Kennt ihr gute Zen-Koans?

4 Antworten

Ich nehme mal an, du möchtest ein Beispiel. Gerne:

Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf. 

'Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung erlangt habe ?' 

'Vielleicht zehn Jahre', entgegnete der Meister. 

'Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann ?', fragte der Schüler. 

'In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern', erwiderte der Meister. 

'Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich. Ich will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen', beteuerte der junge Mann. 

'Dann', erwiderte der Meister, 'kann es bis zu vierzig Jahre dauern.' 

(Quelle mir unbekannt)


Indecisive  23.03.2020, 10:46

Kommt mir bekannt vor, das Koan dürfte aus der Sammlung irgendeines Zen-Meisters stammen. Es ist deshalb besonders interessant, weil es den Grundgedanken des Zen ganz ansehnlich zur Schau stellt und auch für Laien recht gut verständlich ist... Vor allem Letzteres kann man nur von den wenigsten Koans behaupten😅

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Zen-Koans sind so eine Sache für sich. Tatsächlich besitze ich ein Buch zu dem Thema: "Die ganze Welt ist eine einzige Blume", von Zen-Meister Seung Sahn. Es enthält 365 Koans, eines für jeden Tag des Jahres. Es gibt sogar ein "verstecktes" 366. Koan, das man für Schaltjahre wie dieses verwenden kann.

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Zen-Meister Gum Oh sagte: "Wenn du etwas siehst, bist du blind. Wenn du etwas hörst, bist du taub. Öffnest du deinen Mund, bist du stumm. Wie kannst du so allen Wesen den Dharma lehren?"

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Ein Mönch fragte Hung Yang aus Yang: "Buddha Dae Tong Ji Sung saß zehn Kalpas lang in einer Meditationshalle und übte Zen. Das wahre Dharma ist nicht erschienen, und so erlangte er keine Buddhaschaft. Warum?"

"Gute Frage!" antwortete Hung Yang.

"Er saß bereits in der Meditationshalle", beharrte der Mönch, "warum hat er keine Buddhaschaft erlangt?"

"Hung Yang sagte: "Weil er nicht Buddha werden würde."

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Das sind nur zwei Beispiele für Koans, bei denen man, wie ich finde, auch als Laie mit leicht spirituellem Sinn etwas herausdeuten kann. Die meisten Koans unterscheiden sich radikal von ihnen und sind vollkommen undurchsichtig. Ich konnte mit dem Buch leider nicht viel anfangen, obwohl ich es durchaus zu schätzen weiß und ab und zu darin lese. Das "Jahresprogramm" bringt mich aber garnicht weiter. Ich "springe" auf Koans einfach nicht so an, scheinbar ist mein Geist zu westlich und materialistisch eingestellt...

Aber vielleicht spricht dich das Thema ja eher an? Schau bei Interesse mal bei Amazon rein, das Buch habe ich dort bestellt. Aber Vorsicht: es ist, wie die beiden Koans oben vielleicht schon erahnen lassen, keine Sonntagmorgen-Lektüre à la Bildzeitung.

EDIT: eine tolle Frage, wollte ich noch hinzufügen! :)

Wieviele Zen-Mönche braucht man,

um eine Glühbirne zu wechseln?

Zwei.

Einen zum Wechseln

und einen zum Nicht-Wechseln.

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Dieses Koan habe ich durchdrungen, als ich im Aikido-Training bei Meister Tada war. Er unterrichtete Kiai mit "dem tonlosen Ton"

Uralter Teich…. …Ein Frosch springt hinein…. Plop…

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Kein Wasser – kein Mond.

Die Nonne Chiyono löst das Koan "wer bin ich?"

Sie schreibt:

Auf diesem oder anderen Weg

versuchte ich,

den Eimer zusammen zu halten,

in der Hoffnung,

der schwache Bambus würde niemals brechen.

Plötzlich fiel der Boden heraus.

Kein Wasser mehr;

kein Mond mehr im Wasser –

Leere in meiner Hand.

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Ein Mönch fragte Tozan:

‚Was ist Buddha?‘

Tozan antwortete:

„Drei Pfund Flachs“.

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Dieses Koan habe ich selber auch durchdrungen:

Ao-hsin sprach zu seinen Schülern:

„Was sieht ein Käfer, was fühlt er?

Und ein Adler?

Und ein Staubkorn?“

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Indecisive  23.03.2020, 10:43

Respekt. Ich finde die Koan-Praxis faszinierend, aber mein Geist will sich in die Sache nicht so recht einfinden.

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tenno5034  23.03.2020, 10:49
@Indecisive

Inzwischen habe ich auch nur ein paar geschafft. Aber das war wirklich wie der Moment, wenn jemand im dunklen Keller das Licht an macht. Es war plötzlich da, obwohl es vorher auch schon da war.
Die Erklärung zum jeweiligen Koan ist extrem einfach, jedenfalls bei denen, bei welchen ich hindurch gedrungen bin. Jedoch muss man sich wirklich darauf einlassen.

Alles Gute!

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Ich übe in der Soto-Zen-Tradition in der Linie von Meister Deshimaru und formelles Koan-Training ist bei uns nicht üblich.

Die "Koan" ergeben sich nach Ansicht von Meister Deshimaru aus dem Leben selbst heraus, etwa aus den spontanen Worten während des Kusen (Unterweisung).

Ich weiß, dass es Soto-Lehrer gibt, die Koan und Shikantaza vermischen, etwa in der Hakuun-Yasutani-Linie, aber ich halte es nicht für sinnvoll.

Da kann man auch gleich zu Rinzai-Lehrern gehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist