Kann ich einen befristeten Arbeitsvertrag kündigen ?

4 Antworten

Ein befristetes Arbeitsverhältnis kann nach deutschem Recht nur dann ordentlich gekündigt werden, wenn eine solche Kündigungsmöglichkeit ausdrücklich vereinbart wurde.

So bestimmt es das Teilzeit- und Befristungsgesetz TzBfG § 15 "Ende des befristeten Arbeitsvertrages" Abs. 3:

Ein befristetes Arbeitsverhältnis unterliegt nur dann der ordentlichen Kündigung, wenn dies einzelvertraglich oder im anwendbaren Tarifvertrag vereinbart ist.

Das Arbeitsverhältnis kann dann nur durch einen Aufhebungsvertrag vorzeitig beendet werden, was aber voraussetzt, dass der Arbeitgeber einverstanden ist.

Ansonsten ist eine ordentliche Kündigung vor Vertragsende ausgeschlossen.

Eine fristlose Kündigung aus wichtigem (schwerwiegendem) Grund ist davon selbstverständlich nicht berührt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Beruf/Ehrenamt, lange private Beschäftigung mit Arbeitsrecht

adianthum  09.09.2019, 12:53

Dann ist so ein Arbeitsvertrag ja sowas wie vertraglich vereinbarte Sklaverei, denn die Beweislast liegt beim Arbeitnehmer. Und "schwerwiegender Grund" hat keinerlei gesetzliche Definition, es sei denn für den Arbeitgeber.

Mobbing z.B. ist so gut wie garnicht zu beweisen.

Ein ziemlich b e s c h i s s e n e s Gesetz für den Arbeitnehmer, würde ich mal sagen.

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Familiengerd  09.09.2019, 13:07
@adianthum

Hier von "vertraglich vereinbarter Sklaverei" zu reden, ist selbstverständlich Unsinn.

Diese Regelung ergibt sich doch ganz logisch aus der Natur der Sache: Es wird ein Rechtsverhältnis für eine bestimmte Dauer eingegangen, und wenn keine Möglichkeit zur vorzeitigen Beendigung dieses zeitlich befristeten Rechtsverhältnisses vereinbart wurde, dann gillt es selbstverständlich bis zum vereinbarten Ende - woran sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu halten haben!

Und "schwerwiegender Grund" hat keinerlei gesetzliche Definition

Die gibt es nicht nach einem speziellen Gesetz, aber nach der Rechtsprechung.

Ein wichtiger Grund für eine vorzeitige Beendigung durch eine außerordentliche oder eine fristlose Kündigung ist immer dann gegeben, wenn einem Vertragspartner die Fortführung des Vertragsverhältnisses nicht mehr zuzumuten ist (weil sich der andere Vertragspartner z.B. in einer Art und Weise verhält, die in besonderem Maße mit seinen vertraglichen Pflichten - direkt oder indirekt - nicht vereinbar ist).

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adianthum  09.09.2019, 13:33
@Familiengerd

Das hört sich alles ganz toll nach Juristendeutsch an. Die Praxis unterscheidet sich allerdings oft von der Theorie- und es sind Andere die das beurteilen sollen, was dir zuzumuten ist und was nicht. Hast du einen wohlwollenden Richter ist alles gut, wenn nicht...?

Kein schlechter Arbeitgeber- und davon gibt es genug, wird bei der Einstellung seine schlechten Seiten zeigen.

Und sitzt dir dann noch das Jobcenter im Nacken, sieht es ganz böse aus!

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Familiengerd  09.09.2019, 13:51
@adianthum
es sind Andere die das beurteilen sollen, was dir zuzumuten ist und was nicht

Selbstverständlich kann das nicht ausschließlich individualisiert/subjektiv betrachtet werden - so wenig, wie es ausschließlich generalisiert/objektiv betrachtet werden kann, was zumutbar oder unzumutbar ist und was nicht.

Es kommt immer darauf an, wie ein "verständiger" Mensch eine Situation unter Berücksichtigung der konkreten - objektiven und individuellen - Bedingungen Beurteilen würde.

Einfaches Beispiel: Der eine Arbeitnehmer nimmt schwere körperliche Arbeit hin, weil sie ihm körperlich nichts ausmacht, einem anderen vergleichbaren Arbeitnehmer würde sie auch nichts ausmachen, er hält sie aber aufgrund seiner individuellen Einstellungen für unzumutbar; tatsächlich unzumutbar wäre sie aber für einen körperbehinderten Arbeitnehmer.

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Wenn das so stimmt, wie die anderen es schreiben, dann bleibt dir nur eine Krankmeldung. Wenn du oft genug krank machst, dann schmeißen sie dich schon von selber raus. Und das hat dann zusätzlich den Vorteil, dass du keine Sperre vom Arbeitsamt bekommst.

Verkehrte Welt!


PeterSchu  09.09.2019, 15:33

Als verkehrte Welt sehe ich es, wenn man einen Arbeitsvertrag unterschreibt, obwohl man selbst nicht weiß, was drin steht und worauf man sich einlässt.

Und eine willkürliche Krankschreibung würde nur bedeuten, dass man sich unrechtmäßig weigert, das zu erfüllen, was man im Vertrag unterschrieben hat.

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adianthum  09.09.2019, 16:10
@PeterSchu

Das sehe ich etwas anders. Denn dabei gibt es eine ganze Menge Nebenfaktoren zu berücksichtigen.

Nicht alle Arbeitgeber sind fair. Nicht alle Arbeitnehmer sind erfahren und wissen was sie unterschreiben. Gerade im Niedriglohnsektor und im Dienstleistungsbereich wird ausgebeutet und gemobbt was das Zeug hält. Berufseinsteiger/frisch Ausgelernte sind da eine beliebte "Beute", denn denen kann man noch alles erzählen und sie schön einschüchtern und klein halten.

Was denkst du wohl, warum es in manchen Berufen kaum Leute gibt, die ihn noch ausüben wollen?

Beispiel: In einem Betrieb (Backstube) in dem ich beschäftigt war, habe ich mich gewundert, warum es keine Azubis gab. Nach 4 Wochen Betriebszugehörigkeit wusste ich warum. Eine Junggesellin, erste Arbeitsstelle nach der Ausbildung, mit befristetem Arbeitsvertrag, hat in dem Jahr angefangen sich die Beine zu zerschneiden und einen Selbstmordversuch! unternommen, nur um aus dem Vertrag zu kommen, weil sie sich auf Grund von mangelnder Unterstützung von außen und fehlendem sozialen Netzwerk, nicht mehr anders zu helfen wusste.

Die hätte sich lieber krank schreiben lassen sollen. Aber mit 20, grad raus von zuhause, erste eigene Wohnung...?

Dass das Arbeitsklima dort allerunterste Schiene war, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Der Backstubenleiter, "unumschränkter Herrscher seines Reiches", wurde manchen Gesellen gegenüber sogar handgreiflich, wenn ihm der Helm brannte. Betriebsrat? Zu klein, repressives Klima, zuviel Druck von außen und innen.

Nicht jeder Mensch in unserem Land hat eine funktionierende Familie, die hinter ihm steht und ihn auffängt. Und damit Einem Jemand zuhört und ernst nimmt, muss man schon halb tot sein, damit mal jemand von außen drauf schaut.

Die "Stell dich doch nicht so an!" Mentalität in unserer Gesellschaft ist noch immer weit verbreitet, und bei Menschen, die aus welchem Grund auch immer aus dem System gefallen sind, wird das besonders deutlich.

Ich würde meinen Beruf heutzutage nicht mehr lernen wollen, und das war in den Achtzigern schon ein hammerhartes Brot.

Da ist eine Krankschreibung probates Mittel, sich aus der Bredouille zu ziehen ohne sich weiteren Repressalien aussetzen zu müssen!

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PeterSchu  09.09.2019, 19:20
@adianthum

"Nicht alle Arbeitgeber sind fair."

Soweit stimme ich dir voll zu. Aber umso mehr ist das doch ein Argument, sich den Arbeitsvertrag gut zu anzuschauen. Wenn man ihn nicht versteht, kann man sich Rat holen und beispielsweise zur Gewerkschaft gehen.

Der Arbeitsvertrag ist doch sicher neben der Hochzeit die wichtigste Entscheidung im Leben. Man kann nicht den Vertrag achtlos zur Seite legen und dann sagen "der böse Chef hat mich reingelegt."

Nicht umsonst war ich mehrere Jahre im Betriebsrat, weil ich es wichtig finde, sich gegen Tücken und Fallen zur Wehr zu setzen. Dazu muss man sich schlau machen und rechtliche Mittel finden.

Wenn man aber zur Krankschreibung greift, würde ich als Betriebsrat sagen, darin kann ich demjenigen keinen Rechtsbeistand geben, denn er geht seinen eigenen, anderen Weg.

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adianthum  09.09.2019, 23:15
@PeterSchu

Um so zu agieren müssen bestimmte Grundvoraussetzungen gegeben sein.

Man muss nur im falschen Beruf arbeiten und im "falschen" Geschlecht geboren, und schon wird ein anderes Maß angelegt.

Ich gehe mal stark davon aus, dass du in keinem dienstleistenden Beruf oder produzierendem Handwerk tätig bist, denn dort herrscht ein rauer Wind. Gewerkschaftlich organisiert sind im Handwerk auch die Wenigsten. Ein Arbeitgeber wollte von mir beim Einstellungsgespräch wissen, ob ich in der Gewerkschaft bin. Als Junggesellin hätte ich ihm wahrscheinlich wahrheitsgemäß geantwortet. Aber mit knapp 50 wusste ich mittlerweile, dass ich das nicht muss.

Hätte er gewusst, dass ich gewerkschaftlich organisiert bin, wäre ich nicht eingestellt worden. Das ist in meinem Beruf (in zwei meiner Berufe sogar) die Realität.

Nicht jeder ist in der Industrie oder einem anderen Großunternehmen tätig. Dort haben auch die Arbeitnehmer eine Stimme, aber nicht in den "kleinen Klitschen", in denen die meisten meiner Berufsgruppe tätig sind. Traurig, aber wahr.

Ich nenne solche Betriebe "verheizende Arbeigeber", und die haben es m.M. nach nicht besser verdient, wenn sie ihre Angestellten so menschenverachtend behandeln.

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Man kann einen befristeten Vertrag kündigen, wenn diese vertraglich vereinbart wurde oder eine Probezeit vereinbart wurde und man sich noch in der Probezeit befindet.

Was steht zu diesen Dingen in Deinem Arbeitsvertrag?

An die Leute, die dieses Problem derzeit haben:

Meldet euch einfach andauernd krank. Dann werdet ihr gefeuert und seid raus.

Woher ich das weiß:Hobby