört mich nicht).

Schau' einfach nach einem C180 Classic oder Elegance, bis 2000 Euro hast du freie Auswahl und sogar eine Chance, schrullige Außenfarben wie Malachit-Metallic (Grün), knalliges Imperialrot, Almandinrot-Metallic, bräunlich schimmerndes Onyxgrau-Metallic oder aber Brillantsilber-Metallic mit rotem oder blauem Innenraum zu finden. Gibt es immer wieder, lass' dir vielleicht ein paar Wochen Zeit!

In Bremen hergestellte Modelle (Fahrgestellnummer bspw. "WDB2020181F......") sind besser konserviert als Autos aus Sindelfingen, deren Fahrgestellnummer etwa "WDB2020181A......" gehen könnte - bezogen auf den C180, der C240 hätte etwa "WDB2020861A......", wäre er aus Sindelfingen.

0

Würde mir keinen C240 kaufen. Die 180er schlucken in der Regel schon 8-10 Liter, sobald du nur dran denkst, durch die Stadt zu fahren. Der 6 Zylinder im 240er ist nicht sparsam.

12-13l nur um ans Ziel zu gurken sind für ein erstes Auto zuviel.

Die 1-4 sind Limitierungen. Da arbeitet das Getriebe dann maximal nur in den entsprechenden Gängen. Haben alte Automatikgetriebe so gehabt.

Auch wenn du keinen Diesel brauchst, würde ich mir einen 220er Diesel holen. Die Motoren schlucken wenig und sind nicht anspruchsvoll. Laufkultur wird dich auch nicht enttäuschen, genauso wenig wie der Klang. Ist halt ein Diesel.

rotesand  16.08.2020, 19:54

Schöner Kommentar. Vom 240er kann man echt nur abraten - vor allem, wenn man den gigantischen C230 kennt, der seine 150 PS vom ersten Moment an satt aus dem Ärmel schüttelt und mit zehn Litern klar kommt.

Leider hat der bis 1998 gebaute C220 Diesel mit 95 PS ein Problem mit Einspritzpumpen von Lucas; man kann ihn jedoch auf bessere Pumpen von Bosch umrüsten. Dann hält er Diesel ewig - und er ist für einen Diesel extrem laufruhig, ein CDI kommt da nicht ran. Wenn man einen 220er findet (Diesel, nicht CDI) und die Pumpe schon auf Bosch umgerüstet wurde, und es vom Zustand her passt, wieso nicht.

Mein C180 Automatik (April 1997, 251000 Kilometer) liegt im Mix bei 8,7 Litern (ausgerechnet) und das geht für so ein Auto in Ordnung. Ich kenne aber auch diverse Senioren und Hardcore-Wenigfahrer, die problemlos auf elf Liter kommen!

Unseren BMW 520i fährt meine Freundin mit 9,1 Litern - meine Großtante, die den vorher 19 Jahre lang fuhr, hatte mit dem Auto laut eigener Aussage über zwölf Liter gebraucht.

0