Jeder Satz besteht aus einem Subjekt?

7 Antworten

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Hallo,

tatsächlich gibt es im Deutschen subjektslose Sätze. Das betrifft zum einen das unpersönliche Passiv (wie in deinem Beispiel), aber auch Sätze mit anderen unpersönliche Verben wie etwa "Mich friert.", "Ihm graust davor." oder "Mir ist schwindelig." In den meisten Fällen lässt sich aber dann ein unpersönliches "es" als semantisch leeres Subjekt einfügen. "semantisch leer" bedeutet, dass das "es" in diesen Sätzen keine besondere Bedeutung bzw. Rolle hat.

Auch bei vielen Imperativsätzen bleibt die Stelle des Subjekts unbesetzt: "Gib mir das Buch!" oder "Geht weg!" sind zwei Beispiele.

Generell ist es schwierig zu behaupten, dass das Subjekt eine Person oder Sache ist, die etwas tut. Daher wird auch oft der Begriff Agens verwendet, um das Satzglied zu bezeichnen, dass etwas tut. Das Agens muss aber nicht das Subjekt eines Satzes sein! Ob ein Subjekt in einem Satz auftaucht, ist eine Frage der Verbvalenz, d.h. jedes Verb verlangt aufgrund seiner Bedeutung verschiedene notwendige Ergänzungen, die ihrerseits dann in verschiedenen Kasus auftreten können. Eine der wichtigsten Funktionen des Passivs ist es, dass uns das Passiv ermöglicht, den Agens zu einer freien, also nicht-notwendigen Angabe zu machen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es bei intransitiven Verben subjektslose Passivsätze geben kann.

Vielmehr lässt sich das Subjekt besser als derjenige Satzteil bestimmen, das im Nominativ steht und das mit der finiten Verbform eines Satzes kongruiert. Dabei kann das Subjekt ganz verschiedne Rollen spielen. Es kann zum Beispiel einen Rezipienten bezeichnen (Er bekommt einen Brief.), ein Patiens (Er wird geschlagen.) oder ein Instrument (Der Hammer deint dazu, einen Nagel in die Wand zu schlagen.)

Es gibt aber auch Sprachen, in denen tatsächlich ein Subjekt in einem normalen Aussagesatz enthalten sein muss. Zum Beispiel muss im Englischen und im Französischen in Aussagesätzen ein ausdrücklich genanntes Subjekt stehen. Bei Imperativsätzen dagegen, ist es auch hier möglich, subjektslose Sätze zu formulieren. Das Subjekt steckt dann quasi in der Verbform.

Hoffe, das hilft dir weiter.

LG

Genau, das hast du richtig erkannt, in diesen Sätzen mit einer passiven Konstruktion kann es vorkommen, dass das Subjekt im Deutschen ganz fehlt (z.B. auch "Dem Mann kann geholfen werden."). Auch in dem Satz "Mir ist schlecht" fehlt das Subjekt.

Auch Isländisch kennt solche Konstruktionen mit Dativ, etwa "Mér er flökurt." = "Mir ist schlecht.". In der isländischen Grammatik kann man sogar manchmal von einem Dativsubjekt sprechen (oder Akkusativsubjekt). Das ist schon ein wenig exotisch, im Deutschen steht das Subjekt stets im Nominativ.

Interessant ist noch der Umstand, dass solche subjektlosen Sätze im Französischen nicht gehen. Als ich klein war (ich bin im Saarland geboren) sagte ich immer: "Ich habe kalt." - das ist eine Lehnübersetzung aus dem Französischen "J'ai froid". So ein Satz hat also ein Subjekt. Erst später lernte ich, dass es im Standarddeutschen "Mir ist kalt." lauten muss.

Solche Konstruktionen mit Dativ gehen zwar im Deutschen (oder im Isländischen), nicht aber im Französischen (das auch keinen richtigen Dativ hat). Auch Englisch kennt eine Satzkonstruktion wie in "Mir ist schlecht." nicht, auch im Englischen muss man das ganz normal mit einem aktiven Nominativsubjekt formulieren, etwa "I feel nauseous".

  • Dem Tier wird geholfen.

Du kannst die passive Form "wird geholfen" auch aktiv übersetzen, indem du sagst, "Man (er, sie, es) hilft dem Tier". Dann wird das Subjekt des Satzes deutlich hervorgehoben.

Normalerweise hat es immer ein Subjekt. Aber hier wurde es weggelassen. Du könntest ja z.b sagen: Dem Tier wird von Anna geholfen. Dann wäre Anna das Subjekt. Da der Satz im Passiv steht ist das Subjekt jedoch ziemlich unwichtig und wird dann eben weggelassen.

Da hast Du aber einen besonderen Fall herausgekramt, in dem genannten Fall liegt kein vollständiger Satz vor, somit fehlt das Subjekt. Der Satz ist uneindeutig und bedarf einer Erklärung.

Im Satz: "Hans isst" fehlt z.B. das Objekt. Das ist einer der Gründe, warum Lehrer gerne eine Antwort "im ganzen Satz" fordern

spanferkel14  26.04.2024, 09:09

Selbstverständlich sind Sätze mit subjektlosem Passiv vollständige Sätze. Wenn du unbedingt ein Subjekt haben möchtest, bitte sehr:

  • Es wird dem verletzten Tier geholfen. = Dem verletzten Tier wird geholfen.
  • Es wird den verletzten Tieren geholfen. = Den verletzten Tieren wird geholfen.
  • Es wird für den Kranken gesorgt. = Für den Kranken wird gesorgt.
  • Es wird für die Kranken gesorgt. = Für die Kranken wird gesorgt.

Bei Verben mit Dativ und bei Verben mit Präpositionen ist das (Ersatz-)Subjekt im Passiv immer „es“. Deshalb steht das konjugierte Verb auch immer in der 3.Person Singular*. Das ist kein besonderer Fall. Da ist auch nichts uneindeutig. Das ist einfach eine grammatische Regel im Deutschen. Man macht das automatisch, denkt also nicht darüber nach. Aber das lernt man normalerweise auch in der Schule. Jedenfalls war das bei uns so.

*Nur Verena Pooth hat wohl mit ihrem "Da wirst du geholfen" richtig schön Kohle gemacht.

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